2. Türchen

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Mein Kopf knallte hart gegen die Scheibe des Zuges  und ich schreckte hoch. Weit riss ich meine Augen auf. Ich war wohl eingenickt und hatte meinen Kopf gestoßen als der Zug in die Haltestelle eingefahren war.
„Verdammter Mist.“, nuschelte ich vor mich hin und rieb mir den Kopf. Erst jetzt bemerkte ich, dass keine Musik mehr aus meinen Kopfhörern rauschte, dieser Handyakku war echt zu nix zu gebrauchen. Ich stopfte das Handy in meine Handtasche die auf meinem Schoß lag. Leise hörte ich wie ‚All I want for Chistmas is you‘ irgendwo lief und ich überlegte ernsthaft ob ein Zug ein Radio hatte. Jedenfalls regte mich dieses Weihnachtstralala Lied so dermaßen auf. Wie gerne würde ich jetzt einfach irgendwelches Death Metall anhören, wie ich es immer tat zur Weihnachtszeit. Doch leider machte mir mein Handy bei diesem Plan einen Strich durch die Rechnung.
Ich sah mich im Zug um. Gegenüber von mir saß ein Mann der Zeitung las und anscheinend ziemlich vertieft darin war. Wahrscheinlich irgendein Geschäftsführer einer Firma, der bis gerade noch sein Haufen Geld schön und sorgfältig erarbeitete hatte indem er wahrscheinlich Angestellte zusammengestaucht und Kaffee gesüffelte hatte, den ihm die Sekretären an den Arsch tragen müsste. Wie auch sonst sollte das Leben eines Anzugtragenden glatt rasierten Mannes, der das neusten IPhone neben sich liegen hatte aussehen.
Ich lies meinen Blick weiter durch den Zug schweifen. Die Kinder mit ihren Eltern waren zum Glück verschwunden. Eine Gruppe alter Leute saß stattdessen dort und trank Glühwein aus Plastikbechern, dessen Duft durch den ganzen Zug zog.
Ich sah weiter und blieb prompt bei zwei Augen stehen, die mich direkt anstarrten. Das war wie in so einem grusligen Horrorfilm wo man plötzlich zwei Augenpaare in der Ferne auftauchen sieht. Wahrscheinlich bin ich zusammengezuckt. Als der Typ, es war irgend so ein Junge der aussah als wäre er gerade frisch aus dem Heim ausgebrochen und kurz davor sich einen Joint durchzuziehen, bemerkte das mich sein Blick fast zu Tode erschreckt hatte sah er schnell aus dem Fenster.
Er trug einen großen grauen Pullover auf dem ‚New York N°1‘ in dunkelblauer Schrift stand. Seine dunkelbraunen Haare standen verwuschelt nach oben und seine tief schwarzen Augen folgten den Gegenständen an denen wir vorbeifuhren.
Ich sah auch nach draußen. Dieser Typ hatte mich  bestimmt die ganze Zeit während ich geschlafen hatte beobachtet. Sowas ist doch gruselig, was in den Köpfen mancher Menschen vorgeht musste man echt nicht verstehen.
Ich versuchte meine Gedanken nicht unnötig an irgendwelche Leute in diesem Zug zu verschwenden und bemerkte dabei, dass es draußen schneite. Schnee war so ziemlich das einzige was ich an Winter mochte, naja aber auch nur solange man drinnen im warmen sitzen konnte und nicht raus musste.
Der Zug hielt an einer nächsten Haltestelle. Erst als sich die Türen geöffnet hatten, bemerkte ich dass ich aussteigen musste. Ich schlüpfte schnell in meine Jacke, zog mein Koffer von der Ablage, hing mir meine Tasche um die Schulter in hetzte zum Ausgang.
Ab hier begann immer der unangenehme Teil meiner Fahrt, vor allem in den kalten und dunklen Jahreszeiten.
Da mein Dorf ziemlich abgelegen liegt und von einem zum nächsten immer drei bis vier Kilometer dazwischen liegen. Wurde vor drei Jahren eine Art Bimmelbahn gebaut. Sie fährt ein paar Mal am Tag von diesem Ort an dem ich ausgestiegen bin, bis zum letzten Dorf ganz im Norden von Deutschland. Diese Bahn ist meistens leer und die Investition darin deshalb sehr fehlerhaft. Außerdem war die Lokführerin eine richtige Schabracke. Sie wiegte so um die hundert Kilo, hat einen Kopf wie eine überdimensionale Kartoffel, eine Stimme wie der Motor von dem alten Moped meines Vaters und stank nach Bartwurst. Deshalb ist es sehr wichtig, nicht in den vordersten Wagon einzusteigen, denn dort hat sich der Wurstgeruch schon breit gemacht und das hält man keine einstündige Fahrt aus.

Ich schleppte meinen Koffer auf Gleis acht. Die Bahn stand schon dort und ich stieg wie immer ganz hinten ein. Wieder stemmte ich den Koffer auf die Ablage, zog meine Jacke aus und pflanzte mich in die Vierersitzgruppe.
Ich stellte mich schon darauf ein, dass ich wieder ganz alleine fuhr, als kurz bevor sich die Türen schlossen dieser Typ von vorhin einstieg. Er setzte sich direkt mir gegenüber und zog seine Jacke aus. Das war doch jetzt wohl nicht sein ernst? Falls der irgendwie vor hatte mich zu verfolgen oder noch schlimmer, mit mir ein Gespräch anzufangen, müsste ich mich wohl oder übel in den Bartwurstwagon setzten.

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Zweites Türchen.
Wie gefällt euch die Geschichte? Schreibt mir ruhig Verbesserungsvorschläge, ich versuche sie dann umzusetzen. :)

Habt ihr einen Adventskalender? Wenn ja was für einen? --> könnt ihr gerne in den Kommentaren beantworten. :)

Bis morgen,
Lysell <33         
    

Driving home for ChristmasWhere stories live. Discover now