24. Türchen [Part 1]

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„…Mia! Der Bruder von Maurice hat ihn angezeigt. Durch Davin wurde überhaupt erst der Schuldige gefasst. Er hat ihn angezeigt, weil er nicht wollte, dass wir für immer im Ungewissen bleiben.“
Es war still. Im Raum und auch in meinem ganzen Hirn. Mir ging das Gespräch am letzten Abend mit Davin durch den Kopf. Er wollte es mir erklären. Aber ich hatte nicht zugehört. Verdammt war ich bescheuert.
„Was?“, gab ich von mir. Verdrängen von wichtigen Tatsachen, wie damals beim Unfall passierten, war wohl doch nicht ganz positiv. Ich wollte damals nie wirklich genaue Details wissen, für mich waren die Fakten die ich sehen konnte, wie den Rollstuhl in dem Pina saß, genug.
„Ja. Davin hat uns geholfen. Wollte er dir das nicht irgendwie erklären?“
„Doch schon…“, fing ich leise an.
„Aber du hast ihn nicht ausreden lassen stimmt’s?“ Ich nickte, „Mia, du bist manchmal so bescheuert.“, sagte sie trotzdem verständnisvoll.
„Woher hätte ich das denn auch wissen sollen?“ Verzweifelt sah ich sie an.
Sie zuckte mit den Schultern, obwohl uns beiden die Antwort klar war. Zuhören hätte es schon getan.
„Du kannst heute Nacht bei mir schlafen wenn du möchtest.“, meinte sie dann.
Ich nickte nur und kuschelte mich an sie.
Ich wusste nicht ob ich weinen, schreien oder total ausflippen sollte. Keine Ahnung, wie ich es schaffte einzuschlafen. Mein Hirn war ein einziger Klumpen voll Wut, Dummheit, Trauer und ein Funken Hoffnung, irgendwann mit Davin über alles reden zu können. Doch diese Hoffnung war ungefähr so groß, wie unser Dorf auf der Weltkarte.

Der nächste Morgen begann früh. Um Kurz vor zehn kam Mama in Pinas Zimmer gestürmt und weckte uns.
„Los aufstehen, wir müssen zum Markt. Der Tannenbaum ist noch nicht gekauft.“ Hecktisch zog sie den Rollladen nach oben. Ich rieb mir in den Augen und kam mir ehrlichgesagt mindestens sechs Jahre zurück versetzte vor. Dort war es jeden Weihnachtsmorgen so, dass erst einmal die große Hektik ausbrach, weil der Weihnachtsschmuck immer noch auf dem Dachboden stand und der Truthahn auch noch in den Ofen musste.
„Sie gibt sich wirklich Mühe.“, sagte Pina, als wir aufstanden und ich ihr in den Rollstuhl half. „Sogar Ming hat sie über Weihnachten frei gegeben, damit sie selbst kochen kann.“
„Ich find’s toll.“ Lächelnd schob ich Pina zum Treppenabgang, wo sie sich in den Rollstuhllift einhängte und nach unten führ.
Unten in der Küche stand das Frühstück auf dem Tisch. Tristan und Papa saßen da und hatten schon angefangen. Kurz vergaß ich Davin und genoss das gemeinsame Frühstück mit meiner Familie. Keine Ahnung wie lange ich das schon nicht mehr erlebt hatte.

Auf dem Markt, zudem wir am Mittag gleich hetzten, war viel los. Viele kauften dort noch die letzten Weihnachtsgeschenke ein. Andere das Essen für den Abend. Und die ganz verzweifelten den Tannenbaum. Es dauerte lange bis wir uns einen ausgesucht hatten. Nicht mal schön war er.
Als Papa dem Händler das Geld reichte, sah ich eine Person, auf die ich gerne am heuteigen Tage verzichtet hätte. Wenn nicht auch für den Rest meines Lebens.
„Ich bin mal kurz am…Waffelstand.“, sagte ich schnell zu Papa und verschwand in der Hoffnung die Person, die übrigens Pascal war, würde mich nicht sehen. Doch falsch gedacht. Er folgte mir schnurstracks, bis er mich schließlich an meinem Arm packte und einmal im halben Kreis wirbelte.
„Mia. Wieso läufst du weg? Wieso meldest du dich nicht?“ Sein Gesicht war bedrohlich nahe an meinem und ich zuckte erst einmal gehörig zusammen bevor ich mich losriss und mehr Abstand zwischen uns bildete.
„Wieso hast du dich ein halbes Jahr nicht gemeldet.“, blaffte ich zurück. Er war still.
„Weil…naja, weil ich nicht wollte das du traurig bist und mich noch mehr vermisst wenn ich dir jeden Tag schreibe.“ Er gestikulierte wild mit den Händen.
Seine Aussage klang äußerst unlogisch. Sogar ich, die total übermüdet war und voller Wirrwarr-Gedanken im Kopf, konnte verstehen, dass das was er sagte, nur eine plumpe Lüge war.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
„Hey…wir können noch mal ganz von vorne Anfangen. Wir hatten doch so eine schöne Zeit, die kann man nicht einfach vergessen.“ Er wollte meine Hand nehmen, aber ich wich aus. Wütend kniff ich die Augen ein wenig zusammen.
„Such dir jemand anderen mit dem du ‚neu anfangen‘ kannst.“ Ich malte imaginäre Gänsefüßchen in die Luft.
„Du bist einfach nur erbärmlich. Mach‘s gut.“ Ich klopfte ihm zweimal stark auf die Brust, „und auf hoffentlich nimmer Wiedersehen.“ Gelassen lief ich an ihm vorbei. Wenigstens ein Problem weniger.   

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Zweiter Teil kommt um vier Uhr. Ich hoffe das hat jeder verstanden. :D

Was denkt ihr was passieren wird?

Ich geh jetzt Geschenke einpacken...was macht ihr so?

Lysell <33

Driving home for ChristmasМесто, где живут истории. Откройте их для себя