52) Bruderkampf

492 44 7
                                    

Achtung: Triggerwarnung (Gewalt und sexuelle Belästigung - falls das sensible Themen für euch sind, tut was gut für euch ist und überspringt notfalls die nächsten beiden Kapitel bitte)

- - -

Meine Zähne klappern und der Stoff meines T-Shirts klebt durchnässt an meiner Haut. Meine Hände sind zu fest gebunden, um sie um meinen Körper zu schlingen und jede Bewegung verursacht Schmerzen. Noch einmal ziehe ich mit aller Kraft an dem eisernen Ring in der Wand. Aber auch dieses Mal löst er sich keinen Millimeter. Dafür brennt meine aufgeschürfte Haut unter dem rauen Seil.

Ich gebe auf und lehne mich so gut es geht an die feuchte Felswand. Zu allem Überfluss wird es allmählich dunkel. Das Plätschern des Wasserlaufs schafft es längst nicht mehr, mich zu beruhigen. Irgendwo im Wald schreit eine Eule und immer wieder flattert eine Fledermaus auf der Jagd nach Insekten durch die kleine Grotte.

Zum wiederholten Mal schließe ich die Augen und zwinge mein T-Shirt, sich in einen warmen Parka zu verwandeln. Aber es gelingt mir nicht. Ich bin sicher, dass ich nichts falsch mache. Hier gelten die Regeln, die ich kennen gelernt habe, nicht. Ich kann weder die Fesseln lösen, noch mich selbst auflösen. Ich kann nichts, außer zittern und schreien. Aber auch das hat mich nicht weitergebracht. Zusätzlich zu meinen Gelenken, brennt jetzt auch noch meine Kehle.

Ich recke mein Kinn in die Höhe und versuche einen Wassertropfen zu fangen, der sich an der Decke gesammelt hat und zu Boden tropft, aber eine vorbeirauschende Fledermaus erschreckt mich dermaßen, dass ich im letzten Moment zurückzucke.

Bevor ich mich von dem Schreck erholen kann, folgt der nächste.

"Na, da ist ja unser kleines Wildkätzchen."

Erits Silhoutte tritt aus dem schummrigen Licht der Dämmerung, die sich über den Wald gelegt hat, in meine Grotte und ich kann das zufriedene Grinsen in seinem Gesicht sehen, als er wenige Zentimeter vor mir stehen bleibt. Anden folgt ihm wie sein Schatten.

"Es wird Zeit, dass wir dich ein wenig zähmen." Erit hebt die Hand und wischt mir eine Strähne aus dem Gesicht. Mir bleibt nichts, außer die Zähne zusammen zu beißen und ihn wütend anzufunkeln. Ich kann mich nicht wehren, nicht einmal vor ihm zurückweichen.

Auch Erit weiß, dass ich ihm schutzlos ausgeliefert bin. Er schmunzelt über meine nutzlosen Bemühungen. Dann legen sich seine Hände auf meine Brüste und packen zu. Nur mit Mühe unterdrücke ich einen empörten Aufschrei. Kurz darauf presst er seinen ganzen Körper gegen mich. Seine Hüften stoßen gegen mein Becken und ich kann spüren, wie erregt er ist.

Ich versuche mein Knie in die Höhe zu zerren, um es ihm in die Eier zu rammen, aber die Fesseln sind zu eng. Erit lacht.

"So mag ich das, Wildkätzchen. Kämpf schön weiter, auch wenn du verloren hast."

Er reibt sich gegen mich. Dann löst er seine Finger von meinem Busen, aber nur, um den Kragen meines T-Shirts zu fassen und daran zu reißen. Mit einem hässlichen Geräusch gibt der Stoff nach, ehe er mich am Hals würgen kann.

"Schon viel besser", bemerkt Erit und begutachtet den freigelegten Anblick meines Dekolletés. Natürlich ist er keiner, der sich nur mit Blicken befriedigt. Seine dreckigen Hände patschen erneut über meine Brüste. Die Berührung lässt mich erstarren und sendet einen eisigen Schauer direkt in meine Eingeweide, während mein Blut gleichzeitig vor Wut kocht. Er presst seine Erektion noch fester gegen meine Körpermitte. In meinem Magen breitet sich Übelkeit aus.

"Ich muss gleich kotzen", warne ich ihn. "Lass das, wenn du es nicht abkriegen willst."

Aber er lässt sich weder von der Drohung noch von dem Gift in meiner Stimme beeindrucken, sondern macht weiter. Also versuche ich es bei Anden, der mit geweiteten Pupillen auf meinen Busen starrt.

"Kannst es wohl auch kaum erwarten?", spotte ich. "Wie ist es, wenn man sich immer nur mit der zweiten Runde begnügen muss?"

Anden wirft mir einen vernichtenden Blick zu. Erits Finger wandern zu dem Bund meiner Jeans. Er hält sich nicht mit dem Knopf und dem Reißverschluss auf, sondern zieht grob daran.

In meinen Ohren rauscht es. Mein Herzschlag rast und ich kann meine Hände nicht mehr spüren. Alles pocht und schreit, aber irgendwie fühle ich mich, als hätte ich meinen Körper verlassen. Als würde das alles jemand ganz anderem passieren und ich nur als unbeteiligter Beobachter drei Meter über dem Geschehen schweben. Aber ich bin nicht Anden, der sich an dem Anblick ergötzt. Ich bin heiße Wut und kalte Verzweiflung. Hin und hergerissen zwischen meinen Gefühlen. Unfähig zu denken. Irgenwo ganz distanziert spüre ich, wie der grobe Stoff in meine Haut schneidet, wie Erit zerrt und der Stoff nachzugeben droht.

Wie aus weiter Ferne höre ich meinen Namen. Wie durch Nebel dringt ein Ruf hindurch. Erst mit Verzögerung merke ich, dass Erit aufgehört hat, an meiner Hose zu ziehen. Der Druck hat nachgelassen, der Knopf ist abgesprungen, über den felsigen Boden gekullert und am anderen Ende liegengeblieben.

"Dalerana? Anden?"

Der Nebel löst sich. "Alj-" Eine Hand presst sich auf meinen Mund, drückt mich gegen die Felswand. Erit bedeutet mir leise zu sein, mit der anderen Hand gibt er Anden ein Zeichen. Verzweifelt versuche ich, Erits Hand wegzustoßen, hineinzubeißen, mich loszureißen - irgendetwas. Aber es bringt nichts. Anden verschwindet aus meinem Blickfeld. Ich kann hören, wie sich seine Schritte entfernen. Er geht nicht weit. Aljan muss ganz in der Nähe sein.

Ich kann jedes Wort hören, das gesprochen wird, aber gegen Erits Finger, die sich wie Schraubzwingen gegen meinen Kiefer pressen, kriege ich keinen Laut hervor.

"Wo ist Dalerana?"

"Woher soll ich das wissen?", fragt Anden. "Ist sie nicht bei Vater?"

"Nein. Und wo Erit ist, weißt du auch nicht zufällig?"

"In seinem eigenen Palast, nehme ich an."

Erneut versuche ich mich mit aller Kraft aus Erits Griff zu befreien, aber seine Finger liegen wie Klauen über meinem Mund. Stark und unnachgiebig. Ich zwinge meinen Willen, Worte zu formen und zu Aljan zu schicken. Er muss meine Not doch spüren können! Aljan, glaub ihm kein Wort! Ich bin hier! Hilf mir! Rette mich! Stumme Schreie in meinem Kopf. Gedanken, die sich nicht übertragen lassen. Ich weiß, dass es nichts bringt.

"Und was machst du überhaupt hier draußen?"

"Spazieren gehen", lügt Anden. "Es hilft mir, den Kopf frei zu bekommen. Das geht mir alles ganz schön nahe. Weißt du was, suchen wir Dalerana doch einfach gemeinsam. Vielleicht ist sie sich auch nur ein wenig die Füße vertreten gegangen. Du weißt doch, wie erkundungsfreudig sie ist."

Die Schritte verklingen, die Worte verhallen. Dann sind die beiden zu weit weg und ich bleibe allein mit Erit zurück.

Brennende Feuer - Dunkle SchattenWhere stories live. Discover now