19. Türchen

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Es war schon stock dunkel als wir in dem Jeep zurück fuhren. Davin und ich saßen auf der Rückbank, seine Hand lag um meine Schulter und ich schräg an seinem Brustkorb. Ich hatte das Gefühl er roch noch mehr nach Mandeln als sonst.
Es war still im Auto. Irgendwann sah ich ihn an, dann lächelten wir beide und er gab mir einen Kuss auf meine Haare. Rosa beobachtete uns kurz lächelnd im Rückspiegel. Dann sah sie wieder auf die Fahrbahn.
Ich dachte an Pascal. Die Nähe von Davin fühlte sich einfach unglaublich gut an, was ich mir nie hätte erdenken können. Bei Pascal war das einfach anders. Wir hatten uns auseinander gelebt, was ich schon längst begriffen hatte, bei ihm aber wohl noch etwas dauern würde.
Wieder bei Rosa angekommen saßen Davin und ich auf seinem Bett im Zimmer und aßen Plätzchen.
„Du spielst Geige?“, fragte er wie aus dem nichts heraus.
„Ja. Wieso weißt du das?“ Ich richtete mich auf und setzte mich im Schneidersitz vor ihn.
„Äh…hab ich nur so geraten.“, meinte er und stopfte sich ein Stück Lebkuchen in den Mund. Mir kam das komisch vor. Schon die zweite Sache die er über mich wusste ohne dass ich es ihm gesagt hatte.
„Ich leg nochmal Holz in den Kamin.“, sagte ich und stand auf. Er lief zu seinem Handy welches auf dem Stuhl neben dem Schrank lag. Schwungvoll machte er es vom Ladekabel los. Zu viel Schwung. Es fiel polternd auf den Boden, mir direkt vor die Füße.
Grinsend hob ich es auf. Sein Gesichtsausdruck war versteinert.
Durch den Aufprall war das Display angegangen und ich sah das Bild welches als Sperrbild eingestellt war. Gleich erkannte ich die Person die mit Davin darauf war und mir lief es eiskalt den Rücken hinunter
Es war genau jegliches Gesicht, welches ich am Verhandlungstag des Unfalles meiner Schwester zu tiefst verabscheute. Jegliche Person welche ich nichts mehr als eine lebenslange Strafe hinter Gittern wünschte. Erst jetzt bemerkte ich dass die beiden sich im Gesicht ein wenig ähnelten. Ich war sprachlos. Ein Kloss bildete sich in meinem Hals.
„Hör zu…“, begann er leise, als er bemerkte das ich langsam alles begriff.
„Ist das…ist das dein Bruder auf dem Bild?“, fragte ich und wich ein Stück zurück als er meine Hand halten wollte.
„Ja, aber…“, fing er wieder an.
„Deshalb weißt du so viel über mich. Du kanntest mich schon von Anfang an. Jetzt wird mir einiges klar. Du hast mich auch schon im Zug so angeschaut. Du wusstest wer ich bin. Das war es auch, was du mir nicht erzählen konntest.“, ich holte tief Luft, „wieso bist du wiedergekommen? Wolltest du nach schauen wie beschissen es ihr geht?“ Entsetzung machte sich in mir breit.
„Nein. Ich wollte sehen ob sie…ob sie noch lebt…Du musst die ganze Geschichte hören, bitte lass es mich erklären.“ Er ging wieder ein Stück auf mich zu. In seinem Gesicht lag Verzweiflung.
„Du musst nichts mehr erklären.“ Eine Träne lief mir die Wange herunter. Ich war so Wütend, so traurig, so enttäuscht. Schnell packte ich mir meine Decke und mein Kissen und lief zur Tür. „Es ist alles gesagt.“, fügte ich noch hinzu, bevor die Tür hinter mir lautstark ins Schloss knallte. Mit schnellen Schritten lief ich runter ins Wohnzimmer. Rosa und Cody waren nicht mehr dort. Ich begann zu schluchzen und legte mich aufs Sofa. Das konnte doch alles nur ein schrecklicher Albtraum sein. Ein Junge, den ich wirklich mochte, entpuppte sich als Bruder des Schuldigen, der meine Familie zerstört hatte. Ich drehte mich auf die Seite. Die ganze Welt war mal wieder gegen mich, kein Zufall. Genau solche Vorfälle waren die Gründe für mein Verhalten anderen Leuten gegenüber. Schnell wischte ich mir eine Träne aus dem Gesicht. Genug mit der Heulerei, dachte ich mir. Ich sollte schleunigst wieder mein eigentliches Ich annehmen.

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Hey.
Wie findet ihr das Kapitel?

Hat es bei euch gerade Schnee? Oder Regnet es bei auch so in Strömen wie bei mir?

Schönen Tag euch noch. :)

Lysell <33

Driving home for ChristmasWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu