11. Türchen

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In der vorderen Ecke stand ein überdimensionaler Weihnachtsbaum. Er hatte Kugeln in allen Farben und um die hundert Lichter an sich hängen. Vor dem Weihnachtsbaum stand ein Schaukelstuhl, der mit rotem Filz an den Armlehnen und der Sitzfläche überzogen war. Überall an den Wänden hingen Bilderrahmen mit Bildern darin, welche ich nicht von der Tür erkennen konnte. Deshalb lief ich hinein und schloss rasch die Tür hinter mir. Was war das für ein Raum? Und wieso brannte hier noch so spät Licht?
Ich sah mich noch einmal gründlich um, ob hier wirklich niemand war. Dann lief ich zu der Bilderwand.
Auf jedem Bild war wieder dieser Mann der auch schon unten im Flur hing. Er hatte einen weißen langen Bart und sah damit etwas aus wie der Almöhi aus Heidi. Ich lief entlang der Wand, immer bemüht das der Boden unter mir nicht dauert knarrte und quietschte. Fast auf allen Bildern war dieser Mann. Auf den meisten mit Kindern. Je mehr Bilder ich mir ansah desto mehr wunderte ich mich wer dieser Mann war und was für eine Wichtigkeit er hier gespielt haben muss. Ich hatte ihn bis zu dem Zeitpunkt noch nirgends gesehen und ich glaubte auch nicht dass er dort wohnte. Auf den letzten Bildern in der Reihe stockte mir fast der Atem. Er hatte einen Weihnachtsmannanzug an und verteilte Geschenke an Kinder vor einer Kirche, die ziemlich Indisch aussah.
Was hatte das dort alles zu bedeuten, fragte ich mich als ich langsam wieder kehrt macht und zur Tür lief. Dieses Haus war mir in dem Moment etwas gruselig. War der Mann auf den Bildern der Weihnachtsmann? Ich meine nicht dass ich an so etwas damals noch geglaubt hätte, doch seit dieser Sache mit dem Zug war ich auf alles gefasst. Sogar auf die Tatsache dass wir in dem Haus des Weihnachtsmannes gelandet sind, der mit seiner Frau und seiner Tochter mitten im Nirgendwo mit Rentieren vor dem Haus lebt.
Ich beeilte mich nach unten zu kommen, lief in unser Zimmer, knipste die Nachttischlampe an und rüttelte an Davins Schulter.
„He.“, flüsterte ich. Er rührte sich nicht. Seine Haare waren ihm leicht ins Gesicht gefallen worüber ich schmunzeln musste.
„Heee!“, sagte ich schließlich lauter weil er davor keinen Anschein machte aufzuwachen.
„Was ist denn los? Mein Gott was schreist du denn so?“ Erschrocken zuckte er zusammen als er merkte dass ich an seinem Bett saß. Er rutschte ein Stück an die Wand.
„Ich muss dir was zeigen. Ich glaube wir sind in dem Haus vom Weihnachtsmann. Ich hab da was einen Stock höher gefunden“, meinte ich aufgeregt und beängstigt zugleich. Meine Augen funkelten wahrscheinlich.
„Was ist? Sag mal was hast du denn geraucht?“, fragte er verwirrt und runzelte verschlafen die Stirn.
„Ich? Nichts. Ich mein das ernst. Komm mal.“ Ich versuchte ihn an seinem Arm hochzuziehen. Er machte sich los.
„Spinnst du?“, fragte er.
„Dann eben nicht.“, meinte ich beleidigt und stand von seinem Bett auf.
Als ich zur Tür lief huschte er an mir vorbei.
„Du bist so eine Nervensäge.“ Er lief Richtung Treppe.
Ich musste grinsen. Als ich bemerkte welche Emotionen sich gerade breit gemacht hatten versuchte ich diese schnellst möglich wieder zu unterdrücken.
Wir liefen leise die Treppen hoch und betraten das Zimmer. Auch ihn blendete das Licht beim reingehen.
„Schau“, sagte ich und huschte an ihm vorbei zu den Bildern an der anderen Seite des Raumes, „hier sind nur Bild auf denen er Kindern Geschenken schenkt und ihr ist alles so weihnachtlich dekoriert.“ meinte ich wohl etwas zu euphorisch.
Er warf einen Blick auf die Bilder und begann dann zu lachen.
„Du glaubst doch nicht wirklich dass er der Weihnachtsmann ist. Wer sollte denn deiner Meinung nach immer die Fotos machen? Rudolf?“ Er sah mich an.
Erst jetzt bemerkte ich auch dass meine Vermutung sehr weit hergeholt war. Das war alles so im Eifer des Gefechtes und weil ich Nachts immer eine blühendere Fantasie als tagsüber hatte.
„Ha, du bist nicht darauf hereingefallen Glückwunsch. Ich wollt dich nur veräppeln.“, versuchte ich mich aus der Situation heraus zu reden und lief dann aus dem Zimmer.
Im Gang schlug ich mir mit der Hand gegen die Stirn. Wie blöd war das denn Bitte. Ich glaubte es endgültig geschafft zu haben, dass Davin mich für total verrückt hielt. Der Weihnachtsmann. Ich weiß bis heute nicht genau warum ich wirklich glaubte er würde hier wohnen. Ich hörte wie Davin oben die Tür schloss und die Treppe herunter kam. Er lief schnell. Ich beeilte mich und legte mich in das Bett. Als er herein kam kniff ich meine Augen zu. Unter keinen Umständen wollte ich noch eine weitere Demütigung von ihm und hoffte er hätte mir meine Ausrede abgekauft. Obwohl ich selbst immer noch ein wenig an meine vorherige Vermutung festhielt.

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11. Dezember. In dreizehn Tagen ist Weihnachten.
Was ist euer Lieblings Weihnachtsfilm? --> schreibt es mir gerne in die Kommentare. 

Lysell <33

Driving home for ChristmasWhere stories live. Discover now