Kapitel 25

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"Er hat dir meine Kräfte versprochen?" Skeptisch sah ich ihn an. Fast vergaß ich, dass sie mich gefangen hielten. "Du weißt schon, dass ich meine Kräfte nicht abgeben kann, oder?" Er musterte mich. "Was macht dich da so sicher?" Ich lächelte überlegen. "Was macht dich so sicher, dass es möglich ist? Außerdem werden es die Valar nicht zulassen, dass du meine Kräfte erhälst, sollte es möglich sein." Zwar spielte ich gerade auf Risiko, aber je mehr Argumente ich ihm vorlegte, desto mehr konnte er zweifeln. Und genau das trat ein, denn ich meinte, jetzt schon Zweifel in seinen Augen aufblitzen zu sehen. "Du musst das hier nicht tun. Und egal ob du es tust oder nicht, du wirst deine Kräfte nicht wieder erhalten", sprach ich vorsichtig. Bildete ich mir das nur ein oder veränderte sich gerade seine Augenfarbe? "Ich bin mir fast sicher, dass du dich verändern kannst. Du kannst von vorne anfangen. Und ich verstehe dich. Ohne Familie aufzuwachsen ist nicht sehr leicht. Aber du kannst deine Geschichte umschreiben. Vergiss deine Vergangenheit." Mit jedem Wort das ich sprach, schien es, als würde er sich überzeugen lassen. Aber irgendetwas fehlte noch, um das Eis zu brechen.

"Ich verspreche dir, wenn du mir hilfst hier raus zu kommen, helfe ich dir ein neues Leben aufzubauen. Bitte." Vorsichtig sah ich ihm direkt in die Augen. "Wo bin ich?", fragte er benommen und sah sich um. "In Minas Morgul?" Verwirrt blickte er mich wieder an. "Wer seid ihr?" "Mein Name ist Auriel. Könntet ihr die vielleicht abmachen?" Hoffnungsvoll hob ich meine Hände und deutete auf die Fesseln. Immer noch benommen nahm er mir die Fesseln ab. "Danke." Als ich versuchte aufzustehen, knickten meine Beine fast wieder weg. Etwas wackelig stand ich im Raum, während er sich verwirrt umsah. Plötzlich schnellten seine Hände an seinen Kopf. "Alles in Ordnung?", fragte ich vorsichtig. "Ich sollte dafür sorgen, dass ihr eingesperrt werdet", murmelte er wie in Trance. "Äh, das ist sicher richtig. Leidet ihr an Gedächtnisverlust?" Langsam ging ich auf ihn zu. "Ich bin mir nicht sicher. Ich brauche ein paar Minuten." Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.

Mindestens zehn Fragen schossen mir auf einmal durch den Kopf. Was war mit ihm los? Sollte ich rennen? Würde er mir helfen? Was war mit ihm passiert? War er mir friedlich gesinnt? Ich beschloss, einfach freundlich zu ihm zu sein. Schaden würde es mir hoffentlich nicht. "Geht es euch wieder gut?" Ein langsames nicken seinerseits. "Ich denke Mal ihr habt ein paar Fragen. Aber stellt sie mir am besten, wenn wir hier draußen sind." "Das heißt, ihr helft mir?", schlussfolgerte ich. Er nickte. "Wenn ihr mir helft, ein neues Leben aufzubauen." Ein nicken meinerseits. "Wie ich versprochen habe. Also wie kommen wir hier raus? Und wie ist euer Name?" "Mein Name ist Adriel. Und erstmal müssen wir eure Sachen wieder holen. Macht einfach genau das was ich euch sage." Artig nickte ich. "Gut. Setzt euch wieder in die Mitte vom Raum, auf die Knie. Und wickelt euch das Seil um die Hände, damit es noch so aussieht als würdet ihr gefesselt sein." Adriel reichte mir das Seil. "Ich bin gleich wieder da."

Schnell kniete ich mich wieder in die Mitte des Raumes und wickelte mir das Seil um die Handgelenke. "Pass auf, dass sie nicht flieht", befahl Adriel dem Ork vor der Tür. Nach einer Weile kam er mit meinen Sachen wieder. "Mein Schwert fehlt", fiel mir erschrocken auf. "Die Orks haben aber nicht mehr abgegeben", wiedersprach Adriel. "Sie können es also nicht gehabt haben. Habt ihr das von der Herrin des Lichts erhalten?", wollte er dann wissen. "Ja. Wieso?" "Ich hatte auch so eine besondere Waffe. Ich konnte sie als einzige in meine Träume mitnehmen. Vielleicht ist es in deinem Traum geblieben?" "Das geht?" Er nickte. "Aber darüber können wir später reden. Zieht eure Waffen versteckt an. Kein Ork darf sie sehen können", ordnete er an. Nachdem das erledigt war, schickte Adriel den Ork vor der Tür weg. "Hört mir jetzt genau zu. Wir haben nur einen Versuch hier raus zu kommen. Ihr habt sicherlich einen Helfer von einem der anderen Traumwandler bekommen. Wo ist er?" "Ich weiß nicht wo Leo ist. Hoffentlich ist sie nicht weggelaufen. Sonst ist sie vor der Festung, schätze ich", war meine Antwort.

"Wenn wir es zu eurem Helfer schaffen, können wir von hier fliehen. Ich weiß nicht was die Orks machen, wenn wir einfach raus gehen. Ich werde euch durch die Gänge führen und ihr müsst eure Waffen jeden Moment ziehen können." Ich ging nochmal alles im Kopf durch und nickte. "Verstanden." Adriel dachte nochmal kurz nach. "Sobald wir an die Ausgänge kommen, werden die Orks misstrauisch werden. Wenn wir draußen sind, fangt an zu rennen." Mit diesen Worten packte er mich an beiden Armen und führte mich nach draußen. Mein ganzer Körper spannte sich an, als wir an den ersten Kreaturen vorbei liefen. Es dauerte gefühlte Ewigkeiten, bis wir an die Tore kamen. Jetzt wurde es ernst. Ein paar Orks beobachteten uns schon misstrauisch. Täuschte ich mich oder stand Leo dort hinten? Ich kniff meine Augen zusammen. Ja, das musste sie sein. Adriel und ich verständigten uns kurz durch Blicke, dann rannten wir um unser Leben.

Im rennen wurde ich die Fesseln los und bedeutete Adriel mir zu folgen. Meine Beine trugen mich so schnell sie konnten, vorbei an spitzen Felsen auf Leo zu. Sobald wir bei ihr waren, schwang ich mich auf ihren Rücken. "Beeilt euch!" Mit einem Sprung war Adriel auf den Rücken von Leo gesprungen. "Los", flüsterte ich ihr ins Ohr. Mit großen Sprüngen galoppierte Leo an und sprintete weg von der Festung. Erst als das Adrinalin langsam verschwand, bemerkte ich die Müdigkeit in meinen Knochen. Wie eine Flutwelle brach sie über mich hinein. "Hey! Hey Auriel ihr müsst wach bleiben!", versuchte Adriel mich bei Bewusstsein zu halten, aber ich driftete immer weiter ab. Das letzte was ich mitbekam, was das Adriel seine Arme um mich schlang und ich gegen seine Brust fiel. Dann wurde ich von Dunkelheit umhüllt.

𝙳𝚒𝚎 𝙼𝚊𝚌𝚑𝚝 𝚍𝚎𝚛 𝚃𝚛ä𝚞𝚖𝚎 - 𝙻𝚎𝚐𝚘𝚕𝚊𝚜 𝚏𝚏Where stories live. Discover now