trentacinque

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Now there's nothing left to lose 

So we're breaking all the rules 

And they don't know what we know


Ob ich Angst habe?

Ja, verdammt viel. Ich laufe hier im dunklen wild im Wald herum, die einzige Beleuchtung ist der Vollmond und die Feuerstelle. Ich weiß nicht wie weit ich noch rennen muss, ich weiß nicht einmal, ob ich die Villa wieder finden werden, ich folge einfach dem Rauch, der sich in der Luft verbreitet hat. Mein Hals schmerz unfassbar und mittlerweile kann ich nicht mal mehr meine eigene Spucke schlucken. 

Mein rotes Kleid ist mittlerweile zerrissen und meine High Heels habe ich irgendwo hingeschmissen. Ich bin mir sicher, dass ich schon unendlich viele blaue Flecken am Fuß habe. Sie schmerzen so sehr, dass sie schon taub sind. Aber ich renne trotzdem, ich hatte noch Glück, dass ich schnell aufgewacht bin, sonst wären wir schon bestimmt viel weiter entfernt. 

Ich stoppe für eine Sekunde und hole tief Luft ein, diese Situation erinnert mich zu sehr an mein Flucht aus dem Hotel, wo ich 34 Stockwerke runter gelaufen bin. Nach meiner sehr kurzen Pause beginne ich wieder zu rennen und spüre schon das Knistern des Feuers. 

Ich weiß, dass die Polizei hierher nie kommen wird, wir sind in einer abgelegenen Gegend mitten im Wald. Keiner wird wissen, was hier passiert ist, keiner darf es wisse, denn da drinnen sind viele zu viele Beweismittel und eins, dass man über eine Mafia Familie wissen sollte ist, dass sie immer ein Plan B haben. 

Immer

Entweder brennen sie, das ganze Haus oder sie löschen schnell wie möglich das Feuer. Gerade schaut es nicht so aus als würden das ganze Haus brennen aber es schaut auch nicht so aus als würden sie das Feuer löschen. Und das zurzeit keine Autos auf der Autobahn sind ist ein Pluspunkt, dadurch kann keiner die Flammen sehen und somit auch nicht die Polizei alarmieren. 

Ich kann schon das Ende der Bäume sehen und die bekannte Terrasse der Santos Villa. Ich verlangsame meine Schritte und bleibe schwer atmend stehen. Ich schaue nach links, nach rechts keiner, zu sehen. Es müssen doch Leute gegeben haben, die es überlebt haben, die wo anders waren? Genau wie Fernando und ich. Die Glück hatten. 

Wieviele Leute waren bitte Heute dadrinnen? Wieviel Leichen sind in diesem Haus? Wieviele Leben haben heute geendet? Bei diesen Gedanken bekomme ich eine Gänsehaut und würde mich am liebsten übergeben. Der Gedanke, dass es so viele Menschen, die vor 10 Minuten noch am Leben waren jetzt tot sind, keinen Puls haben, ist schrecklich und unfassbar. 

Die ganze Gegend ist voll mit Rauch und meine Augen brennen, sie sind glasig und meine ganze Sicht ist verschwommen, ich gehe Wild herum. Die Vorderseite der Villa ist komplett zerstört. Wie ein Kriegsgebiet, Rauch, Flammen, zerstörte Fenster und ganz viel Asche. 

Ich weiß nicht wie schlau es ist rein zu gehen, was wenn ich nicht mehr raus kann? Was wenn ich sterbe? Aber das wolltest du doch Alaia? Oder nicht? Du bist ja diejenige die schlafen und nie wider aufwachen möchte. Die sich um alles beschwert, die immer wieder dumme Fehler macht. Die sich immer in beschissene Situationen bringt, nur um ein Punkt zu beweisen. 

Aber jetzt stehst du da und plötzlich hast du angst um dein Leben? Wenn es ernst wird rennst du von der Realität weg. Ich muss da nicht reingehen, aber zum ersten mal in meinem Leben realisiere ich etwas. Realisiere ich wer ich teilweise bin. Ich bin eine Mutter. Zwei verdammte Jahre habe ich unterdrückt wer ich bin, wer ich geworden bin. Weil ich schuldig bin, weil ich mich so verdammt schuldig fühle, weil ich mich schäme, schäme, dass ich meinen Sohn einfach zurück gelassen habe, ein kleines Baby einfach hergegeben habe und seien wir mal ehrlich, wäre ich heute nicht in dieser Situation, wäre ich noch immer in Seattle, und hätte mein Baby nicht zurück geholt, ich hätte ihn bei Mala gelassen. Für immer. 

Aber jetzt wo ich Runden um die Villa mache, um eine Stelle zu finden, die nicht zerstört genug ist um mich reinzuwerfen, realisiere ich wer ich bin, ich bin eine Mutter. Und vielleicht war ich genauso wie die Mütter, die ich in meinem Leben hatte, genauso mein Kind hergegeben habe, jedoch kann ich vielleicht mein Kind wider zurück gewinnen, bevor es zu spät ist.

Und ich schwöre auf alles ich werde ihn dieses Mal nicht loslassen. Ich werde ihn als ein Geschenk sehen und nicht als ein Fehler. Den seien wir ehrlich ein Kind von Fernando ist doch kein Fehler. Ja vielleicht ist es gefährlich ein Kind zu haben, wenn man so viele Waffen auf sich gerichtet hat, aber wie sind wir groß geworden? Genauso. Und ich bin mir sicher, hätte man mich mehr geliebt, hätten meine "Eltern" sich mehr um mich gekümmert, dann könnte ich wenigstens sagen, ja mein Lebensstil ist beschissen aber meine Familie rettet alles. 

Und wenn ich hier rauskomme, mit meinem Baby in der Hand, dann werde ich zu Fernando gehen und wir werden ihn beschützen ihn lieben. Und mir ist scheiss egal, ob die ganze Welt gegen uns ist. Ich werde keine Angst mehr habe und wenn ich auch mein ganzes Leben auf einer Flucht verbringe, auch wenn ich mein ganzes Leben eine Maus spielen muss, werde ich es tun. Um zu leben, zu lieben und endlich zu atmen ohne angst zu haben. Und wenn ich sterbe, sterbe ich mit der Liebe, die ich bekommen und hergegeben habe. Ohne etwas zu bereuen. 

Ich bin wieder am Eingang und gehe mit schnellen Schritten zur zerstörten Eingangstür. 

Bitte lass es nicht zu spät sein. 

Die hintere Seite der Villa steht noch ganz, vielleicht sind sie dort. 

Mein letzter Wunsch im Leben ist, mein Baby endlich ohne angst zu halten, zu umarmen. Sein Duft in mich zu ziehen und für immer darin zu leben. 

Doch die Realität ist scheisse. Eine dumme Bitch, die immer in den unpassendsten Momenten zuschlägt. Immer dann, wenn man es nicht möchte. Immer in den ungünstigsten Momenten. Und jedes mal sind wir Menschen so schockiert, obwohl wir ja damit eigentlich rechnen müssen. Rechnen müssen, dass egal was ist, egal in welche Seifenblase wir leben, was wir träumen, egal was, dass die Realität noch nicht an unserer Tür geklopft hat und wenn sie da ist, rennen wir weg, jedoch hält sie uns fest, kettet sich an uns und lässt nie mehr los. 

Ein Waffenschuss, lässt mich schockiert stehen bleiben, zuerst denke ich, dass ich vielleicht verletzt wurde, jedoch spüre ich kein Schmerz und öffne meine zusammengekniffen Augen, kontrolliere mein Köper auf eine Schusswunde aber finde nichts, erst dann drehe ich mich um. 

Ich sehe eine Waffe.

Auf mich gerichtet. 

Der Benützer ist 

kein anderer als 

Antonio Maximilian de Angelis. 





Das ist ein 50k Spezial! Um ein DANKE zu sagen! Für den einen oder anderen mag es wenig sein jedoch ist es für mich mega. Ich danke euch nochmal fürs lesen, für die Kommentare, für die Votes. Wenn ich auch viele Pausen hatte sind noch einige von euch hier und dafür möchte ich auch danke sagen! Danke, dass ihr geblieben seid. 

Ihr seid die besten und wir sehen uns ganz bestimmt bald wieder! 

His QueenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt