║siebenundzwanzig║

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 "When I look into your eyes
It's like watching the night sky" 

Am Nachmittag traf sie auch Waliyha zum ersten Mal seitdem sie mit Zayn zusammen war. Es war eine mehr oder weniger unangenehme Begegnung. 

Lyra war gerade in der Küche und machte sich einen Smoothie, als sie die Wohnung betrat, ihre Sachen ablegte und dann neben ihr stand.

Waliyha sagte nichts, sah ihre Mitbewohnerin einfach nur an. Es stand ihr weder Wut noch Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, doch vor Freude sprühend wirkte sich auch nicht gerade. 

"Du bist also mit meinem Bruder zusammen." 

Nun, da sie die Worte aus ihrem Mund hörte, kam es ihr fast lächerlich vor. "Ja, sieht so aus. Ist das schlimm für dich? Also, stört es dich oder so?"

Die Sicherheit, die sie sich zugeredet hatte, war mit einem Mal verschwunden und jedes Wort, das sie sich im Kopf zurechtgelegt hatte, schien wie weggeblasen. Mehrmals wollte sie noch etwas sagen, da von Waliyha nichts kam, doch sie schloss ihren Mund immer wieder.

"Nein es ist okay.", brach sie endlich die Stille, die Lyra langsam aber sicher in den Wahnsinn getrieben hatte. "Ich frage mich zwar warum es ausgerechnet mein Bruder sein musste, aber das ist schon in Ordnung. Und geht mich überhaupt nichts an, wenn ich ehrlich bin. Ich wollte dich eigentlich nur warnen."

Verwirrung zeichnete sich in Lyras Gesicht ab. "Du kannst dir sicher sein, dass ich es mir nicht unbedingt ausgesucht habe mich in ihn zu verlieben. Aber warum genau willst du mich vor deinem Bruder warnen?"

Seufzend ließ sie sich auf dem Küchenstuhl nieder. "Ich will ihm ja nichts unterstellen, aber ich würde nicht sagen, dass er bekannt dafür ist eine gesunde Beziehung zu pflegen. Ich erinnere mich nicht daran, dass er uns jemals ein Mädchen vorgestellt hat und wirklich gut ist er mit den Freundinnen von denen ich wusste auch nicht umgegangen.

Das lag vielleicht daran, dass er nicht nach etwas Festem gesucht hat, aber ich finde trotzdem, dass man eine Frau mit Respekt behandeln sollte und das hat er eher weniger gemacht.

Ich gebe zu, dass sein damaliger Freundeskreis ihn dazu gebracht hat Dinge zu tun, die er sonst vermutlich nicht gemacht hätte, aber das kann seine Taten nicht komplett rechtfertigen. Er hat sich geändert, das weiß ich. Aber oft haften einem alte Angewohnheiten an.

Wunder dich also bitte nicht, wenn er irgendwann grob wird. Nicht körperlich, keine Angst. So jemand war er nie. Aber er versteht nicht so ganz, wie sehr Worte schmerzen können und wann es Zeit ist aufzuhören und aufzugeben. Pass einfach auf dich auf okay? Ich möchte nicht, dass er dich verletzt."

Damit ließ sie Lyra zurück und verschwand in ihrem Zimmer.

Bisher hatte sie gar keinen Gedanken daran verschwendet gehabt, was Zayn früher für Beziehungen gehabt hatte. Es interessierte sie nicht wirklich und ging sie auch nichts an. Doch nun, da Wali etwas explizites angesprochen hatte, begannen sich Räder in ihrem Kopf zu drehen.

Trotz der neu aufgekommenen Skepsis traf sie sich am Abend mit Zayn, so, wie sie es verabredet hatten.

"Ich hab dich vermisst." Das war das erste, was er sagte, nachdem sie in seine Wohnung getreten war und ihre Jacke abgelegt hatte.

"Wir haben gestern den ganzen Tag miteinander verbracht und uns heute auch gesehen."

Er schlang seine Arme um ihren Körper. "Ich weiß genau deshalb. Wir haben die letzten Wochen so viel Zeit miteinander verbracht und heute noch gar nicht, obwohl wir uns mehrmals gesehen haben. Das war einfach ein komisches Gefühl und ich bin froh, dass du jetzt wieder hier bei mir bist."

Sie wusste, dass ihre Zweifel noch nicht weg waren, sie wusste, dass sie sich eigentlich noch immer nicht zu hundert Prozent wohl fühlte; doch das hier fühlte sich einfach richtig an. Seine Arme um ihren Körper, dicht an ihn geschmiegt, war dort wo sie hingehörte. Dem war sie sich sicher.

Nach einigen Momenten lösten sie sich voneinander, er verschränkte seine Finger mit ihren und sie sahen einander in die Augen. Als würde man in den Abendhimmel blicken, dachte er. Wie oft hatte er gedacht, dass die Dämmerung nichts schönes war, doch hier mit ihr, wusste er, dass er nicht falscher liegen könnte.

Und das Braun seiner Augen, hätte sie nie wertschätzen können, bis sie sich einmal in sie verliebt hatte.

Lächelnd platzierte er einen Kuss auf ihrer Stirn und zog sie dann zum Sofa. "Ich habe schon einen Film für uns rausgesucht. Hast du Matrix schon gesehen?"

Sie nickte. "Ich liebe diese Filme. Naja, den ersten. Der erste ist wirklich gut!"

Er holte noch das Popcorn, das er bereits gemacht hatte, aus der Küche und setzte sich dann neben sie, während sie den Film startete. 

Um kurz nach neun Uhr abends waren sie fast fertig mit dem Film, als es klingelte. 

Da Zayn niemanden erwartete, blieb er sitzen und ignorierte, dass jemand vor seiner Tür stand. Wenige Sekunden später klingelte es erneut, dann ertönte ein Klopfen.

"Zayn, mach auf, ich weiß, dass du da bist."

Ruckartig stand er auf. "So eine scheiße.", murmelte er und zog Lyra vom Sofa. "Das ist Shannon, du musst dich verstecken."

Sie blickte verwirrt drein. "Wer ist Shannon und warum muss ich mich verstecken?"

Er führte sie bereits in sein Schlafzimmer. "Ich komme gleich, einen Augenblick, Shan!", brüllte er in Richtung Haustür.

"Die andere Referendarin an der Schule, Miss Bence. Und sie kann dich nicht leiden, tut mir Leid. Die Gefahr, dass sie irgendwas ausplaudern würde wäre viel zu groß."

"Würde sie damit nicht eher dich in Gefahr bringen?"

Er deutete auf den Schrank. "Dein Ernst?! Ich versteck mich doch nicht da drin!"

Flehend blickte er sie an. "Bitte, Lyra. Ich mach dir auch Lasagne, wenn du das nächste Mal kommst, in Ordnung."

Seufzend nickte sie und öffnete die hohe Tür. Bevor sie sich zwischen die zur Seite geschobenen Shirts stellen konnte, küsste er sie kurz auf die Lippen und bedankte sich. "Danke."

Unschlüssig, was sie von der ganzen Sache halten sollte, schloss sie sich in der Dunkelheit ein, setzte sich und bereitete sich darauf vor noch länger hier warten zu müssen.

Wie Recht sie doch hatte.




Klippenspringen ║Zayn MalikWo Geschichten leben. Entdecke jetzt