Kapitel 21

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"Und wie möchtest du jetzt nach Gondor kommen, Aragorn?", wollte Legolas von unserem Freund wissen, als wir durch die Gänge hin zum Ausgang liefen. "Es segelt eine Flotte an Schiffen in Richtung Gondor. Wir werden die Schiffe übernehmen und auf ihnen direkt zum Schlachtfeld segeln", antwortete er ihm. Vor uns konnte ich Licht erkennen, das durch einen Torbogen schien. "Sieht so aus, als wären wir draußen", freute sich Gimli. Ich lächelte leicht. Ein Zwerg, der froh war aus einem Berg heraus zu kommen. Das ich sowas noch erleben durfte. "Geht es dir gut?", fragte Legolas leise neben mir. "Ja, mir geht es gut", sagte ich und lächelte ihn an. Er nahm meine Hand und drückte sie leicht. "Dann lass uns eine Flotte kapern."

~*~

Ich stand an der Reling des Schiffes und sah zum Ufer hinüber. Die Flotte zu kapern war - dank der Armee - nicht besonders schwierig gewesen. Jetzt waren wir auf dem Weg nach Gondor. Zur Schlacht. "Ihr seid also eine Traumwandlerin", machte sich der Totenkönig neben mir bemerkbar. "Ja, das bin ich. Wieso wolltet ihr das wissen?", antwortete ich ihm, ohne den Blick vom Ufer zu nehmen. "Weil ich eine Traumwandlerin kannte." Mein Kopf schnellte zu ihm. "Ihr kanntet eine Traumwandlerin?!" "In der Tat. Ich war mit ihr befreundet, lange bevor sie ihre Kräfte bekam und anfing sie zu nutzen." Aufmerksam hörte ich ihm zu. Ich konnte vielleicht endlich erfahren, was mit allen Traumwandlern geschehen war. 

"Ihr Name war Elena. Ich wuchs mit ihr auf. Ihre Eltern hatte sie nie kennen gelernt. Als Elena zum ersten Mal gebrauch von ihren Kräften machen konnte, war sie außer sich vor Glück. Ihre Tante hatte sie ihr Leben lang darauf vorbereitet ihre Kräfte zu benutzen und sie einzusetzen. Ich habe ihr oft erlaubt, sie an mir zu testen und übte mit ihr. Mit der Zeit bekam Elena eine sehr hohe Stellung im Palast und freundete sich mit dem Prinzen an. Zu spät hatte ich gemerkt, dass ich mich in sie verliebt hatte. Eines Tages kam sie zu mir und erzählte, sie hätte sich in Isildur verliebt. Ich war wütend auf ihn und beging einen schrecklichen Fehler. 

Elena heiratete Isildur nur drei Jahre später und bekam Kinder mit ihm. In all den Jahren, in denen ich alleine war, fraß mich der Hass von innen heraus auf. Als Elendil zur Schlacht des letzten Bündnisses rief, hegte ich einen solchen Hass auf seinen Sohn, dass ich ihm die Jahre zuvor geschworene Treue verweigerte. Zusammen mit meinem Volk, floh ich ins Gebirge und versteckte mich dort. Kurz nach Ende der Schlacht  erreichte mich ein Brief von Elena." Der König reichte mir ein Stück Pergament, welches zu meiner Überraschung nicht grünlich schimmerte. "Sie hat es wohl mit einem Zauber belegt. Deswegen zerfällt es nicht oder wird grünlich", erklärte der Tote auf meinen fragenden Blick hin. "Lies ihn."

Mir bleibt nicht viel Zeit, dies hier zu schreiben. Der König ist wütend auf dich, ebenso Isildur. Ich werde in der Schlacht kämpfen, doch bevor ich dies tue, muss ich dir etwas erzählen. Jede Traumwandlerin muss sich irgendwann entscheiden, ob sie auf ewig den Valar dienen will oder ohne ihre Kräfte in Mittelerde verweilen möchte. Meine Entscheidung ist noch nicht gefallen und ich möchte dich um etwas bitten. Solltest du je wieder einer Traumwandlerin oder einem Traumwandler begegnen, hilf ihnen, egal bei was. Die Schlacht beginnt in wenigen Stunden. Ich weiß selber nicht, wie ich zu deinem Verrat stehen soll. Pass auf dich auf.

Fassungslos sah ich auf das Pergament. "Traumwandler dienen irgendwann den Valar?" Der König nahm das Blatt wieder an sich. "Das muss wahrlich ein Schock für Euch sein. Ich bin immer noch wütend auf Isildur und hatte meine Entscheidung eigentlich schon gefällt, euch nicht zu helfen. Aber ihr habt dafür gesorgt, dass ich meine Meinung schlussendlich geändert habe. Ich lasse euch alleine." Mit diesen Worten ging er und ließ mich nachdenklich zurück. Sollte ich Legolas hiervon berichten? Ich rang mit mir selber, doch am Ende traf ich eine Entscheidung. Ich würde ihn damit nicht belasten. Es war keine leichte Entscheidung, aber irgendwann müsste ich noch eine viel schwierigere Entscheidung treffen. Und mein Gefühl sagte mir, dass diese Entscheidung gar nicht mehr so lange hin war. "Er hat es dir erzählt, nicht wahr?", hörte ich Leos Stimme neben mir. Sie hatte sich auf die Reling gesetzt und sah auf das Wasser. "Du hast die ganze Zeit davon gewusst?", fragte ich, war aber auch nicht sonderlich überrascht.

"Ich wurde von Elena gesandt", offenbarte sie mir. "Was?!" Schuldbewusst senkte die Eule ihren Kopf. "Deine erste Prüfung war, gegen mich zu kämpfen und zu sehen, ob du ein gutes Herz hast und Güte besitzt. Als du beides gezeigt hast, wurde mir erlaubt dich auf deiner Reise zu begleiten und dir zu helfen", erklärte sie. Die Gedanken wirbelten in meinem Kopf, immer mehr Puzzelteile setzten sich an ihren Platz. "Und was ist oder war die zweite Prüfung?", wollte ich mit zitternder Stimme wissen. "Deine Kräfte zu kontrollieren und zwar ohne Trainer oder Hilfsmittel", antwortete Leo. "Und die dritte Prüfung, ist eine Entscheidung. Eine Entscheidung zwischen hier und dort", flüsterte ich. Leo nickte. "So ist es." 

Schweigend stand ich an der Reling und blickte auf das Wasser. "Du hast nicht vor, es Legolas zu verraten." Ich drehte meinen Kopf zu Leo. "Nein habe ich nicht. Das hier ist mein Kampf, meine Entscheidung. Ich will ihn damit nicht belasten." Wieder herrschte Schweigen. "Wann muss ich die Entscheidung treffen?", wollte ich von ihr wissen. "Bald." Ich spürte zwei Arme, die sich um meinen Bauch schlangen. "Was ist mit dir los?", flüsterte Legolas in mein Ohr. "Ich muss an die Schlacht denken." Ich hasste es ihn anzulügen, aber immerhin war ein Teil davon wahr. Ich dachte an die Schlacht. Aber nicht an die um Minas Tirith. Sondern an meine eigene. 

"Das wird schon alles gut werden. Du hast deine Kräfte trainiert, du bist stärker geworden. Ich bin für dich da, egal was passiert und ich liebe dich von ganzem Herzen." Ich lehnte mich gegen ihn und schloss meine Augen. "Danke Legolas. Für alles", murmelte ich. "Du musst dich für gar nichts bei mir bedanken." So standen wir an der Reling und hingen unseren Gedanken nach. Diese Schlacht würden wir hoffentlich gewinnen. Ich wollte ein Leben mit Legolas führen. Ich wusste nicht, wie ich mich schlussendlich entscheiden würde, doch im Moment war mir eines klar. Wenn ich zu den Valar ging, würde ich Legolas nie wieder sehen. Und mit diesem Gedanken konnte ich mich nicht anfreunden. 

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Hallöchen. Ich wollte mal Fragen, wie ihr die Ideen für die Geschichte der Traumwandler findet. Danke für die Rückmeldung. Schon mal im Voraus.

𝙳𝚒𝚎 𝙼𝚊𝚌𝚑𝚝 𝚍𝚎𝚛 𝚃𝚛ä𝚞𝚖𝚎 - 𝙻𝚎𝚐𝚘𝚕𝚊𝚜 𝚏𝚏Where stories live. Discover now