Kapitel 40

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POV. Legolas

Als ich aufwachte, war die andere Seite des Bettes leer. Ich richtete mich auf und suchte mit meinen Augen das Zimmer nach Auriel ab. Doch ich konnte sie nicht entdecken, noch hörte ich sie im Bad. "Auriel?", fragte ich in den Raum hinein, erhielt aber keine Antwort. Vielleicht war sie ja einfach schon früher aufgewacht und zu Leo in den Stall gegangen, um sie nach Rat für das Ziehen zu fragen. Ihr war sicherlich nichts geschehen. Sauron war besiegt und selbst wenn sie rausgehen würde, könnte sie sich verteidigen. Ich stand auf und zog mich an. Mein Vater hatte mir gleich für heute die Aufgabe auferlegt, mir ein Bild vom Königreich zu machen. Denn - und das hatte ich Auriel noch nicht erzählt - er würde seinen Thron bald verlassen und ihn mir übergeben.  Direkt nach der Hochzeit. Bei einem Gespräch vor einem Tag hatte er mir offenbart, er würde schon lange darauf warten, dass ich die Richtige fand. Er hatte mir von meiner Mutter erzählt und wie sie sich damals schon gewünscht hatte, dass ich aus Liebe heiratete, so wie mein Vater und sie. Noch nie hatte Vater von meiner Mutter gesprochen und es hatte mich tief berührt. 

Ich öffnete die Tür meines Gemachs, wünschte den Wachen einen guten Morgen und entließ sie aus ihrem Nachtdienst, damit sie sich ausruhen konnten, ehe ich mich auf den Weg zum Trainingsplatz machte. Zuerst wollte ich wissen, wie es um unsere Wachen und Auszubildenden stand. Da der Krieg vorbei war, würden wir nicht mehr so viele Wachen brauchen, denn viele der dunklen Kreaturen, die im Wald lebten, hatten sich bereits zurückgezogen und die anderen würden wir bald niederstrecken. Ich bog um die Ecke und sah von weitem eine Gruppe Elbinnen den Gang entlang laufen. Beinahe wäre ich zusammen gezuckt, als sie mich erblickten und mir zuwinkten. 

Ich hatte mich auf der Reise so sehr daran gewöhnt, fast immer in männlicher Gesellschaft zu sein und nur gelegentlich Frauen um mich zu haben, die sich aber nicht für mich interessierten, - bis auf Auriel natürlich - dass es mich jetzt mehr als sonst nervte, mich wieder mit zahllosen Elbinnen befassen zu müssen. Zwar waren Auriel und ich verlobt und, bei den Valar, ich liebte sie mehr als mein eigenes Leben, aber trotzdem würden viele Elbinnen immer noch versuchen, meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Und das manchmal auf die nicht so freundliche oder angenehme Art. Hoffentlich würden sie sich jetzt zurück halten. Zu meinem Glück kicherte die Gruppe nur, als ich von ihnen vorbeiging und sprach mich nicht an. 

Während ich die auszubildenden Elben bei ihrem Training beobachtete, wanderten meine Gedanken immer wieder zu Auriel. Wo war sie gerade? Ging es ihr gut und wie fühlte sie sich wohl, weil sie wieder hier war? Ich schüttelte leicht den Kopf, als wären meine Gedanken lästige Fliegen, die ich verscheuchen wollte. Gerade musste ich mich auf das Training der Elben konzentrieren, ich durfte mich nicht die ganze Zeit ablenken lassen. Nach einigen Minuten sah ich aus dem Augenwinkel, wie ein Elb auf mich zugelaufen kam. "Mein Prinz, euer Vater schickt nach euch und Lady Auriel. Er will mit euch über etwas wichtiges reden", teilte er mir mit, nachdem er sich verbeugt hatte. "Sagt ihm, dass wir gleich da sein werden", trug ich dem Elb auf und entließ ihn mit einem kurzen Nicken. 

Froh darüber, Auriel suchen zu können, machte ich mich auf den Weg zu den Ställen. Vielleicht war sie ja bei Leo. Doch als ich die Ställe betrat und umher sah, konnte ich niemanden sehen und auch nicht hören. Ich lief zu Leos Box, aber... das schwarze Pferd war nicht hier. Verwundert starrte ich die geschlossene Boxentür an und wandte mich dann zur Tür, um den Stallburschen suchen zu gehen. Wo war Leo hin? "Wo ist das schwarze Pferd, mit dem meine Reisegefährten und ich vor wenigen Tagen ankamen?", kam ich ohne Umschweife und Begrüßung zum Punkt, als ich den braunhaarigen Elben gefunden hatte. "Das... das steht in seiner Box. Ich habe es gestern Abend erst gefüttert und kein Pferd hat seit diesem Zeitpunkt den Stall verlassen", antwortete mir dieser prompt. "Es ist aber nicht in seiner Box", widersprach ich und atmete einmal tief durch. "Sucht das Pferd. Sagt mir bescheid, wenn ihr es gefunden habt." 

𝙳𝚒𝚎 𝙼𝚊𝚌𝚑𝚝 𝚍𝚎𝚛 𝚃𝚛ä𝚞𝚖𝚎 - 𝙻𝚎𝚐𝚘𝚕𝚊𝚜 𝚏𝚏Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt