Kapitel 26

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Das erste was mir auffiel, als ich wieder zu Bewusstsein kam, war etwas weiches. Vorsichtig bewegte ich meine Finger und Zehen. Ich würde nicht sagen, dass ich mich ausgeschlafen oder voller Energie fühlte. Im Gegenteil, ich war erschöpft und mein ganzer Körper schmerzte. Wo war ich eigentlich? Und wie viel Zeit war seit meiner Flucht vergangen? Langsam öffnete ich meine Augen. Ich lag auf einem Bett, das an der Wand eines kleinen Raumes stand. Durch einige Fenster fiel etwas Licht in den Raum und ich konnte neben mir einen Nachttisch ausmachen, auf dem ein Kelch mit Wasser stand. Langsam setzte ich mich auf und nahm den Kelch in meine etwas zitternde Hand. Wohltuend rann das kühle Nass meinen Hals herunter. Als der Kelch geleert war, schwang ich meine Beine über den Bettrand und stand vorsichtig auf. Ich hatte das Gefühl, meine Beine würden mich nur mit Mühe und Not halten können, trotzdem lief ich auf den Kleiderschrank im Zimmer zu. Ich fand ein einfaches, weißes Leinenkleid, welches ich mir anzog. Im angrenzenden Bad, lag eine Bürste, mit der ich meine Haare entwirrte. 

Barfuß trat ich aus der Tür und fand mich auf einem Gang wieder. Aus dem weißen Gemäuer, schloss ich, dass ich mich in Minas Tirith befand. Mit wackeligen Schritten lief ich den Gang entlang, bis ich auf eine Dienstmagd traf. "Entschuldigt. Könnt ihr mir sagen, wo der Trohnsaal ist?", bat ich sie. "Natürlich. Geht den Gang entlang und dann zwei Mal links", gab sie mir bereitwillig Auskunft. Ich bedankte mich und folgte ihrer Wegbeschreibung. Als ich dem Trohnsaal näher kam, konnte ich Stimmen vernehmen, die miteinander diskutierten. Vor der Tür atmete ich einmal tief durch, bevor ich den Trohnsaal betrat. "Wir müssen jetzt Handeln! Ich weiß nicht, wie Auriel entkommen konnte, aber es hätte auch ganz anders ausgehen können!", meinte Aragorn mit fester Stimme. "Vielleicht fragt ihr sie einfach, wie sie entkommen konnte", meinte Gandalf und sah lächelnd zu mir. "Ähm ja, also ich hatte ein bisschen Hilfe", sagte ich und grinste schief.

Innerhalb von einem Augenblick war Legolas bei mir und hatte mich in den Arm genommen. Sofort als mich sein Geruch erreichte, fühlte ich mich zu Hause und kuschelte mich an ihn. Das war ein tolles Gefühl. "Wie geht es dir?", wollte mein Freund wissen. "Gut. Soweit. Über was redet ihr?" "Frodo und Sam können nicht ohne Hilfe zum Schicksaalsberg gelangen. Wir überlegen gerade, wie wir ihnen helfen können", teilte mir Pippin mit. "Wie lange diskutiert ihr schon?" "Vielleicht eine Stunde", antwortete Aragorn. "Das sinnvollste wäre, Sauron heraus zu locken, damit er sein Land entblößt und Frodo mit Sam ungehindert zum Schicksaalsberg vordringen kann." Ich überlegte. Das wäre eine Möglichkeit. Da fiel mir etwas auf. "Kam jemand mit mir an?", erkundigte ich mich. "Nein, du kamst alleine auf Leo und warst bewusstlos", erzählte Gandalf. "Worauf willst du hinaus?" Ich biss mir auf die Lippe. "Mir hat jemand geholfen zu entkommen. Aber eigentlich hatte ich ihm versprochen ein neues Leben aufzubauen, wenn er mir hilft. Deswegen verstehe ich nicht, wieso er nicht hier ist", erklärte ich ihnen.

"Frag doch mal Leo was passiert ist", schlug Gimli vor. "Immerhin war sie bei dir." Ich nickte. "Das ist eine gute Idee. Aber wenn ihr eine Entscheidung getroffen habt, sagt mir bitte Bescheid", meinte ich, bevor ich Legolas noch einen kurzen Kuss gab und mich dann auf den Weg zu Leo machte. "Hallo Leo", begrüßte ich sie leise, als ich am Stall ankam. "Du fragst dich sicherlich wo dieser Mann ist oder?" Ich nickte. "Wieso ist Adriel nicht mit gekommen?" "Er meinte er würde sich selber ein Leben aufbauen und könnte deine Hilfe nicht annehmen. Dann ist er kurz bevor wir Ithilien verlassen haben verschwunden", erzählte sie. "Ohne Proviant oder andere Sachen?" "Ja. Vielleicht weiß er ja von einem Platz wo er vorrübergehend hin kann." "Meinst du, ich sollte ihn suchen?" Leo schüttelte den Kopf. "Er wird wahrscheinlich schon ziemlich weit weg sein." Irgendwas kam mir daran komisch vor. Erst hatte er um meine Hilfe gebeten und dann wollte er sie nicht mehr? Hatte er so schnell seine Meinung geändert?

Aber könnte ich jetzt noch etwas für oder gegen ihn tun? Wahrscheinlich nicht. "Geht es dir eigentlich gut?", wollte Leo besorgt wissen. "Ich fühle mich noch ein bisschen schwach auf den Beinen. Das wird bestimm wieder", beruhigte ich sie. "Herrin Auriel?" Eine Wache betrat den Stall. Ihr sollt in den Trohnsaal kommen. Es wurde eine Entscheidung getroffen." Nachdem sie mir das mitgeteilt hatte, verschwand die Wache auch schon wieder. Ich verabschiedete mich wieder von Leo und eilte in den Trohnsaal. "Also, was machen wir jetzt?", fragte ich, kaum nachdem ich den Saal betreten hatte. "Wir gehen zum schwarzen Tor und locken Saurons Armee heraus", verkündete Aragorn mit fester Stimme. "Und du kommst nicht mit", vollendete Legolas seinen Satz. Ich sah ihn entgeistert an. "Legolas, das ist wahrscheinlich die letzte Schlacht. Wieso-", wollte ich sagen, wurde aber von Gandalf unterbrochen. "Wir wollen eine weitere Entführung ausschließen. Außerdem bist du noch nicht ganz bei Kräften", erklärte mir Gandalf ihre Entscheidung.

Ich legte meinen Kopf schief. Sie hatten Recht, auch wenn ich mir das zuerst nicht eingestehen wollte. Aber ich hatte es eben selbst zu Leo gesagt: Ich fühlte mich noch etwas schwach auf den Beinen. In der Schlacht wäre ich also eher eine Behinderung als eine Hilfe. "In Ordnung", stimme ich schließlich widerstrebend zu. "Aber wehe einer von euch kommt mir nicht zurück!" "Wir kommen alle wieder zurück. Versprochen", meinte Legolas. Irgendwie wirkte er erleichtert. Wahrscheinlich, weil ich zugestimmt hatte und es so keinen Streit kurz vor der Schlacht gab. "Dann ist es endgültig beschlossen. Wir ziehen zum zweiten Mal gegen Sauron in die Schlacht!" Aragorns Stimme hallte im Saal wieder. Er schickte Leute los, um die Botschaft zu verbreiten, damit die kampffähigen Soldaten sich ausrüsteten und vorbereiteten. Auch Legolas, Gimli, Merry, Pippin und Gandalf bereiteten sich zusammen mit Isildurs Erben auf die Schlacht vor. Die ganze Stadt war in heller Aufregung.

Ich half Legolas unterdessen, sich auszurüsten. Als er sich zu guter Letzt noch sein Schwert angelegt hatte, liefen wir zu den Ställen. Davor warteten bereits Merry und Pippin, die noch eine Pfeife rauchten. Vielleicht die letzte in ihrem Leben... Schluss damit! Sie würden alle wieder zurück kommen. Sie mussten einfach. Während Legolas seines und Gimlis Pferd sattelte, wartete ich draußen und gesellte mich zu Merry und Pippin. Die beiden hatten sich bewusst dafür entschieden, mit in die Schlacht zu reiten, dennoch fürchteten sie sich, was durchaus verständlich war. Jeder hier hatte Angst, vor dem bevorstehende Ereignis, das Jahrtausende prägen würde. Entweder würden sie verlieren oder gewinnen. Die Chance auf einen Rückzug gab es nicht.

"Pass bitte auf dich auf", murmelte ich und zog Legolas in eine lange Umarmung. "Das werde ich", flüsterte er zurück, bevor er mich sehnsüchtig küsste. Eine einzelne Träne fand den Weg aus meinem Auge, als wir uns voneinander lösten. "Ich liebe dich Auriel. Vergiss das bitte nie", flüsterte er, dann stieg er aufs Pferd. "Ich liebe dich auch Legolas", flüsterte ich ihm hinterher, während die Armee aus den Toren von Minas Tirith heraus, in die Schlacht ritt. "Komm bitte wieder zurück."

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Soooo, da wäre ein neues Kapitel. Ich möchte mich entschuldigen, dass keine Lesenacht kam, aber ich habe etwas Schwierigkeiten meine Ideen in Worte zu fassen. Es könnte also sein, das ihr bis zum nächsten Kapitel noch etwas warten müsst. Aber ich kann euch schon sagen, dass wir uns so langsam dem Ende der Geschichte nähern.

Noch eine schöne Nacht!

𝙳𝚒𝚎 𝙼𝚊𝚌𝚑𝚝 𝚍𝚎𝚛 𝚃𝚛ä𝚞𝚖𝚎 - 𝙻𝚎𝚐𝚘𝚕𝚊𝚜 𝚏𝚏Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt