Kapitel 32

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Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug. Owen machte die Spiele seines Lebens und Amber schaffte es sogar manchmal heimlich ihr Haus zu verlassen, um ihn anzufeuern.

Es wurde für die zwei immer schwieriger sich zu sehen. Nach der Schule konnte Amber zwar gut beim Footballtraining zuschauen oder mit Jessica, Owen und den anderen Spielern zum Diner gehen, da ihre Mutter mit Leslie beim Training war und ihr Vater erst spät aus dem Büro kommen würde. Doch an den Wochenenden wurde es schwieriger.

Owen hatte das Gefühl, dass nicht nur Ambers Eltern und die Leute im Ort gegen ihn waren, sondern auch das Schicksal. Wenn er ein Heimspiel hatte, musste Amber zu einem Turnturnier mitfahren. Wenn sie endlich mal ein Wochenende zuhause bleiben durfte, hatte er ein Auswärtsspiel und war mehrere Stunden von ihr entfernt. So kam es also, dass Amber nur wenige Spiele live mitverfolgen konnte.

Er vermisste sie. Obwohl er vorsichtig sein wollte und ihr nicht ihre eigene Zukunft verbauen wollte, konnte er einfach nicht aufhören an sie zu denken.

Er musste seine Gedanken irgendwie von ihr losreißen und sich wieder auf das Spiel vor ihm konzentrieren. Huntsville war zu Gast in Brownsburg. Owen und seine Mannschaft lagen zurück, nur ein Touchdown trennte sie davon wieder in Führung zugehen. Nun lag es an der Defensive so gut wie möglich zu verteidigen und Brownsburg keine Chance zu geben, damit Huntsville wieder mit ihrer Offensive und Owen auf den Rasen durfte.

Owen blickte zum Coach, als Brownsburg ihr Angriffsrecht wieder abgeben musste, ohne Punkte zu erzielen. Coach Nelson nickte ihm kurz zu, um Owen zu signalisieren, dass er seine Position einnehmen sollte. Die Herbstluft traf auf Owens Gesicht, als er sich mit seiner Mannschaft bereitstellte. Das Adrenalin schoss durch seinen Körper und für ihn gab es in dem Moment nichts anderes, als den Ball einfach nur in die Endzone zu bekommen.

Die Entscheidung des Coaches war mit Sicherheit die beste, um Huntsville den Sieg doch noch zu sichern. Denn es klappte. Owen erzielte tatsächlich den Touchdown und brachte seine Mannschaft in Führung. Doch keiner konnte Logans Gesichtsausdruck übersehen. Seine Augenbrauen waren tief auf seiner Stirn zusammengezogen, sein Blick galt dem Rasen, wenn er nicht auf dem Spielfeld stehen durfte.

„Gute Arbeit, Anderson. Du hast mir nochmal den Arsch gerettet", sagte Anthony, als er sich im Schulbus auf den freien Platz neben Owen setzte.

Owen zuckte kurz mit den Schultern, als er seine Nachricht an Amber fertig tippte. Obwohl sie nicht seine Freundin war, schrieb er ihr immer, wenn ein Spiel vorbei war, wie es war und wie lang die Fahrt nach Hause sein würde.

„Brownsburg haben wir echt unterschätzt", meinte Owen nur, als er sein Handy wieder in seine Hosentasche steckte.

Anthony begann gerade seinen eigenen Spielbericht, als Logan an ihnen vorbeilief und sich ein paar Reihen weiter hinten hinsetzte.

Owen wunderte es nicht, dass Logan ihn nicht leiden konnte. Schließlich war er der Neue und nahm Logan direkt die wichtige Rolle im Team ab. Wäre das nicht schon genug, hatte er sich schon mit der gesamten Mannschaft angefreundet, vor allem mit Anthony und Matt. Dass Logan also eher einen Bogen um ihn machte und nur versuchte freundlich zu sein, wenn Jessica dabei war, war für Owen keine Überraschung. Er versuchte einfach nur die Blicke und Bemerkungen von Logan zu ignorieren und weiterhin sein Ding durchzuziehen. Denn ihm ging es nicht darum sich bei jedem beliebt zu machen. Und er wusste, dass er auch egoistisch sein musste, um seinem Traum am College zu spielen zu erfüllen.

Nachdem Anthony das doch noch gewonnene Spiel fertig analysiert hatte und seine Kopfhörer aufgesetzt hatte, machte es Owen ihm gleich und lehnte seinen Kopf an der Scheibe an, während die Musik in seine Ohren dröhnte.

Obwohl das Schicksal ihm immer wieder seine Zeit mit Amber zerstörte, hatten sie dieses Mal gewonnen. Amber und Owen wussten nicht, wieso sie plötzlich so viel Glück hatten, doch es war ihnen egal. Ambers Vater war das gesamte Wochenende auf einer Geschäftsreise, während ihre Mutter und Schwester bei einem zweitägigen Turnier waren – mit Übernachtung. Amber hatte somit das gesamte Wochenende Zeit die Tage mit Owen zu verbringen. Und wäre das nicht schon gut genug, würde auch Owen die meiste Zeit alleine sein, da seine Mom eine extra Schicht im Krankenhaus angenommen hatte.

Das Lächeln spielte auf Owens Lippen, während sich der Schulbus weiter in Richtung Huntsville bewegte. Morgen würde er für einen Tag seine Footballsorgen vergessen können. Er würde nicht daran denken, dass Logan ihn nicht leiden konnte, dass der Coach ihn immer noch missbilligend ansah, oder dass die Scouts sich noch nicht bei ihm gemeldet hatten. Morgen würde er einfach nur die Zeit mit Amber genießen.

Er wusste, dass er bereit war. Bereit, den nächsten Schritt mit ihr zu gehen. Jedes Mal, wenn sie sich küssten, musste er sich zusammenreißen, um die Kontrolle nicht zu verlieren. Sie gab die Geschwindigkeit an, in der sie vorangingen. Owen überlies ihr, wann sie die nächsten Schritte machten. Denn er wusste schon längst, dass sie die komplette Kontrolle über ihn hatte und er alles, was sie mit ihm vorhatte, ihr liebend gern schenken würde.

Seit ihrem Ausflug zur University of Tennessee haben sie nicht mehr die Chance gehabt alleine zu sein. Owen spürte die Wärme in seinem Bauch, als er sie in Gedanken schon bei sich zuhause sah.

Hail Mary | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt