║dreizehn║

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"I hardly recognized the girl you are today
And god I hope it's not too late"

Am Freitag nach dem Unterricht ging sie zu Will. Evanna musste auf seine kleine Schwester aufpassen, also waren es nur die beiden.

Nachdem sie die Pizza in den Ofen geschoben und den Wecker gestellt hatten, gingen sie ins Wohnzimmer, wo sie sich auf die Couch setzten.

"Wir hatten bisher kaum Zeit, um mal richtig zu reden.", meinte er und schaltete den Fernseher auf lautlos. "Ja, das stimmt. Können wir ja jetzt."

Im Schneidersitz saßen sie sich gegenüber. "Sag mir ganz ehrlich: Wie geht es dir. Die letzten zwei Jahren waren wirklich... krass. Und ich mache mir Sorgen um dich. Du siehst zwar recht glücklich aus, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das alles keine Spuren hinterlassen hat. Nein, eigentlich weiß ich es."

Sie nickte leicht, senkte den Blick. "Das stimmt. Ich weiß nicht genau. Es... es wird besser, allerdings liegt das vermutlich an den ganzen Medikamenten mit denen ich mich zudröhne. Denn ohne Schlafmittle bekomme ich kein Auge zu.

Die Kopfschmerzen sind unerträglich und es ist schon so weit gekommen, dass normale Dosen nichts bewirken und nur die starken die Schmerzen dimmen, aber komplett weggehen tuen sie so gut wie nie. Wenn wir also davon absehen, dass ich unter Drogen stehe, ohne die es mir vermutlich ziemlich scheiße gehen würde, ist es in Ordnung."

Er schaltete den Fernseher aus und rückte näher zu ihr. "Ich kann mir kaum vorstellen, wie sich anfühlt, wo du durchgegangen bist, aber du kannst es nicht mehr ändern, Lyra. Und du hast so viele Leute um dich herum, die ich immer unterstützen. Du könntest kaum mehr Leute haben, die für dich da sind."

Sie spielte mit dem Saum ihres Shirts. "Du hast Recht, Will. Es ist nur nicht so einfach. Es ist unglaublich schwierig glücklich zu sein, wenn man weiß, dass man seine Medikamte braucht. Ich bin abhänging von dem ganzen Zeug, dass ich nicht mehr weiß, wer ich überhaupt bin. Und ich weiß nicht mal, ob ich überhaupt lächeln könnte ohne sie. "

Ein leises Seufzen, das wie ein Schrei klang, der durch den Weg aus ihrem Körper an Stärke verloren hatte, kam über ihre Lippen.

"Oder leben könnte.", fügte sie dann hinzu.

"Ich vermisse meine Familie."

Will rutschte zu ihr und nahm sie in den Arm, drückte sie fest an sich, sodass sie das Gefühl hatte nicht mehr zu fallen. Der Boden, der unter ihren Füßen weggebrochen war, begann sich wieder zusammenzusetzten. Noch immer brüchig. Aber immerhin da.

"Ich erkenne dich kaum wieder, Lyra.", gestand er und sie umschlag seinen Körper noch fester. "Es tut mir Leid, Will. Ich weiß, dass ich mich verändert habe. Aber... aber ich versuche wieder mehr zu der Person zu werden, die ich damals war."

"Gott, ich hoffe es ist noch nicht zu spät." Als er spürte, wie Tränen aus ihren Augen traten verschwamm seine Sicht und er wünschte, dass es nicht so fürchterlich schwer wäre zu spüren, wie die Seele seiner besten Freundin zerfiel, verzweifelt versuchte sich wieder zusammensetzte, doch nichts Ganzes mehr zu fassen bekam, was noch hätte geheilt werden können.

"Hast du noch mal was von Ani gehört?", fragte er, um die Stille zu durchbrechen und die lautlosen Schreie, die in ihrer Kehle brannten zu übertönen. er strich ihr über den Rücken. "Nein, gar nichts. Das einzige Mal war das in der Schule, als ich von seinem Arzt angerufen wurde.", erklärte sie wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln.

Es war offensichtlich, dass sie versuchte sich zusammenzureißen, doch genau so offensichtlich war es auch, dass es nicht funktionierte. Ihre Hände zitterten, zum einen, weil sie schon wieder gegen die Tränen kämpfte und nichts mehr wollte, als Wills aufmunterndes Lächeln scharf sehen zu können, zum anderen, weil sie heute Morgen ihre Medikamente nicht genommen hatte und sich der Entzug bereits bemerkbar machte.

Er räusperte sich und rückte ein Stück von ihr weg. "Ehhhm, ich hab gehört, dass Mr Malik dir gefolgt ist. Hat er dich irgendwie belästigt oder so? Er macht ziemlich vielen Mädchen schöne Augen."

Sie lachte abwertend auf. "Nein, er hat mich nicht belästigt. Er ist mir schon hinterhergelaufen, aber er hat nichts gemacht. Er hat gefragt was los ist und als ich ihm erzählt habe, was passiert ist, hat er mich kurz in den Arm genommen und ist dann wieder in den Unterricht. Es war ne nette Geste."

Er zog eine Augenbraue hoch. "Du hast ihm erzählt, was passiert ist?!" Seine Stimme wurde lauter und sie zuckte kurz zusammen. Dann verdrehte sie die Augen und schlug ihm leicht auf die Schulter. "Natürlich nicht das. Sondern was mit meinem Bruder ist, mehr nicht."

Erleichtert atmete er aus, zog aber kurz darauf die Augenbrauen zusammen. "Warte... er hat dich umarmt?"

Sie nickte. "Ja, ist das schlimm oder so?"

Fassunglos schüttelte er den Kopf. "Ja. Ja, es ist schlimm. Sehr schlimm sogar."

"Und wieso das, wenn ich fragen darf?"

Er sprang auf und lief im Raum umher. "Das ist sehr sehr schlecht.", stellte er fest und blieb dann vor ihr stehen, nur, um kurz darauf wieder loszulaufen. "Entschuldige? Er war halt freundlich. Außerdem hab ich ihn zusammengeschlagen, was noch nicht lange her ist. Ich habe nicht das Recht ihn jetzt anzufahren. Außerdem ist er mein Lehrer und der Bruder meiner Mitbewohnerin."

"Und was hast du dabei jetzt ausgelassen?"

Sie wollte gerade fragen, was er damit meinte, als der Wecker klingelte. "Das ist noch nicht vorbei!" Mit dem Zeigefinger auf sie gerichtet verließ er das Wohnzimmer und kam dann mit der Pizza zurück, die er bereits geachtelt hatte.

"Okay, also er ist freundlich, dein Lehrer, der Bruder deiner Mitbewohnerin und" er klimperte gespielt mädchenhaft mit den Wimpern "totaal süüß."

Sie schlug ihm leicht auf den Hinterkopf. "Jetzt werd mal nicht frech, Will. Sollte ich etwas für ihn empfinden, dann sag ich dir Bescheid."

Augenverdrehend biss sie in die Pizza und spuckte sie sofort wieder aus. "Verdammt ist die heiß."

"Also besteht durchaus die Möglichkeit, dass du dich in ihn verlieben könntest.", hielt er fest und reichte ihr wortlos ein Glas Wasser, das sie mit einem Zug leerte. "Will, rein theoretisch besteht auch die Möglichkeit, dass ich mich in dich verliebe, obwohl ich das nicht möchte. Glaub mir, wenn ich mir aussuchen könnte in wen ich mich verliebe, dann würde ich vermutlich -"

"Gabe wählen.", beendete Will ihren Satz und machte gleich weiter damit ihre Gedanken zu vervollständigen. "Weil er zwar Muskeln hat, aber nicht so viele, dass es beim Kuscheln ungemütlich ist, er genau so groß ist, dass er seinen Kopf auf deinem ablegen könnte und er graue Augen hat mit einem Hauch von Blau..."

Seufzend fiel sie ihm um den Hals. "Genau deshalb liebe dich so sehr, Will. Du fühlst wie ein Mädchen, du denkst wie ein Mädchen" sie roch an seinem Shirt "du riechst wie ein Mädchen und trotzdem bist du ein Kerl."

Sein Gesicht war von Furcht erfüllt. "Wie bitte?", fragte er mit offenem Mund. "Ich fühle und denke wie ein Mädchen? Und rieche wie eins?! Eigentlich wollte ich damit zum Ausdruck bringen, dass ich mehr männliche Freunde brauche, weil ich so was weiß, aber anscheinend kann man da mehr reininterpretieren."

Lyra lachte. "Nein, ich hab das nur gesagt, um deinen Gesichtsausdruck zu sehen.", grinste sie verwuschelte seine Haare. Sein Worte waren nur ein unverständliches Genuschel, als er sich Pizzakrümel von der Hose wischte. "Und ich hab dich nur nicht vom Sofa runtergeschubst, weil ich dich gerne lachen sehe."

Friendshiiip ^^

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen :)

Klippenspringen ║Zayn MalikWhere stories live. Discover now