Kapitel 23 - Neue Chancen

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"Life always begins with one step outside of your comfort zone." ―Shannon L. Alder

Brooklyn hatte es geschafft sich endlich in die Schule zu schleppen. Das Wochenende war der Horror gewesen. Eigentlich wollte sie nur noch ihr ganz normales altes Leben zurück. Das machte es so viel einfacher. Mit tiefen überschminkten Augenringen ging Brooklyn zielstrebig auf ihren Spind zu. Bis ihr plötzlich ein Mädchen in den Weg sprang. Sie war ein Stückchen kleiner als Brooklyn, aber größer als Violet. Sie grinste und hatte einen Haufen Flyer in der Hand. Sah aus wie ein ganz engagiertes Mädchen, dessen Leben sich nur um Schule drehte. Genau die Art Mädchen, die Brooklyn absolut nicht leiden konnte.
„Was willst du?" Das Mädchen verlor ihr Lächeln nicht, stattdessen grinste sie Brooklyn weiter an.
„Ich bin Luna." Sie wollte Brooklyn die Hand reichen, die stöhnte aber nur genervt auf. „Ich bin vom Partykomitee. Bald ist das große Footballspiel von den Milligan Tigers. Das weißt du doch sicher oder?" Natürlich wusste das Brooklyn, wie sollte sie das auch vergessen? Jake hatte sie schließlich als seinen persönlichen Cheerleader eingeladen.
„Also eigentlich sollte zur Eröffnung Hannah Clarksen singen, aber die hat kurzfristig absagen müssen. Ich hab gehört du sollst super singen können. Deshalb wollte ich fragen, ob du Hannah nicht vertreten willst?" Brooklyn gefror das Blut in den Adern. Woher wusste sie das? Sie war gar nicht bereit für eine große Bühne und tausende Augen, die sie beobachten würden. Das Spiel war das Wichtigste der Saison. Es wurde sogar live übertragen. Brooklyn versuchte sich wieder zu raffen. Dann schüttelte sie mit abfälligem Blick den Kopf.
„Für so einen Kinderkram bin ich nicht zu haben." Sie wollte sich an Luna vorbeischieben. „Das ist wirklich schade. Violet hätte es sicher viel bedeutet." Brooklyn blieb wie angewurzelt stehen und hielt inne.
„Violet?" wiederholte sie ungläublich. Luna nickte eingeschüchtert.
„Ja, sie war früher immer in dem Komitee, aber dieses Jahr kann sie ja leider nicht. Wobei ich ihr das ja total gönne. Davon hat sie schon ewig geträumt... Aber gut, Violet interessiert dich sicher eher weniger. Wir Nerds sind ja nicht so deine Liga. Sie hat dich allerdings vorgeschlagen und meinte du hast eine Stimme wie ein Engel. Keine Ahnung wie sie darauf kommt. Tut mir ja auch leid, dass sie dich da so mit reinzieht, aber Violet hat meistens ein gutes Gefühl für Talente... Also wenn du nicht willst..." sprudelte es aus ihr wie ein Wasserfall. Brooklyn drehte sich blitzschnell um. „Doch, ich mach's!" Luna schien genauso überrascht wie Brooklyn über diese Antwort zu sein.
Brooklyn jedenfalls wusste nicht, wieso sie sich das eingebrockt hatte. Aber der Fakt, dass Violet scheinbar immer noch an sie glaubte, trug dazu wohl entscheidend bei.

Die nächsten Tage verbrachte Brooklyn nur noch mit Üben. Dieses mal wollte sie nicht versagen. Vorallem wollte sie Violet zeigen, dass sie es konnte und dass Violet sie nicht zu unrecht vorgeschlagen und an sie glaubte hatte. Sie machte genau das, was Violet ihr gezeigt hatte. Sie sang vor ihrem eigenem Spiegelbild, was sie zwang jede ihrer Mimiken und Gestiken zu überprüfen. Sie schloss die Augen und versuchte sich tausende Menschen vor ihren Augen vorzustellen. Anfangs klappte das noch nicht so ganz. Schon alleine die Vorstellung ließ sie schwindelig werden, auch wenn sie das nicht zum ersten mal machte. Sie ging sogar zurück zu dem UBahntunnel, wo sie letztes mal schon mit Violet gesungen hatte. Viele erkannten sie sogar wieder und warfen ihr ein dankbares Lächeln zu, als ob sie ihnen ein kleines Licht an diesem verregnetem, dunklen Nachmittag schenkte.
Sie merkte, wie sie mit jeder Übung besser wurde und über sich hinaus wuchs. Aber ein was fehlte immer.... Und zwar Violet.

Die war daweile immer noch in ihrem Camp und versuchte sich durch Misses Briggs anstrengendes Trainingsprogramm zu kämpfen.
Violet hätte mittlerweile breiter sein müssen als der Türsteher. So viel wie sie trainiert hatte, hätte man denken müssen, sie hätte ordentlich Muskelmasse zugelegt. Allerdings fühlte sie sich noch schwächlicher als vorher. Selbst Colette hatte mittlerweile ihren Sixpack erreicht und war insgesamt in den meisten Disziplinen besser als Violet. Aber Violet wollte zur ISS, unbedingt. Sie wollte diesen Wettkampf gewinnen. Und nur die Besten, die sich hier wirklich bewiesen, konnten sich einen Platz sichern. Aber schon im Seilspringen verhedderte sich Violet andauernd. Sie stolperte permanent über ihre eigenen Füße. Und die darauffolgenden permanenten Strafliegestütze ließen ihre Arme ganz zittrig werden.
Wenn sie das Verhalten in Schwerelosigkeit testeten musste Violet immer extrem zurück halten, ihre, sowieso schon wenige, Nahrung im Körper zu behalten. Das Essen hier war wirklich alles andere als lecker und Violet konnte sich nicht immer zwingen das Zeug hinterzuschlucken. Colette schien mit all diesen Übungen jedoch keine merklichen Probleme zu haben. Ganz im Gegenteil. Sie erinnerte Violet sogar ein bisschen an Brooklyn. Sie war trotzalledem immer noch top gestylt und ließ sich keine Schwäche anmerken. Wenn sie die überhaupt hatte. Violets Hoffnung sank mittlerweile. Sie war ausgelaugt und wusste nicht wie sie das noch überstehen sollte und noch schlimmer war, dass sie mittlerweile nicht nur an sich sondern auch an ihrem Traum zweifelte.

Reach for the starsWhere stories live. Discover now