║zwölf║

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"I'm over yesterday
Even if tomorrow comes too soon."


Am nächsten Tag hatte Lyra es nach der Schule eilig. Sie musste den nächsten Bus erwischen, da sie noch einen Termin hatte. Und bis der abfuhr hatte sie noch zwei Minuten, nur, weil ihre Erdkundelehrerin hatte überziehen müssen.

Sie machten gerade Präsentationen und eigentlich wäre die Gruppe genau mit der Zeit hingekommen, doch die Frau hatte unbedingt noch das ganze Feedback durchpressen müssen, sodass sie über eine halbe Stunde später rausgekommen war.

Eigentlich würde sie mit der Zeit locker hinkommen und könnte noch etwas zu Mittag essen, doch so hatte sie keine Chance. Würde sie diesen Bus verpassen, käme sie zur ihrer ersten Therapiesitzung bei einem neuen Psychologen zu spät - und das wollte sie unter keinen Umständen provozieren.

Sie nahm also die Beine in Hand, nickte den Leuten, die sie verabschiedeten mit einem kurzen Lächeln zu und sprintete über den ganzen Hof, bevor sie auf dem Oberstufenteil am Tor herauskam, da sie sich Erdkundefachräume im Neubau befanden und sie so einen noch längeren Weg hatte.

Die Türen schlossen sich gerade, als sie am Bus ankamen und sie warf einen bettelnden Blick in den Rückspiegel des Fahrers, der seufzend noch mal aufmachte. "Vielen Dank, Sir.", presste sie hervor und hielt sich noch rechtzeitig an einem der Griffe fest, bevor das Fahrzeug mit einem Ruck losfuhr.

Eine Viertelstunde später stieg sie aus, von der Haltestelle war es noch ein Weg von fünf Minuten, bis sie das Gebäude erreichte, in dem die Behandlungszimmer eines gewissen Dr. Psych. Benson und seiner Kollegen waren, die sich im vierten Stock eines schönen Altbaus befanden.

Sie hechtete die Treppen hinauf, drückte mit ihrem Finger den Klingelknopf in die Wand, woraufhin ein Schrilles Geräusch ertönte und sie zusammenzucken ließ, die Tür öffnete sich. Ein junger Mann stand vor ihr, vermutlich um die zwanzig, er lächelte sie freundlich an.

"Lyra Black?", fragte freundlich und bat sie hinein. "Ja.", bestätigte sie. Ihre Lungen brannten, als würde sich ein Feuer durch ihren Oberkörper fressen und jeder Atemzug schmerzte wie tausend Messerstiche.

"Hier entlang, bitte. Dr. Benson erwartet Sie bereits." Er deutete auf eine weiße Tür, lächelte sie an und während sie den Raum betrat ging er zurück zu seinem Platz am Tresen.

Das Zimmer war sehr geräumig, teure Parkettböden, Stuck an der Decke, ein großer Tisch aus Holz, ein Langes Sofa, ein Sessel. Das war's.

Der Mann mittleren Alters, kurze blonde Haare, recht klein, aber breit gebaut, zeigte auf die Couch, auf der sie Platz nahm und dann ihre Jacke auf die Lehne schmiss.

Wortlos sah er sie an, er wartete. So ging das eine Zeit. Eine kleine Uhr auf dem Tisch des Doktors gab ein leises Ticken von sich, die Geräusche der Straße drangen durch die geöffneten Fenster zu ihr durch.

"Es stimmt also, dass die Psychologen so lange schweigen, bis den Patienten die Stille unangenehm wird und sie zu reden beginnen. Doch Sie sollten wissen, dass ich es genieße kaum etwas zu hören. Ich kann bis heute Abend hier sitzen, ohne ein einziges Wort zu sagen, wenn sie nicht von sich aus beginnen."

Seine Mundwinkel zuckten, er verschränkte seine Finger. "Nun, Lyra... ich darf Sie Lyra nennen?... woher kommt es, dass Sie es gerne haben, keine Geräusche bevorzugen, wieso meiden Sie das Gespräch?"

Sie zuckte mit den Schultern. "Ich bin mir sicher, dass das auf dem schlauen Papier steht, das da vor Ihnen liegt.", erwiderte sie und er schüttelte den Kopf. "Tut mir Leid, doch diese Information ist mir leider nicht gegeben."

Klippenspringen ║Zayn MalikWo Geschichten leben. Entdecke jetzt