Kapitel 29

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Die Vögel zwitscherten munter am nächsten Morgen, während ich auf der kleinen Terrasse von meinem und Legolas' Gemach saß. Ein leichter Wind wehte und nur ein paar Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben. Das Wetter war einfach perfekt. Mein Blick wanderte über die vielen Häuser in der Stadt und ich konnte geschäftiges Treiben zwischen ihnen erkennen. Doch meine Gedanken waren bei letzter Nacht. Es war perfekt gewesen. Einfach perfekt. "Auriel?", ertönte Legolas verschlafene Stimme aus dem Zimmer. Verdammt, hörte er sich süß an. "Ich bin auf dem Balkon", antwortete ich lächelnd und kurze Zeit später ließ Legolas sich neben mir auf die steinerne Bank fallen. Ohne zu warten zog er mich in seine Arme und ich kuschelte mich an ihn. "Meinst du, die Hobbits werden schnell wach?", fragte ich Legolas und beobachtete ein paar Kinder, die auf einem Hof spielten.

"Aufwachen, ja. Wieder auf den Beinen sein... das dauert wahrscheinlich etwas länger", vermutete er. "Lass uns etwas Frühstücken gehen." "Gute Idee." Wir zogen uns schnell um und gingen dann in die Essenshalle, in der wir Gimli, Merry und Pippin antrafen. Aragorn und Gandalf waren -laut den Hobbits- in den Häusern der Heilung und halfen. Die anderen unterhielten sich, aber ich beteiligte mich nicht wirklich an dem Gespräch. Meine Gedanken waren bei Adriel und seinem komischen Verhalten. Ich hatte es wegen der Sorge um die anderen verdrängt gehabt, aber jetzt kam der Zweifel an seinen Worten und Taten wieder hoch. Zuerst hatte er sich auf einen "Handel" eingelassen, dann verschwand er einfach und damit konnte ich meinen Teil der Abmachung nicht einmal wahr machen. Wieso war er dann überhaupt auf meinen Handel eingegangen?

Grübelnd trank ich ein paar Schlucke aus meinem Kelch, als die Eingangstür aufging und Aragorn, gefolgt von Gandalf in den Saal kam. "Sam ist soeben aufgewacht!", verkündete der Dunedain und ein erleichtertes Lächeln zierte sein Gesicht bei diesen Worten. Sofort hatten Merry und Pippin gebeten, ihn sehen zu dürfen und so saßen wir nun alle in einem gemütlichen Raum mit dem Hobbit, der noch etwas erschöpft schien. Aber immerhin ging es ihm gut. Er erzählte uns größtenteils was passiert war, doch ich hatte das Gefühl, er ließ manche Dinge bewusst aus. Doch das war mir egal, Hauptsache es ging ihm gut. Nach einer Stunde scheuchte uns Gandalf aus dem Raum, damit sich Sam noch etwas ausruhen konnte.

~*~

Es waren einige Tage vergangen und mittlerweile war auch Frodo wieder wach. Er und Sam hatten sich gut erholt und in wenigen Stunden würde Aragorn zum König von Gondor gekrönt werden. Der Arme hatte heute schon eine kleine Panikatacke hinter sich, da ihm diese große Verantwortung etwas zu Kopf gestiegen war. Aber nach ein paar beruhigenden Worten von Gandalf und die Zusage aller Gefährten, dass sie ihm immer helfen würden, war er wieder der selbstbewusste Waldläufer, den wir alle so gut kannten. Nun stand ich vor einem großen Spiegel und betrachtete das Kleid, was eine Schneiderin für Aragorns Krönung vorbereitet hatte. Es war ein wunderschönes hellgraues Kleid, welches über die rechte Schulter mit einem Träger oben gehalten wurde.

Um die Taille war ein gleichfarbiges Seidenband gebunden, das von einer silbernen Spange geziert wurde. Von dort fiel es in sanften Wellen an meinen Beinen herab und endete an meinen Knöcheln. Zu dem Kleid trug ich hohe, zierliche Schuhe, in einem silber-grau. Ich hatte auf komplett offene Haare bestanden und trug nur eine kleine Tiara, die von einem abnehmenden Mond geziert wurde. Ich strich meine Haare zurück und trat dann auf den Gang, wo schon Legolas wartete. "Du siehst bezaubernd aus", flüsterte er in mein Ohr und bot mir dann seinen Arm. Wir würden mit den Elben aus Bruchtal der Krönung beiwohnen, denn gestern war Arwen mit ihrem Vater und einer handvoll Elben eingetroffen. Gandalf hatte dabei geholfen, dass Aragorn Arwen nicht vor der Krönung sah, denn die Elbin wollte ihn überraschen.

Zusammen liefen wir zu Arwen und Elrond, bevor sich alle Elben in einer Gruppe auf den Weg zur Krönung machten. Unsere kleine Gruppe stellte sich etwas weiter weg von der Treppe, auf der Aragorn gekrönt werden würde. Der ganze Platz vor der weißen Halle war gefüllt mit Menschen aus Gondor und etwas weiter vorne erkannte ich Eowyn mit Faramir an ihrer Seite. Als Aragorn hinter Gandalf aus dem Tor trat, verstummten alle Gespräche schlagartig und eine ehrfürchtige Stille legte sich über den Platz. Gimli stand neben den beiden und trug die Krone von Gondor auf einem Kissen mit sich. Der Waldläufer ging die Treppe einige Stufen hinunter und kniete sich mit den Augen zu Gandalf ihn. Dieser nahm die Krone hoch und hielt sie über Aragorns Kopf. "Nun kommen die Tage des Königs!", verkündete der Zauberer. "Mögen sie glückselig sein."

Nach diesen Worten setzte er die Krone auf das Haupt von Aragorn. Er erhob sich wieder, schritt die Stufen der Treppe hinauf und blickte dann über sein Volk hinweg. Ein tosender Jubel brandte auf und ein Lächeln konnte auf Aragorns Gesicht gesehen werden. Der neue König von Gondor schritt majestätisch die Treppe hinab und lief dann den Gang entlang, den sein Volk gebildet hatte. Legolas stupste mich leicht an und deutete mit dem Kopf auf Elrond. Er nahm mich bei der Hand und wir liefen vor der kleinen Gruppe her, um Arwen möglichst lange vor ihm zu verstecken und natürlich das Waldlandreich zu repräsentieren. Wir Elben schritten König Elessar entgegen und als wir vor ihm standen, legte er eine Hand auf Legolas schulter und murmelte: "Hannon le." Aragorn sah zu mir herüber und neigte kurz seinen Kopf. Ich erwiderte seine Geste und trat dann zur Seite.

Ein ungläubiger Ausdruck erschien auf Aragorns Gesicht und in seinen Augen sammelten sich Tränen der Freude, als er Arwen erblickte, die langsam auf ihn zu ging. Aragorn nahm ihr das Banner ab, das sie davor getragen hatte und reichte es an einen seiner Untertarnen weiter. Sanft strich er der Elbin über die Wange, bevor er sie stürmisch küsste und im Kreis herum wirbelte. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und ich stellte mir vor, wie Legolas mich genauso küsste. Es wäre bestimmt ein atemberaubendes Gefühl. Aragorn nahm Arwen bei der Hand und führte sie durch die Menge, während ich mich an Legolas lehnte und seine Hand mit meiner verschränkte. Der neue König von Gondor und seine Gefährtin kamen bei den Hobbits an, die sich alle heraus geputzt hatten und nun in der Menge standen.

Alle Augen waren auf sie gerichtet, als die Hobbits sich vor Aragorn verbeugen wollten. Doch dieser sagte: "Meine Freunde... Ihr verneigt euch vor niemandem!" Und dann ging der König von Gondor vor den vier Halblingen auf die Knie. Das ganze Volk folgte seinem Beispiel und auch Legolas und ich zollten den Hobbits so unseren Respekt. Wären diese vier nicht gewesen, wäre Mittelerde mit Sicherheit dem Untergang geweiht gewesen. Und ich hätte niemals mit Legolas glücklich werden können.

𝙳𝚒𝚎 𝙼𝚊𝚌𝚑𝚝 𝚍𝚎𝚛 𝚃𝚛ä𝚞𝚖𝚎 - 𝙻𝚎𝚐𝚘𝚕𝚊𝚜 𝚏𝚏Donde viven las historias. Descúbrelo ahora