║fünf║

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"So here I go, it's my shot, feet fail me not
This may be the only opportuity that I got"

(TRIGGERWARNUNG: Jeder, der Probleme mit Mobbing, SVV, Suizid, Adipositas, Anorexia Nervosa, Drogen, Alkohol, Nikotinsucht, etc. hat, sollte dieses Kapitel - bis zur offiziellen 'Entwarnung' - nicht lesen. Jeder, der reden möchte, kann mich gerne anschreiben, ich habe schon Einiges mitgemacht und würde euch liebend gerne helfen. Be strong, you're worth it.)

Es war Samstag. Der Tag, vor dem sie hatte wegrennen wollen, dem sie hatte hatte ausweichen wollen. Doch keine Chance. Die Sitzung war unausweichlich. Die anderen wollten ihre Geschichte hören, sowieso Lyra die der anderen kennen wollte.

Doch sie musste nur daran denken, alles noch einmal zu erzählen, und es machte ihr Angst, brachte ihre Hände zum Zittern.

Alle zusammen, der eine nervöser, als der andere, gingen sie in den Keller. Dort fanden alle Treffen statt, dort war die Ansprechstelle für jeden einzelnen Jugendlichen in diesem Haus. Und jedes Geheimnis, das jeden hierher gebracht hatte, würde hier unten aufgedeckt werden.

Sie setzten sich in einen Kreis, schwiegen so lange, bis ihre zwei Betreuer kamen, dann mussten sie reden. Einer musste den Anfang machen. "Ich bin dafür, dass Lyra den Schluss bildet.", meinte die junge Frau und sah sie lächelnd an. Sie versuchte es zu erwidern, doch es misslang ihr.

"Ich würde vorschlagen, dass die Jungs beginnen. Calvin? Möchtest du anfangen?" Er seufzte, nickte aber. Er war so alt wie sie, vielleicht ein Jahr älter, hatte hellgrün gefärbte Haare und dunkelbraune, fast schwarze Augen. Seine Haut war bleich, sein Ausdruck melanchonisch. Bisher hatte sie ihn noch nie reden gehört. Er war eine ruhige Person, sprach selten, hielt sich lieber im Hintergrund und beobachtete.

Er trug, wie eigentlich immer, ein weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt, eine schwarze Hosen. Definitiv gut aussehend, doch auf eine andere Weise. Er war nicht heiß, was heutzutage vielen Teenagern wichtig war. Nein, er war schön.

"Meine Eltern verließen mich, als ich elf war. Am Abend waren sie noch da, als ich am nächsten Morgen aufwachte... weg. Ich habe sie nie wieder gesehen. Niemand hat sie je wieder gesehen. Ich weiß nicht, was mit ihnen passiert ist. Ich weiß nur, dass ich von da an von einer Familie zur anderen gewandert bin, ein Aufenthalt schrecklicher, als der andere."

Seine Hand, wanderte zu seinen Haaren, Armbänder aus Leder, teilweise mit Nieten, verdeckten seine Unterarme. "Das ging fünf Jahre so, bis sich das Jugendamt dafür entschieden hat, mich lieber hier rein zu stecken. Ich weiß nicht, ob das wirklich sinnvoll ist, allerdings habe ich das Gefühl, dass es mir hier schon besser gefällt, als in einer von diesen Familien, die nicht mit mir klarkommen, weil sie mich nicht verstehen."

Mit diesen Worten war er fertig. Ihm wurden mitleidige Blicke zugeworfen. Der nächste war Dustin. Er hatte dieses freundliche Lächeln auf den Lippen, das ansteckend war, egal, wie schlecht es einem ging.

Er hatte dunkelblondes, leicht lockiges Haar, das ihm unkontrolliert vom Kopf abstand. Muskeln zeichneten sich auf seinen Oberarmen ab, doch nicht, weil er sie gut trainiert hatte, sondern, weil er einfach nur entsetzlich dünn war. Seine Augen waren grüngrau und musterten jeden von ihnen aufmerksam.

"Es fing alles damit an, dass ich einfach nur... fett war. Meine Mitschüler dachten, dass sie deshalb ihren Frust an mir auslassen könnten, also haben sie mich gemobbt. So lange, bis ich nichts mehr gegessen habe und mit zwölf schon sechs Suizidversuche hinter mir hatte. Ich wanderte in eine Klinik, wurde dazu gezwungen zu essen und... naja... zu leben."

Obwohl er dies erzählte, hatte er das Lächeln nicht verloren. "Es war eine harte Zeit, Schule abgebrochen, keine Freunde, keine Zukunft. Vermutlich ist diese Situation hier das Einzige, was mir noch helfen kann. Und ich bin echt froh hier gelandet zu sein."

Klippenspringen ║Zayn MalikWhere stories live. Discover now