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"Don't let anyone
Tell you that you're not strong enough"

Auch am nächsten Montag, fast eine Woche später, sah man Zayn den Schlag noch deutlich an. Doch es war kein Vergleich mehr zu dem Bild, das ihn am Donnerstag Morgen begrüßt hatte.

Als er in den Spiegel gesehen hatte, war er vor seinem eigenen Abbild zurückgewichen. Neben den Ringen unter seinen Augen, die von dem zweistündigen Schlaf kamen, hatte Lyras Schlag ihm einige Blessuren verschafft.

Die aufgeplatzte Stelle an der Lippe war von einer dünnen Schicht Schorf überzogen gewesen, doch drum herum war sie leicht blau angelaufen und passte so perfekt zu dem Veilchen, das sich knapp oberhalb des Wangenknochens gebildet hatte.

Sein Nasenflügel war noch immer ein wenig geschwollen und hatte seine Farbe von rot über blau zu einem unindentifizierbaren Grün verändert. Kurz gesagt: er sah verdammt scheiße aus - jedenfalls die eine Hälfte seines Gesicht.

Vorsichtig hatte er sich Wasser auf die Haut gespritzt, von der meinte sie noch pulsieren zu spüren. Während er seinen Kaffee trank, hatte er sich ein Kühlpack auf die schmerzende Gesichtshälfte gehalten und hoffte, dass die Schwellung noch etwas zurück gehen würde, bevor er zur Schule gehen müsste.

Als er den Schulhof betreten hatte, waren die Blicke an ihm hängen geblieben und er raste über den Hof - auf dem schnellsten Weg ins Lehrerzimmer. Doch auch dort sah man ihn schief an, Mr Bernad kam auf ihn zu, mit besorgtem Ausdruck im Gesicht.

"Zayn, was ist denn mit Ihnen passiert, meine Güte.", hatte er geseufzt und beobachtete daraufhin die Verletzungen. "Nichts ernstes. Es war ein Unfall."

Er hatte versucht die Begegnung mit Lyra irgendwie herauszuzögern, doch das hatte genauso wenig funktioniert, wie die Wunden zu verdecken. Als sie ihn gesehen hatte, verzog sie ihr Gesicht, dann blieb sie vor ihm stehen.

"Oh, mein Gott. Das sieht wirklich mies aus." Mit mitleidigem Ausdruck hatte sie in ihrer Tasche herumgekramt und ihm dann eine angebrochene Tube mit Salbe gegeben. "Hier. Das müsste helfen. Die habe ich gestern Abend gefunden und Sie brauchen sie gerade definitiv mehr, als ich.", hatte sie knapp erklärt und hatte sich verabschiedet, bevor er auch nur die Möglichkeit gehabt hatte sich zu bedanken.

Fünf Tage später war die Schwellung zurückgegangen, an der Lippe war noch ein Riss zu sehen und das Veilchen hatte eine dunkelgelbe Farbe mit lilanen Sprenkeln angenommen, sodass er halbwegs normal aussah und die Leute sich nicht mehr zu ihm undrehten. Lyras Salbe zeigte ihre Wirkung.

Als sie in der zweiten Stunde den Raum betrat, steuerte sie direkt auf ihn zu. Schneller atmend, als es normal war, hielt sie sich die Seite und kniff die Augen schmerzhaft zusammen. Sie war gerade mal eine Minute zu spät.

"Mr Malik..." Sie atmete tief durch und versuchte sich aufzurichten. "Ich erwarte einen sehr wichtigen Anruf. Mein Bruder liegt nämlich zur Zeit im Krankenhaus und sein behandelnder Arzt wollte mich so bald, wie möglich anrufen, allerdings könnte das in jeder Minute der Fall sein und ich wollte fragen, ob ich für den Moment den Unterricht verlassen dürfte."

Er zögerte. "Wäre es nicht einfacher nach der Schule ins Krankenhaus zu fahren?" Wieso sich wegen eines Anrufes so verrückt machen. "Naja, mal ebenso nach Australien zu fahren ist nicht so einfach.", gab sie zurück und blickte abwartend auf die Uhr und dann wieder zu ihm.

Ein wenig aus der Fassung gebracht nickte er. "Ja, klar, das stimmt wohl. Ist schon in Ordnung." Sie bedankte sich und setzte sich dann auf ihren Platz.

Ein leises Klingeln unterbrach Zayn in seinem Satz, augenblicklich wanderte sein Blick zu Lyra, während die halbe Klasse zu husten begann. Er nickte ihr zu und sie ging auf den Flur.

Klippenspringen ║Zayn MalikWhere stories live. Discover now