Kapitel 20

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Ich nahm mein Schwert und schnallte es mir um, schnappte mir meine restlichen Waffen und ging zu Leo. "Ich dachte wir gehen erst am nächsten morgen", meinte sie überrascht, folgte mir aber trotzdem. "Wären wir auch, aber Aragorn will irgendwo alleine hin", erklärte ich ihr und stieg auf. "Ich habe da schon so eine Ahnung wo er hin will", murmelte Leo. "Was? Woher?", fragte ich überrascht. "Ich habe ein wenig lauschen können, als er mit seinen Brüdern geredet hat. Eine Arwen liegt im sterben und er soll mehr Männer für die Schlacht suchen. Du kennst das Märchen der Untoten, Toten?" Ich nickte. "Ja, das kenne ich. Er will versuchen die auf unsere Seite zu bringen?" "Ja, aber er ist Isildurs Erbe. Wenn es einer schaffen kann, dann er." Ich nickte kaum merklich. Sie hatte Recht. "Wir kommen mit dir Junge", stellte Gimli gerade klar, als ich hinter den drei Jungs zum stehen kam. Legolas schwang sich, zusammen mit dem Zwerg auf Arod und so ritten wir auf den Eingang des Bergweges zu.

"Heerführer Aragorn!", konnte ich noch hören, bevor uns der Nebel verschluckte. Wachsam achtete ich auf die Umgebung, als wir den Pfad entlang ritten. Ich fühlte mich in dieser Gegend nicht sehr wohl. Hier lauerte ein Schatten. "Geht es dir gut Auriel?", fragte Legolas besorgt. Er hatte mein Verhalten anscheinend bemerkt. "Ja, alles gut", beruhigte ich ihn, aber natürlich verschwand das beklemmende Gefühl nicht aus meiner Brust. "Aragorn, weißt du eigentlich wer  die zwei Elben sind? Die, die ins Zelt des Königs gegangen sind?", wollte ich nach ein paar Minuten wissen. "Das waren meine Adoptivbrüder, Elladan und Elrohir. Sie haben mir eine Nachricht von Elrond überbracht", antwortete er mir. "Die Nachricht ist der Grund, warum wir unterwegs sind?" Aragorn nickte. "Und welche Nachricht?", fragte Gimli. "Ich soll ein Heer befreien", war seine schlichte Antwort. 

"Was für ein Heer sollte sich an einem solchen Ort aufhalten?", wollte Gimli skeptisch wissen. "Eines, das verflucht ist", fing Legolas an zu erzählen. "Vor vielen Jahren, schworen die Menschen der Berge dem letzten König von Gondor einen Eid:  ihm beizustehen  im Falle des Kampfes. Doch als man sie am dringensten brauchte, als Gondor in höchster Not war, flohen sie und versteckten sich an dunklen Orten im Gebirge. Also verfluchte Isildur sie: niemals Ruhe zu finden bis ihr Eid erfüllt sei." Stille legte sich über uns. Ich kannte diese Geschichte aus Kindertagen. Was mich immer noch verwirrte war Leo. Hassufel und Brego waren unruhig, doch Leo schien die Ruhe selbst zu sein. Woran lag das?

Nach einem schweigenden Ritt kamen wir am Tor unter dem Berg an. Der Schatten, den ich spürte, war mit jeder Minute größer geworden. Meine Arme überzog eine Gänsehaut, als Legolas die Inschrift vorlas. "Der Weg ist versperrt. Er wurde angelegt, von denen die Tot sind und die Toten halten ihn. Der Weg ist versperrt." Aragorn stieg ab und wir folgten ihm. Plötzlich kam ein Windhauch aus dem Eingang und Brego und Arod scheuten. Aragorn und Legolas versuchten sie aufzuhalten, doch sie galoppierten panisch davon. Der Waldläufer zog sein Schwert und meinte mit fester Stimme: "Ich fürchte den Tod nicht." Dann ging er erhobenen Hauptes in den Berg. Ich legte meine Hand auf den Griff meines Schwertes. Plötzlich wurde ich von hinten angestupst. "Leo, kommst du mit hinein?", fragte ich und drehte mich um.

"Ja." Mit einem Mal quoll Rauch unter ihren Füßen hervor und begann sie zu umschließen. "Was passiert mit ihr?", fragte Legolas, doch ich war zu fasziniert um ihm zu Antworten. Als der Rauch sich wieder verzog, stand kein Pferd mehr vor uns. Eine schwarze Eule flog nun in der Luft. Wobei man es auch eher als schweben bezeichnen konnte. "Leo?", fragte ich verblüfft. Zur Bestätigung flog sie einmal um meinen Kopf und setzte sich dann auf meine Schulter. Sie drehte ihren Kopf erwartungsvoll Richtung Eingang. "Na dann mal los", seufzte ich und lief durch das Tor.

Legolas und Gimli kamem direkt hinter mir. Aragorn hatte auf uns gewartet und nun liefen wir gesammelt durch die Gänge. Er hatte von irgendwo her eine Fackel bekommen, die uns etwas Licht spendete. Die Anwesenheit von Leo, direkt neben mir beruhigte mich etwas und meine Gänsehaut verschwand. Wir kamen in einer großen Halle an. Man konnte die Decke, die vom Pfeilern gestützt wurde, nicht sehen, so viel Nebel waberte hier herum. Ich umfasst den Griff meines Schwertes noch fester und sah mich wachsam um. Wo waren die Untoten Toten? Ich sah zu Legolas, der mir ermutigend zulächelte. "Wer wagt es, unser Reich zu betreten?", ertönte eine raue Stimme. Aragorn trat vor und sprach: "Einer, der eure Lehenstreue fordert." Vor uns sammelte sich ein Teil des Nebels und es formte sich eine Gestalt. "Wir folgen niemandem. Wie kann ein einfacher Mensch wie du, unsere Treue einfordern?"

Um uns herum formten sich immer mehr Gestalten, bis wir von einer Armee aus Geistern umzingelt waren. "Der Weg ist versperrt. Er wurde angelegt, von denen die Tod sind und die Toten halten ihn. Der Weg ist versperrt", ertönte die raue Stimme wieder. "Ich fordere euch auf, euren Eid zu erfüllen", redete Aragorn weiter. "Niemand außer der König von Gondor, vermag mir Befehle zu erteilen!" Im gleichen Moment, in dem der Geisterkönig mit erhobenem Schwert auf den Waldläufer zurannte, nahm Aragorn Anduríl hoch und blockte den Schlag des Königs ab. "Diese Klinge ward zerbrochen", presste der Anführer wütend hervor. "Und jetzt wurde sie erneuert." Aragorn stieß den Toten von sich und stellte sich aufrecht hin. "Ich bin Isildurs Erbe. Kämpft für mich und ich werde euren Eid als erfüllt ansehen", sprach er mit fester Stimme und sah den Totenkönig an. "Was sagt ihr?"

Anstatt uns eine Antwort zu geben, ging der König an ihm vorbei, direkt auf mich zu. "Wer seid ihr?", verlangte er von mir zu wissen. "Ich wüsste nicht, in wie weit das nun von Bedeutung sein sollte. Ihr solltet Isildurs Erben eine Antwort auf seine Frage geben", erwiederte ich. "Ich gebe ihm eine Antwort, wenn ihr mir eure gegeben habt", meinte er und sah mich weiterhin unverwandt an. "Mein Name ist Auriel. Und nun gebt ihm eine Antwort", verriet ich ihm meinen Namen. "Ihr habt mir euren Namen gesagt, nicht wer ihr seid Gnädigste." "Ich bin Traumwandlerin", antwortete ich ihm ein wenig wiederwillig. "Traumwandlerin. Ah." Der Geist machte eine kurze Pause und wandte sich Aragorn zu. "Wir werden an eurer Seite kämpfen."

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Ja, ich lebe noch! Toll oder? Das nächste Kapitel wird voraussichtlich nächste Woche kommen ;)

𝙳𝚒𝚎 𝙼𝚊𝚌𝚑𝚝 𝚍𝚎𝚛 𝚃𝚛ä𝚞𝚖𝚎 - 𝙻𝚎𝚐𝚘𝚕𝚊𝚜 𝚏𝚏Where stories live. Discover now