Kapitel 23

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Vorsichtig öffnete ich meine Augen, schloss sie aber sofort wieder. Neben mir standen Orks und Leo wurde mit mehreren Schwertern bedroht. Was war passiert? Ich wollte mit meinen Händen den Boden abtasten, konnte es aber nicht. Meine Hände waren mir auf den Rücken gebunden und ich bemerkte ziemlich schnell, dass ich keine meiner Waffen mehr am Körper trug. Die Orks hatten mir alle abgenommen. Erst jetzt realisierte ich, dass ich in den Händen des Feindes war. Das bedeutete: Sauron hatte mich gefangen genommen. Ich wollte wissen wo ich war, was passiert war, während ich in meiner Traumwelt war. Ich wollte meine Augen nicht öffnen, also musste ich mich auf meine Sinne verlassen. Soweit ich wusste, befand ich mich in einem Wald und lag auf Stein. Die Orks um mich herum redeten leise in der schwarzen Sprache miteinander, was mir Kopfschmerzen bescherte. Langsam öffnete ich eines meiner Augen einen Spalt und sah mich so gut es ging um.

Leo war immer noch in der Gestalt eines Pferdes und sah zu mir. Die Orks, welche sie zuvor bedroht hatten, saßen nun im Kreis und unterhielten sich. Ich drehte meinen Kopf leicht, damit ich mich umsehen konnte. Als ich bemerkte, dass mich niemand beobachtete, öffnete ich beide Augen. Dann sah ich zu Leo hinüber. Ihre Augen weiteten sich ein wenig, als sie erkannte, dass ich wach war. Fragend blickte ich sie an. "Während du in deiner Traumwelt warst, haben die Krieger die Orks vernichtet, aber ich habe eine andere Gruppe zu spät bemerkt. Sie bekamen dich in ihre Hände. Da sie anscheinend wissen, dass ich sie verstehen kann, bedrohten sie dich und sagten mir, sie würden dich verletzten, sollte ich Widerstand leisten. Hilfe war zu weit weg. Also bin ich mit ihnen mit gegangen. Jetzt sind wir im Wald von Ithilien. Sie wollen dich zu Sauron bringen", erklärte sie mir.

Frustriert schloss ich meine Augen. Ich durfte unter keinen Umständen zu Sauron gebracht werden. Aber ich wusste auch nicht, wie ich hier weg kommen sollte. Aussichtslos. Das war meine Situation gerade. Ich hörte wie sich die Orks wieder erhoben und ihre Sachen zusammen packten. Kurz darauf wurde mein Körper unsanft hochgehoben und ich wurde quer über Leo gelegt. Dann setzte sich die ganze Kolonne in Bewegung. Mein Rücken schmerzte, aber wenn ich mich bewegte, wussten die Orks das ich wach war. "Wo genau kommt sie hin?", fragte einer der Orks in Westron. "Wir bringen sie nach Minas Morgul", antwortete ein anderer. Alleine der Name ließ mich erschaudern. Minas Morgul. Der Sitzt des Hexenkönigs von Angmar. Je weiter wir kamen, desto schlimmer wurden meine Kopfschmerzen. Ich spürte Leos Unwillen, sich noch näher an die Festung heran zu bewegen, aber die Orks trieben sie ohne Gnade weiter. 

Nach etwas mehr als vier Stunden blieben wir nochmal stehen. Was war denn jetzt los? Die Orks begannen, in der schwarzen Sprache zu diskutieren. Dann wurde ich von Leos Rücken gehoben und auf meine Beine gestellt. "Los, öffne die Augen. Wir wissen, dass du wach bist", schnauzte mich jemand an. Ergeben öffnete ich meine Augen. Wir befanden uns zwischen Bergen. "Das Pferd bleibt hier. Und jetzt weiter", befahl der Anführer und schubste mich vorwärts. Da ich wusste, dass Wiederstand zwecklos war, machte ich was sie sagten. Ich warf nochmal einen Blick zurück, doch Leo stand nicht mehr dort. Mit schleppenden Schritten ging es voran, bis die Festung in Sicht kam. Ich erschauderte, als ich das riesige Schloss sah. Es war wie in einem Albtraum, aus dem man nicht erwachen konnte. Mir wurden die Augen verbunden, bevor die Orks mich weiter auf die Festung zutrieben. Mit einem Mal wurde ich grob hochgehoben und es ging weiter. 

Zum Glück hatte ich während der Schlacht keine ernsten Wunden zugefügt bekommen, nur kleine Kratzer. Zwar schmerzten sie ein wenig, aber der Schmerz war gut auszuhalten. Nach ein paar Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, wurde ich grob auf harten Stein Boden fallen gelassen. Dann hörte ich eine Tür ins Schloss fallen, schlüsselklimpern und Schritte die sich entfernten. Mit etwas Mühe, schaffte ich es, mir die Augenbinde vom Kopf zu reißen. Besonders viel Licht war nicht in dem kleinen Raum vorhanden, weswegen ich nicht sehr gut sah. Erschöpft legte ich mich auf den kalten Boden und dachte nach.

Meine Chancen, unbemerkt von diesem Ort zu fliehen, waren gleich null. Und ohne Hilfe würde ich es erst Recht nicht schaffen. Schon jetzt hatte ich das Gefühl, ewig in diesem Raum zu sitzen, obwohl es erst ein paar Minuten waren. Mein Hals war trocken und mein Körper erschöpft. Ich hatte keine Ahnung wie lange die Schlacht her war. Suchte man nach mir? Dachte Legolas, ich wäre Tod? Legolas! Was war mit ihm? Ging es ihm gut? Wahrscheinlich eher weniger. Wenn jemand Legolas entführen würde, könnte ich keine Sekunde still sitzen, bis ich wüsste wo er war und ob es ihm gut ging. Mit jeder Sekunde wurden meine Augen schwerer, aber ich wollte und konnte einfach nicht einschlafen.

Der Raum besaß ein kleiner Fenster, was mir erst jetzt auffiel. Unter größter Anstrengung hievte ich mich hoch und stolperte auf das Fenster zu. Als ich hinaus sah, erschauderte ich. Überall standen Orks und mein Zimmer lag in erschreckender Höhe. So schnell würde ich hier wahrscheinlich nicht mehr raus kommen. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis man kommen würde, um Gebrauch von meinen Kräften zu machen. Heißt, man würde mir Schmerzen zufügen. Denn so leicht würde ich mich nicht brechen lassen und durch Kompromisse oder Versprechen würde Sauron auch nicht weit kommen. Ich war stark, das hatte Legolas selbst gesagt. Und ich würde alles dafür tun, ihn wieder zu sehen. Wieder in seinen Armen liegen zu können und seine Lippen auf meinen spüren zu können.

Ich setzte mich auf den Boden, lehnte mich an die kalte Mauer und schloss meine Augen. Ein wenig Ruhe würde mir sicherlich nicht Schaden. Ich wusste, dass ich im Moment zu schwach war, um von meinen Kräften Gebrauch machen zu können. Hilfe würde keine kommen. Ich müsste das hier alleine schaffen. 'Eine dritte Prüfung', schoss es mir durch den Kopf. Eine Entscheidung. Aber nicht zwischen hier und dort. Sondern zwischen Leben und Tod. Langsam driftete ich in den Schlaf ab. Eine Entscheidung zwischen Gefangenschaft und Freiheit... Eine Entscheidung zwischen Frieden und Krieg.

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Hi, ich melde mich auch mal mit einem neuen Kapitel. Ich habe es endlich mal geschafft mich wieder hinzu setzten und ein weiters Kapitel zu schreiben, aber es sind schon ein paar Kapitel vorgeschrieben. Allerdings mag ich es nicht so, wenn ich keine vorgeschriebenen Kapitel habe, weswegen ich mit der Veröffentlichung noch gewartet habe. Ich bin vor allem auf die letzten Sätze ziemlich stolz.

𝙳𝚒𝚎 𝙼𝚊𝚌𝚑𝚝 𝚍𝚎𝚛 𝚃𝚛ä𝚞𝚖𝚎 - 𝙻𝚎𝚐𝚘𝚕𝚊𝚜 𝚏𝚏Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum