Kapitel 28

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Nachdem uns Gandalf ins Zimmer von den beiden gelassen hatte und wir sie kurz gesehen hatten, um uns selber zu überzeugen das es ihnen gut ging, lief ich mit Legolas in unser Gemach, um seine wenigen Wunden zu versorgen. Er wollte nicht zu den Heilern gehen, da sie mit anderen Leuten schon alle Hände voll zu tun hatten. Ich hatte mir von den Heilern etwas Verbandszeug und Wasser geben lassen, womit ich gerade Legolas Wunden versorgte. Zwar war er gerade oberkörperfrei, aber mir war es egal. Es störte mich nicht mehr, ich wurde nicht mehr rot wenn ich ihn ansah. Ich verspürte nur noch Liebe und das Verlangen ihn zu küssen. Vorsichtig wusch ich seine kleinen Schnitte aus und verband sie anschließend. "Und dir geht es wirklich gut?", fragte ich ihn wieder und konnte nicht sagen, ob er über meine Sorge genervt oder belustigt war.

"Ja, mir geht es gut Auriel. Mach dir bitte keine Sorgen. Der Krieg ist vorbei. Sauron ist besiegt." Ich wusste das er Recht hatte, aber es war für mich immer noch so surreal. Ohne noch etwas zu sagen zog er mich in eine Umarmung. Und erst als ich seinen typischen Geruch einatmete und mich an seine Brust schmiegte, kamen meine besorgten Gedanken zum erliegen. Legolas war hier, er war nicht Tod und es ging ihm gut. "Wie geht es jetzt weiter?", murmelte ich gegen seine Brust. "Aragorn wird gekrönt werden, wenn die Hobbits wieder auf den Beinen sind. Und danach... gehen wir nach Hause." Den letzten Satz sagte er zögerlich, als wäre er sich dessen nicht mal sicher. Aber ich hatte schon das Gefühl, zu Hause zu sein. Denn für manche Personen war Zuhause ein Ort. Für mich war es Legolas. Er gab mir ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.

"Und wenn wir wieder zurück sind... was dann?" Es war eine Frage, die mich schon seit Edoras beschäftigt hatte. Wie würde der König reagieren? Wie würde sich mein Leben verändern? Wie sollte ich mich dann verhalten? Es gab noch mehr solcher Fragen in meinem Kopf und sie rückten immer mehr in den Vordergrund. Der Krieg war vorbei, das hatte Thranduil sicherlich auch mitbekommen. Er würde erwarten, dass sein Sohn bald heimkehrte. Aber wie würde er ihn erwarten? So wie er den Düsterwald verlassen hatte? "Ich... weiß es nicht. Vielleicht lassen wir uns einfach überraschen, was passieren wird", schlug Legolas vor. Ich lächelte leicht. Uns überraschen lassen... wie schlimm konnte das schon werden? Doch mit diesem Gespräch erinnerte ich mich wieder an den Brief von Elena.

Ich hatte immer noch eine Entscheidung zu treffen. Und ich hatte Legolas noch nicht mal davon erzählt. Die drei Prüfungen hatte ich bestanden, glaubte ich zumindest. Denn was, wenn der Ausbruch aus Minas Morgul gar keine Prüfung gewesen war? "Worüber denkst du nach?", wollte Legolas nach einigen Minuten wissen, in denen wir einfach kuschelnd und leise auf dem Bett lagen. "Ich... über etwas, das der Totenkönig mir auf dem Schiff zeigte", meinte ich abweisend, da ich mir immer noch nicht sicher war, ob ich es ihm erzählen sollte. "Was hat er dir gezeigt?" Ich dachte kurz nach, dann traf ich eine Entscheidung. "Einen Brief von der letzten Traumwandlerin hier in Mittelerde", offenbarte ich ihm leise und wartete auf seine Reaktion.

"Was stand darinnen?" "Es... ich weiß nicht wirklich, ob du es wissen solltest", murmelte ich. Wieso war es so verdammt schwierig, es ihm zu erzählen? "Du kannst es mir erzählen. Wirklich. Ich liebe dich und ich merke doch, dass dich diese Sache, die in dem Brief steht, mehr beschäftigt als du zu geben möchtest", meinte mein Freud und drehte mich so, dass er neben mir lag und mir in die Augen sehen konnte. "Du hast Recht...", sagte ich und machte eine kurze Pause. Am besten fiel ich einfach gleich mit der Tür ins Haus, darum herum zu reden würde mir auch nicht helfen. "Traumwandler dienen irgendwann den Valar. Auf ewig. Wenn sie alle Prüfungen abgeschlossen und sich als würdig erwiesen haben. Wenn sie das nicht wollen, werden Ihnen die Kräfte genommen und sie werden in Mittelerde verweilen."

Legolas' Augen weiteten sich bei meinen Worten überrascht. Sein Gehirn schien zu Arbeiten und hinter seinen Augen tobte ein Sturm aus Gefühlen, die ich nicht deuten konnte. "Das... jetzt verstehe ich, warum du mir nichts gesagt hast", meinte Legolas schließlich. "Aber du musst wissen, ich liebe dich und wenn es dein Wunsch oder Traum ist, den Valar zu dienen, werde ich dich nicht aufhalten." Er sagte das zwar gerade so leicht, aber ich wusste, dass ihm diese Worte unglaublich schwer gefallen waren. "Das weiß ich. Und es wäre eine große Ehre, den Valar dienen zu dürfen und ihnen zu helfen. Bis jetzt gab es, soweit ich weiß, nur einen einzigen Traumwandler, der dies abgelehnt hat. Ich habe mich noch nicht vollständig entschieden, aber ich will bei dir bleiben. Weil ich dich liebe, Legolas."

Auf das Gesicht meines Freundes schlich sich ein breites Lächeln und ohne zu warten verwickelte er mich in einen sanften Kuss, der mir so viel seiner Liebe offenbarte, dass mir davon heiß wurde und als er seine Lippen wieder von meinen trennte, waren meine Wangen gerötet. "Ich liebe dich auch, Auriel. Und egal was noch kommen mag, wenn du mich lässt, werde ich dabei an deiner Seite sein und dich begleiten." Bei seinen Worten sammelten sich einige Tränen in meinen Augen und tropften auf die weichen Kissen. "Ich verspreche dir, ich werde dich auch begleiten, Legolas. Egal was die Zukunft für uns bereit halten wird, ich werde an deiner Seite sein." Legolas Lippen fanden erneut ihren Weg zu meinen und aus dem anfänglich süßen und zärtlichen Kuss wurde ein feuriger, leidenschaftlicher Kuss, der einen Funken in mein Herzen setzte, der meinen ganzen Körper in Brand steckte, bis ich nur noch eines spürte: Meine unendliche Liebe zu Legolas, die mir nicht einmal der Tod würde nehmen können.

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Gibt noch zwei Kapitel heute! ;)

𝙳𝚒𝚎 𝙼𝚊𝚌𝚑𝚝 𝚍𝚎𝚛 𝚃𝚛ä𝚞𝚖𝚎 - 𝙻𝚎𝚐𝚘𝚕𝚊𝚜 𝚏𝚏Where stories live. Discover now