Kapitel 31

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Ihr Atem stockte. Amber sah wieder von Owen weg. Ihr gesamter Körper schien wie erstarrt. Sie dachte es würde ihn nicht interessieren, wo sie während seines Spiels war. Dachte er hätte ihr so schnell verzeihen, weil es ihm egal war.

„Ich war in Knoxville", brachte sie nur leise heraus. Sie wollte ihm zwar alles erzählen, aber wusste einfach nicht, wo sie bloß anfangen sollte.

„In Knoxville? Warst du jemanden besuchen, oder..." Owens Stimme wurde leiser. Amber konnte deutlich seine Verwirrung in seiner Stimme hören. Er tat ihr leid. Schließlich wollte er nur mehr von ihrem Leben erfahren und sie hatte sich noch kein bisschen geöffnet. Seine Hand begann wieder kleine Kreise auf ihren Rücken zu malen, als Amber mehrere Momente still war.

„Du musst mir nichts erzählen, wenn du nicht willst", flüsterte er.

„Nein, ich will es dir doch erzählen. Ich weiß einfach nur nicht wo ich anfangen soll." Amber wusste, dass sie ihm nicht nur von ihrer abgebrochenen Turnkarriere erzählen würde. Denn wenn sie ihm nicht erklärte, wie ihre Eltern sich ihre Zukunft vorstellten, würde er niemals die Reaktion ihrer Mutter verstehen.

„Also, ich habe dir doch erzählt, dass mein Dad unbedingt möchte, dass ich an der Vanderbilt studiere", begann sie und erinnerte sich an die Fahrt nach Anthonys Party. Sie spürte, wie Owen nickte. „Das war mein gesamtes Leben lang der Plan. Ich soll an der Vanderbilt Wirtschaftswissenschaften studieren. Meine Eltern wissen nichts davon, dass ich das furchtbar finde und mich heimlich für Geschichte beworben habe. Es war zwar eigentlich schon immer klar, dass ich angenommen werde, weil mein Dad sehr gute Kontakte hat. Ich sollte trotzdem etwas machen, was mich von der Masse herausstechen lässt. Also hat mich meine Mom, bevor ich richtig laufen konnte, in Turnhallen gefahren und mir die besten Trainer besorgt, damit ich einmal eine der besten Turnerinnen werde", sagte Amber und hielt kurz inne. Owen hörte ihr geduldig zu, seine Finger hörten nicht auf ihr beruhigend über den Rücken zu streichen.

„Ich habe das Turnen aber schon immer irgendwie gehasst. Ich mochte die Leute, aber es war einfach nicht der Sport, den ich professionell machen wollte. Während den Sommerferien habe ich also aufgehört. Meine Eltern haben nie mitbekommen, dass ich nicht turnen wollte. Ich glaube sie haben sich nie wirklich dafür interessiert, was ich machen will. Du kannst dir also vorstellen, wie sie reagiert haben, als ich von heute auf morgen nicht mehr zum Training bin. Meine Mom hat es noch immer nicht richtig akzeptiert. Sie will, dass ich immer noch als Zuschauerin zu Turnieren mitkomme, damit ich es mir noch anders überlege."

„Du warst also in Knoxville bei einem Turnturnier?", hörte sie Owens tiefe Stimme sagen.

Amber nickte. „Es ist das alljährliche Turnier, um die Saison einzuleiten. Meine Schwester ist heute dran und ich konnte mich rausreden, dass ich nicht mitmuss. Deswegen konnte ich mit dir was unternehmen."

Owens Hand erstarrte plötzlich und Amber wurde in dem Moment bewusst, was sie da gerade gesagt hatte. Sie setzte sich ein wenig auf, Owens Augenbrauen waren tief zusammengezogen und er sah sie nicht an, als sie ihm in die Augen schauen wollte.

Er schüttelte kurz den Kopf. „Deine Mom ist also immer noch nicht begeistern von mir?", fragte er und sah sie noch immer nicht an. „Darfst du mich nicht sehen?"

Amber zerbrach das Herz, als sie ihn beobachtete. „Eigentlich nicht", flüstere sie. „Meine Mom hat uns gesehen, als du mich von Anthonys Party nach Hause gefahren hast und sie, naja, also sie war ganz und gar nicht begeistert."

Owen strich sich mit seiner Hand übers Gesicht. „Amber, du nimmst zu viel wegen mir auf dich", sagte er.

„Was? Nein das tue ich nicht", meinte Amber, als sie ihre Stirn in Falten legte.

„Doch! Du hast mir doch gerade erzählt, wie deine Eltern drauf sind. Sie mögen mich nicht. Sie sind nicht von deinen Plänen überzeugt. Die Rückmeldung von Vanderbilt wird doch bald ankommen und was passiert dann? Lassen sie dich einfach gehen und machen was du willst? Und wenn sie herausfinden, dass du dich doch noch mit mir triffst? Amber, ich will, dass du die Möglichkeit hast dein Leben zu gestalten, wie du willst. Ich will dir nicht im Weg stehen", sagte Owen und sah ihr endlich wieder in die Augen. Sein Blick war aufgebracht, seine dunklen Pupillen hatten plötzlich ein noch tieferes Braun.

„Sie werden es nicht herausfinden", murmelte Amber.

„Wieso bist du dir da so sicher? Sie werden es merken und dann hast du gar keine Wahl mehr, was du machen möchtest."

Amber spürte, wie ihr eine Träne über die Wange lief. Sie wusste, dass er recht hatte. Sie wusste, dass ihre Eltern ihr keine Wahl geben würden, wo und was sie studieren wollte. Und sie wusste auch, dass sie nur noch strenger sein würden, wenn sie erfahren würden, dass sie sich mit Owen traf. Wie konnte der Tag nur so schnell eine Wendung nehmen.

„Hey", flüstere Owen, zog sie wieder näher an sich und umarmte sie. „Ich wollte dich nicht verletzen."

„Nein, du hast doch einfach nur recht", sagte Amber schniefend. „Ich weiß nicht was ich machen soll. Deswegen wollte ich mir heute die University of Tennessee anschauen. Ich dachte ich würde die Uni vielleicht schrecklich finden und gerne zu Vanderbilt gehen, aber..."

„Die University on Tennessee ist wunderschön", beendete Owen für sie den Satz.

„Ich will hier studieren. Am besten noch mit dir." Amber spürte, wie Owen sie noch fester an sich drückte, als sie die Worte aussprach.

Hail Mary | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt