23. Türchen

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Doch leider wurde aus dem Wunsch, für heute in Ruhe gelassen zu werden, nichts. Mama kam zu meiner Tür herein, was sie eigentlich nie tat wenn wir uns gestritten hatten.
Sie setzte sich an mein Bett. Es war Mucksmäuschen Still.
„Mia…es tut mir Leid…“, begann sie leise. Ich bemerkte, dass ihre Stimme in ihrem Hals kratze.
Ich lag auf dem Bauch. Langsam drehte ich den Kopf in ihre Richtung. ‚Es tut mir Leid‘, diese Worte hatte sie glaube ich zuletzt gesagt, als sie Pinas behandelten Arzt, kurz nach dem Unfall, für mich am Telefon zitiert hatte. Ich setzte mich langsam auf. Irgendwie war ich wütend, aber auch total ruhig. Vielleicht hatte ich auch ein wenig Selbstmitleid. Was man aber in so einer Situation durchaus haben darf.
„Mir wird erst jetzt klar…ich hab einfach nicht zugehört. Du hattest mit allem Recht was du gesagt hast.“ Sie legte ihre Hand sachte auf mein Knie.
„Weißt du, ich hätte einfach manchmal gerne eine Mutter, an der ich mich festhalten kann. Der ich Dinge anvertrauen kann und dabei weiß, dass sie mir hilft und hinter mir steht, egal wie ich mich entscheide. Und eine Mutter die mir einfach zuhört auch wenn es der blödeste Schwachsinn ist, den ich erzähle…ich hätte einfach gerne, dass es wieder so ist wie früher.“ Kein bisschen von meiner vorgenommenen, starken Persönlichkeit war nun mehr zu erkennen.
„Ich hätte das auch gerne wieder. Aber irgendwie ist es für mich seit dem Unfall nicht so leicht. Normalerweise ist es doch so, dass Mütter nach so einem schlimmen Schicksal, ihre Kinder nur noch mehr beschützen oder? Bei mir ist das genau anders herum. Ich hab das Gefühl ich muss euch gehen lassen.“ Sie sah mich Verständnis erwartend an.
„Gehen lassen ist okay. Aber nicht vergessen.“, sagte ich leise.
„Das war nicht meine Absicht. Es tut mir so unendlich leid, mein Schatz.“ Auch ihre Stimme war ganz leise geworden.
Ich nickte ihr zu. Dann fielen wir uns in die Arme. Keiner redete mehr etwas. Wir weinten. Ich weiß nicht mehr genau wieso. Vielleicht weil wir froh über unsere Aussprache waren, vielleicht auch wegen Pina, oder vielleicht lag es bei mir auch ein stückweit an der Tatsache, dass eine Sorgen die mit ‚D‘ begann und mit ‚avin‘ aufhörte immer noch in meinem Hinterkopf klebte.

Spät abends konnte ich nicht einschlafen. Okay schön, vielleicht lag es an dem ‚Liebeskummer‘ wegen Davin. Ich gab es nur ungern zu.
Ich war froh, als ich auch noch Geräusche aus dem Zimmer meiner Schwester nebenan hörte. Schnurstracks und auf Zehenspitzen, weil es wirklich schon spät war, schlich ich mich zu ihr. Sie lag in ihrem höhenverstellbaren Bett und hatte ein Buch vor sich. Ich schloss die Tür hinter mir und huschte zu ihr unter die Decke.
„Ist was?“, fragte sie, legte ihr Buch weg und beäugte mich, „das mit Mama ist doch wieder in Ordnung oder?“
Ich nickte.
„Ja alles wieder geklärt.“ Ich überlegte kurz, ob ich ihr die Geschichte mit Davin erzählen sollte. Sie würde sowieso auf ihren Unfall zulaufen, weil das ja nun mal das tragische Ende war und ich gerade wegen dem so traurig war.
„Aber du hast doch was. Sonst würdest du nicht um halb zwölf zu mir kommen und dich einfach wortlos neben mich legen.“ Ich hätte mir denken müssen, dass sie mich durchschauen würde. Ich wusste, ich würde wohl nicht darum herum kommen. Meine Schwester konnte sehr hartnäckig sein.
„Du weißt doch, dass ich eben in Dänemark war…“, begann ich vorsichtig.
„Stimmt, dass wollte ich mal noch googlen. Das ist mir nicht so ganz geheuer. Ich mach das morgen mal.“ Ich war kurz aus der Fassung weil sie mich unterbrochen hatte. „Entschuldige, rede weiter.“
„Ja. Jedenfalls war ich da nicht alleine…“, ich erzählte ihr die ganze Geschichte, bis ins kleinste Detail. Es tat gut, sich nochmal an all die schönen Dinge zu erinnern. Irgendwie verbreitete es in mir fast sogar Weihnachtsstimmung. Was ich einen Tag vor Heilig Abend dringend nötig hatte.
Kurz bevor der Schluss kam stockte ich nochmal.
„…Ja und auf dem Display seines Handys, war eben dieser Maurice zu sehen. Der Maurice, der Schuld an deinem Unfall ist. Genau der ist sein Bruder. Ab da war für mich die Sache gegessen. Auch wenn sie noch so schön war.“
Pina schaute mich entsetzte an. Ihre Augen waren weit geöffnet.
„Davin ist der Bruder von Maurice?…“, wiederholte sie langsam.

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Hey Leute.
Morgen ist schon Weihnachten.
Seid ihr auch so gar nicht in Weihnachtsstimmung wie ich? Das ist schrecklich.

Info zum morgigen Teil:
Das 24. Türchen morgen wird in zwei Teile aufgeteilt. Der erste Teil wird so um elf Uhr morgens und der zweite um vier Uhr nachmittags online kommen.

Lysell <33

Driving home for ChristmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt