Kapitel 30

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Es wurde gelacht, geredet und gesungen. Die Krönungsfeier war in vollem Gange und das ganze Volk von Gondor nahm daran teil. Es waren für den Abend viele Tische und Bänke auf den Hof vor der großen Halle aufgestellt worden und nun waren diese Bänke voll besetzt. Die gesamte Gemeinschaft saß bei Aragorn an einem Tisch. Es herrschte eine wundervolle Stimmung und jeder schien um den Krieg, der erst seit kurzem vorbei war, für diesen Abend vergessen zu haben. Und es war... schön. Ich hatte solch eine Stimmung vermisst. Auch wenn ich auf Feiern dieser Art lieber den Gesprächen zuhörte, als mich selber daran zu beteiligen. Ich saß neben Legolas und hatte meinen Kopf an seine Schulter gelehnt. Aber so ganz war ich mit meinem Kopf nicht hier. Irgendetwas beunruhigte mich, ich konnte nur nicht genau sagen was. Es war wie eine innere Unruhe, die mir sagte, dass bald etwas schlimmes geschehen würde. Doch ich versuchte einfach, dieses Gefühl so gut wie möglich zu ignorieren und die Feier zu genießen.

Bald würden Legolas und ich, zusammen mit den Hobbits, Gandalf und Gimli abreisen. Gandalf, weil er die Hobbits bis an die Grenze des Auenlandes begleiten wollte und Gimli, weil sein Heimweg fast derselbe wie unserer war. Ob ich mich darauf freute, zurück in den Düsterwald zu gehen? Ja. Hatte ich Angst, wie Thranduil auf die Beziehung von seinem Sohn reagieren würde? Auch ja. Aragorn hatte uns zwar versprochen, dass wir zu ihm kommen könnten, wenn der König unsere Beziehung nicht akzeptieren würde, trotzdem wünschte ich mir so sehr, Thranduil würde es tun. Denn der Düsterwald war nichtsdestotrotz mein zuhause. Der Abend schritt immer weiter voran und der Mond stand schon hoch am Himmel, als ich langsam müde wurde. "Ich gehe schlafen", teilte ich Legolas murmelnd mit und erhob mich vom Tisch. "Gute Nacht."

~*~

Die Pferde wurden gerade zum Aufbruch bereit gemacht und die letzten Vorbereitungen für unsere Heimreise getroffen. Allerdings bekam ich von all dem nichts mit, weil Legolas mir direkt nach dem aufstehen und anziehen die Augen verbunden hatte. "Wohin gehen wir, Legolas?", wollte ich zum dritten Mal wissen. "Gedulde dich", erwiderte er lachend, doch ich konnte die Nervosität aus seiner Stimme heraus hören. "Und wie lange noch?" "Nicht mehr lange." Ungefähr eine Minute liefen wir noch durch die Gänge, bis Legolas eine Tür öffnete und mir der Duft von Blumen in die Nase stieg. Vögel zwitscherten und ich konnte einen sanften Windhauch auf meiner Haut spüren. Legolas führte mich noch etwas weiter, bis wir schließlich stehen blieben. Er nahm mir die Augenbinde ab und ich musste erst einige Male blinzeln, bis meine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten.

Wie verzaubert sah ich mich um. Ich stand unter einer wunderschönen Weide, deren Äste auf dem Boden hingen und uns vor Blicken anderer verbargen. Weiße Blumen wuchsen auf dem Boden und Bienen flogen brummend von einer Blume zur nächsten. Ich drehte mich zu Legolas um und schlug mir überrascht die Hände auf den Mund, als ich ihn erblickte. Er kniete vor mir auf dem Graß und hielt eine hölzerne Schachtel in den Händen. Schon jetzt sammelten sich Tränen der Freude in meinen Augen. "Um ehrlich zu sein, ich habe mir diesen Moment so oft ausgemalt und mir Worte zurechtgelegt, die ich dir sagen wollte", begann Legolas und lächelte zu mir herauf. "Aber jetzt, sind plötzlich all diese Sätze und Wörter aus meine Kopf verschwunden. Deswegen frage ich dich sofort, weil ich es auch nicht mehr abwarten kann. Auriel, willst du mir die Ehre erweisen und meine Gemahlin werden?"

Eine Träne lief über meine Wange, als ich ihm antwortete. "Ja. Ja, tausendmal ja!" Ein breites Lächeln lag auf meinem Gesicht und ich war so unendlich glücklich, dass ich glaubte, mein Herz würde gleich vor lauter Gefühlen zerspringen. Legolas öffnete die Schatulle und ich erblickte den Ring. Roségoldene Ranken schlangen sich umeinander, welche an manchen Stellen mit kleinen dunkelgrünen Edelsteinen besetzt waren. Der Ring sah aus, als wäre er aus den Ästen eines Dornenbusches gefertigt worden, als würde er die Schönheit, aber auch die Verantwortung und die Schwierigkeiten einer Verlobung darstellen. "Er ist wunderschön, Legolas", flüsterte ich überwältigt. Der Elb stand auf und steckte mir den Ring vorsichtig an den Finger. Dann nahm er mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. Es war ein sanfter und gefühlvoller Kuss, einer der einfach nur schön war und mir Schmetterlinge im Bauch bescherte. "Ich liebe dich, Legolas." Er lächelte mich an und hauchte mir einen erneuten Kuss auf die Lippen. "Ich dich auch, Auriel. Nun lass uns zu den anderen gehen. Wir werden bald aufbrechen."

Ich nickte, immer noch etwas überwältigt und nahm seine Hand, bevor wir zu den Ställen liefen. "Wieso lächeln Legolas und Auriel so? Das ist schon fast gruselig", meinte Frodo und sah uns entgegen. Ich hob meine Hand und präsentierte mit einem glücklichen Lächeln den atemberaubenden Verlobungsring. Aragorn gratulierte uns direkt, wahrscheinlich hatte er schon gewusst, dass Legolas mir einen Antrag machen würde. Auch die anderen gratulierten uns, doch meine Laune wurde direkt wieder etwas getrübt, denn jetzt mussten wir uns von Aragon verabschieden. "Du wirst ein großartiger König sein. Und wir sehen uns ja bald schon wieder", meinte ich lächelnd, bevor ich den König von Gondor umarmte. Nachdem sich auch alle anderen von Aragorn verabschiedet hatten, stiegen wir auf die Pferde und ritten los.

In den ersten paar Stunden der Heimreise sagte keiner ein Wort. Alle hingen ihren eigenen Gedanken nach und ich konnte immer noch nicht glauben, das Legolas mir einen Antrag gemacht hatte. Wie würde Thranduil wohl darauf reagieren? Ich war keine Adlige, geschweige denn eine Prinzessin. Ich war nur eine einfache Schülerin mit einem Geheimnis, die den Prinzen des Düsterwaldes mit ihrem ganzen Herzen liebte. Würde das dem König reichen? Ich wollte nicht, dass Legolas meinetwegen in Schwierigkeiten geriet. Wie würde es wohl werden, wieder zu Hause zu sein? Könnte ich ganz normal meine Ausbildung fortsetzten? Und wie würden sich die anderen mir gegenüber verhalten? Es gäbe sicherlich Elbinnen, die neidisch auf mich sein würden und ich konnte es ihnen auch nicht verübeln. Aber ich hatte um ehrlich zu sein etwas Angst davor, wozu dieser Neid manche von ihnen treiben könnte. 

Ich wusste tief in meinem Innern eigentlich schon, dass nichts so sein würde wie es war, wenn wir im Düsterwald ankämen. Denn der Krieg war vorbei und es würden sich auch Dinge ändern, die nichts mit Legolas oder mir zu tun hatten. Weniger Orks würden unsere Grenzen bedrohen und der Düsterwald hätte die Chance, sich wieder in den Grünwald zu verwandeln. Als der Abend hinein brach, hatten wir uns eine Raststelle gesucht und nun prasselte ein warmes Feuer, an dem wir uns wärmten. Ich kuschelte mich an Legolas Schulter und er legte daraufhin seine Arme um mich. Die Flammen tanzten über das Holz und während die anderen sich noch unterhielten, driftete ich langsam in den Schlaf ab.

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Hallöchen meine Lieben.
Ich wünsche euch fröhliche Weihnachten! Als kleines Geschenk von mir gibt es heute gleich drei Kapitel. Ich kann euch schon sagen, dass ich bereits einige Kapitel vorgeschrieben habe, diese allerdings noch einmal überarbeiten muss. Aber ich denke ihr werdet zu Silvester noch ein Kapitel bekommen und es wird auf jeden Fall spannend! Genießt das Fest!
Weihnachtliche Grüße,
Sophia

𝙳𝚒𝚎 𝙼𝚊𝚌𝚑𝚝 𝚍𝚎𝚛 𝚃𝚛ä𝚞𝚖𝚎 - 𝙻𝚎𝚐𝚘𝚕𝚊𝚜 𝚏𝚏Where stories live. Discover now