3. Kapitel

17.9K 821 82
                                    

3. Kapitel

Thomas Mann sagte eins: Eine schmerzliche Wahrheit ist besser als eine Lüge. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm da zustimmen konnte. Mir war klar, dass der General mich belogen hatte, als er behauptete mein Bruder wäre identifiziert worden. Aber ich konnte damit leben. Es war eine kleine Lüge, welche mich besser fühlen ließ, weil ich wusste, dass es sinnlos war weiter zu suchen und auf etwas zu hoffen, das doch nie passieren würde. Letzten Endes, hatte ich auch Recht behalten. Mein Bruder war nicht zu mir zurück gekehrt. Denn die grausame Wahrheit war, das er zwar am leben war, jedoch nicht viel davon hatte. Er war ein Besucher in seinem eigenen Leben. In unserem Leben.

„Es tut mir Leid, dass ich weggelaufen bin", flüsterte ich, als es bereits Mittag geworden war und mein Handy zum fünften Mal an diesem Tag klingelte.

„Tut mir Leid, dass ich laut geworden bin", murmelte Alex an meinem Ohr und küsste mich sanft aufs Haar.

Ihm war scheinbar klar gewesen, dass ich ihn hören würde. Vermutlich hatte er es sogar darauf angelegt. Es war einfach seine Art für mich da zu sein, ganz gleich was auch passierte. Die Tatsache, dass er meinen Wunsch respektiert hatte ihn nicht schon gestern zu sehen, zeigte mir wie sehr er mich respektierte und dass er nach wie vor nur mein Bestes wollte und auch immer wollen würde.

„Schon okay. Du hast dir Sorgen gemacht. Ich .. ich konnte nur nicht ...", setzte ich an, musste jedoch abbrechen, da ich noch immer nicht wusste, wie ich mich erklären sollte.

„Ich erwarte nicht von dir direkt zu mir zu kommen Lilly. Es hat mich nur ... gewundert, dass Kyle da war", gab Alex seine Bedenken preis.

Die Eifersucht in seinen Worten war leise, aber sie war da und trieb mich dazu, mich in seinen Armen umzudrehen, die Hände in seinem Nacken zu verschränken und ihm eine ehrliche Antwort darauf zu geben:

„Ich habe ihn nur in meiner Nähe geduldet, weil ich wusste, dass ich ihn nicht verlieren könnte. Kyle hat noch immer starke Gefühle für mich, lieben tue ich aber dich. Selbst wenn Kyle gegangen wäre, hätte ich es verkraftet. Er ist mein bester Freund, doch du bist ... du bist alles für mich. Was hätte ich denn tun sollen, wenn ich mich daneben benommen hätte und du mich nicht mehr gewollt hättest?"

Beschämt schlug ich die Augen nieder, da mir bereits klar war, dass er meine Worte vermutlich lächerlich finden würde. Allerdings ließ Alex mich nicht so einfach davonkommen. Er zwang mich lediglich mit einem Blick ihn wieder anzuschauen. Widerwillig folgte ich seinem stummen Befehl. Seine Augen wurden ein wenig schmaler, ein leichtes Lächeln breitete sich auf seinen vollen Lippen aus, während er begann leicht den Kopf zu schütteln. Seine Hände umfassten behutsam mein Gesicht, zogen es zu sich ran, bis seine Stirn an der meiner lehnte.

„Wie könnte ich dich jemals nicht wollen?", flüsterte er.

Dann legte sich sein Mund über meinen. Es war ein liebevoller Kuss, der mir alles sagte, wofür man nicht genug Worte hätte finden können. Im Grunde war es auch unglaublicher es zu spüren, als zu hören. Mein ganzer Körper begann zu kribbeln, mein Herz pochte wild und meine Atmung ging schnappend, wenn ich mich für einen Moment von ihm löste, um nach Luft zu ringen.

„Ich liebe dich", murmelte Alex, hauchte einen letzten Kuss auf meine Lippen.

„Ich weiß", gab ich zurück, dann lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter.

Behutsam streichelte er über mein Haar.

„Möchtest du, dass ich mit dir komme?"          

Seufzend löste ich mich endgültig von ihm, erhob mich und schüttelte den Kopf.

„Nein. Schätze, dass muss ich alleine hinter mich bringen."

My Brothers Keeper (TNM-#2)Where stories live. Discover now