5. Türchen

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Ich schwieg und stand mit verschränkten Armen vor ihm. In keinem Fall würde ich ihm meinen Namen sagen, das wäre ja ein Stück von einem Friedensangebot.
Er bückte sich und drehte den Zettel der am Reisverschluss meiner Reisetasche hing.
„Freut mich dich kennen zu lernen Mia.“, las er vor.
Er streckte mir seine Hand hin, doch ich machte wieder kehrt und lief schnellen Schrittes weiter.
Keine Ahnung warum ich so einen Hass auf ihn hatte. Ich war wie schon erwähnt  noch nie gut auf fremde Leute zu sprechen. Entweder ignorierte ich sie oder ich giftete sie so lange an bis sie freiwillig gingen. Das war meistens eine gute Strategie und ich glaubte ich würde es auch diesmal schaffen.

Es war sehr kalt in dieser Nacht gewesen. Mit jedem Schritt spürte ich mehr und mehr wie Nässe durch meine Schuhe ins Innere drang.
Davin war still. Ich fand es sehr gut dass er nichts redete, doch ich musste mir auch ein gestehen dass es sehr beruhigend war Schritte hinter mir zu hören und nicht völlig alleine in diesem Wald zu sein.
‚Sobald wir eine Straße finden würden, würde jeder seinen eigenen Weg gehen, doch hier ich Wald ist es ganz gut nicht alleine mit irgendwelchen Kreaturen zu sein.‘, dachte ich mir während ich ein Bein vor das andere setzte.
Ich weiß nicht wie lange wir liefen. Aber ich konnte schon sehr bald nicht mehr. Es fühlte sich an, als würde meine Reistasche hunderte von Steine beinhalten. Der Gurt rutschte mir immer wieder von der Schulter und es war sehr mühselig ihn wieder hinauszuschieben.
Immer noch herrschte Stille zwischen uns, nur das knacken der Äste unter unseren Füßen und das klappern meiner Zähne war zu hören.
Irgendwann als mir zum tausendsten Mal der Riemen der Tasche herunter rutschte, hörte ich schnelle Schritte hinter mir.
Mit einem Ruck nahm Davin mir die Tasche weg und hing sie über seine eigene Schulter. Ohne ein Wort lief er nun vorne weg. Wäre ich nicht so erschöpft gewesen, hätte ich ihn wahrscheinlich angepflaumt und die Tasche wieder selbst getragen.
Er machte große Schritte und nun hatte ich Mühe hinter ihm herzukommen. Immer wieder strich er seine Haare zu Recht und leuchtete wenn etwas anderes als die Äste unter den Füßen knackten, neben uns in die dunklen Stellen hinein.

Ich hatte immer noch keine Ahnung wie lange wir liefen und wie spät es eigentlich war. Ich weiß auch nicht mehr genau ob ich noch darüber nach gedacht hatte was mit der Bartwurst passiert war.
Irgendwie erinnerte mich dieses Erlebnis an meine Kindergartenzeit. Dor gab es mal ein Mädchen, sie hieß Hannah. Sie ging in die gleiche Gruppe wie ich und hatte genauso hellbraunes Schulterlanges Haar. Jeder fand sie damals seltsam. Sie hatte eine Puppe namens Pippin, der ein Auge fehlte. Jedenfalls war Hannah von einem auf den anderen Tag verschwunden und wir dachten alle sie wäre von Monster gefressen worden. Irgendwann stellte sich heraus, dass sie nur umgezogen war und nicht im Magen eines Ungeheuers. Wahrscheinlich war es auch bei unserer Situation so. Im Nachhinein stellt sich alles ganz harmlos heraus, zumindest hoffte ich das sehr.

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Schon das fünfte Türchen heute.
Irgendwie stellt sich die Geschichte noch nicht als typische Weihnachtsgeschichte heraus. Aber das kommt noch. Hat es bei euch gerade Schnee und mögt ihr ihn? --> Schreibts mir in die Kommentare.
Achja morgen kommt das Kapitel schon sehr früh. Mehr dazu dann morgen früh. :)

Lysell <33

Driving home for ChristmasWhere stories live. Discover now