Terminierung mit dem Papst

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Entweder man ruht sich nun aus, so wie Nici, man besorgt sich selbst etwas bekömmliches wie Alucard oder man ist halb am verzweifeln wie Anderson, der Makube am Telefon hat. „Solche Neuerungen wären Frevlerei! Wie kommt Ihr überhaupt auf so etwas?", ruft dieser und kann es nicht fassen, dass der Pater selbst als erzkonservativer Krieger Gottes auf so eine Idee kommt. „Ich will die Kirche retten, Makube. Dieses Zölibat und die Enthaltsamkeit schreckt vor allem junge Männer ab und wir können nicht darauf bauen dass unsere alten Priester und Bischöfe immer älter werden! Selbst die Kirche braucht Neuerungen und das wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung! Wir werden schon von so vielen gehasst, da sollte eine Neuerung vielleicht helfen wieder auf die Beine zu kommen. Die Kirche und somit jeder der ihr untersteht wird als homophob, pädophil und rassistisch eingeschätzt. Wir wollen Menschen und somit dem Herrn dienen, wie sollen wir das mit lauter alten Menschen? Ja, Christus hat uns vorgelebt dass man ohne einen Partner in das Paradies kommt. Aber wenn wir das so sehen dürfte niemand in der christlichen Religion je einen Partner haben ansonsten kommen alle in die Hölle!" Irgendwie muss der Pater es ihm doch verkaufen können. Einen Weg muss es geben, oder das mit Nicole muss alles ein wenig unter der Hand laufen. Ein Seufzen ist am anderen Ende der Leitung zu hören. Makube erkennt die Bemühungen des Paters ja an, dass er sich um den Erhalt der Kirche und auch Iskariot sorgt. Aber so etwas einfach so zu entscheiden wäre ziemlich ungünstig. Zumindest allein. „So etwas sollte mit Eurer Durchlaucht persönlich besprochen werden, Pater Anderson. Ich habe keine große Befehlsgewalt was solche wichtigen Neuerungen angeht." Alexander geht weiterhin in seinem Zimmer herum wie ein eingesperrter Tiger. „Geht das nicht über Telefon? Ich kann es mir gerade nicht erlauben zurück zu fliegen. Wir haben die Basis gefunden und morgen wird es losgehen." Stille. Makube reibt sich den Nasenrücken und verzieht leicht genervt das Gesicht. „Ich kann eine Audienz mit ihm planen, aber die persönliche Anteilnahme ist verpflichtend." Wie kann man nur so plötzlich so darauf bestehen? „Hat es persönliche Gründe, oder seit wann besteht Ihr so sehr auf eine Neuerung?" Scheiße, er braucht jetzt eine Idee! „Ich habe mich schon lange mit dem Thema Nachwuchs der Kirche beschäftigt und habe die ein oder andere Idee ausgearbeitet. Aber ich wollte sehen, ob man vielleicht von selbst auf die Idee kommt. Offensichtlich ist dies nicht passiert und es wird wirklich Zeit, wenn das Christentum überleben will!" Hoffentlich reicht das als Grund aus. Das leise Klopfen kann er nicht hören, da er wirklich in dieses Gespräch vertieft ist. „Ich kann nicht schlafen. Können wir-" Nici verstummt und sieht den abrupt stehen gebliebenen Pater an, der sie überrascht anblickt. „Pater Anderson? Wer ist das? Seid Ihr nicht allein?" Die braunen Augen gehen zu dem Telefon und dann zu seinem Gesicht. „Können wir bitte nach meiner Katze suchen? Ich will wissen wo sie ist und ich weiß dass das Telefonat vielleicht wichtig ist, aber... Bitte." Erst jetzt erkennt Makube die Stimme und runzelt die Stirn. Die Wissenschaftlerin? Katze? „Wir werden morgen darüber sprechen, wenn Ihr zurück im Vatikan seid. Ich trage Euch um halb sechs abends ein. Möge der Herr über Euch wachen." Mit diesen Worten legt er auf und das Gespräch ist vorbei.

Bevor Alexander irgendwie sauer werden könnte weil sie in das Gespräch geplatzt ist, atmet er tief durch und steckt das Handy weg. „Du weißt schon dass es einen Grund gibt warum man klopft." Die braunhaarige sieht auf die Tür und dann wieder zu ihm. „Ich habe geklopft. Mehrmals." War er so vertieft? Egal. „Du kannst nicht schlafen?" Ein Nicken. „Woran liegts. Angst vor morgen? Willst du uns nicht allein lassen?" Anderson setzt sich auf das Bett und streckt eine Hand aus. „Komm her." Ein wenig zögerlich folgt sie seinem Befehl und legt ihre Hand in seine. „Mach dir keine Sorgen, mein kleiner Engel. Wir schaffen das morgen ohne Probleme und dann ist Mortem ein für alle Mal Geschichte. Nach dem Einsatz werde ich dann zurückfliegen. Ich habe ein Gespräch mit Ihrer Heiligkeit in Person, damit ein paar Regeln ein wenig gelockert oder abgeschafft werden." Nicole wirkt immer noch besorgt. Aber nicht wegen dem Einsatz, sondern wegen dem Gespräch. „Kommst du wieder zurück?" Sie stellt sich zwischen seine Beine und sieht auf ihn hinunter. „Ich weiß es nicht, ob ich nach dem Gespräch sofort wieder zurückkommen kann. Probieren werde ich es." Er könnte morgen nicht mehr heimkehren? Nicole legt die andere Hand an seine Wange und streicht über die Stoppeln. „Um welche Regeln geht es?" Was ist so wichtig, dass er sie hier gleich fast allein lässt? „Zölibat. Enthaltsamkeit. So etwas. Einerseits hält das viele junge Menschen ab in die Kirche einzutreten und sich dem Herrn zu unterstellen. Andererseits... will ich das mit dir nicht unter der Hand laufen lassen. Nicht versteckt, verstehst du? Ich will mit dir rausgehen können, vielleicht könnte ich dir sogar Iskariot und den Vatikan zeigen! Ich kann dich richtig den Kindern und Schwestern im Waisenhaus vorstellen. Dinge wie Hände halten oder solche Kleinigkeiten wären mir und somit uns in der Öffentlichkeit gestattet! Dafür will ich mich einsetzen, Nici. Für uns." Verdammte scheiße. „Wie kannst du es wagen, Pater Alexander Anderson.", fängt sie an und schüttelt den Kopf. Jetzt ist er perplex. Wie kann er was wagen? Hat er etwas Falsches gesagt? War das nicht richtig? „Wie kannst du es wagen nur so verdammt süß zu sein? Wer hat dir das erlaubt?" Als wäre er nicht geschockt genug, spürt er im nächsten Augenblick ihre Lippen auf seinen. Sein gesamter Körper entspannt sich mit einem Mal und er schließt die Augen. Sanft erwidert er den Kuss. Seine Hände gehen zu ihrer Hüfte und er zieht sie noch ein wenig zu sich. Das ist es. Das ist das Paradies nach dem man sich als sterblicher so sehr sehnt. „Ich nenne es göttliche Gabe, mein Engel." Nici hebt wieder ihren Kopf und schmunzelt ein wenig. „Und du bist das göttliche Geschenk dazu." Sie schnaubt amüsiert und legt ihre Unterarme auf seine Schultern. „Ich dachte immer dass ich aus der Hölle gekrabbelt bin. Würde besser passen, findest du nicht?" Alexander lacht kurz. Dieses Weib hat auf alles eine leicht dumme Antwort. „Ich habe nie gesagt dass ein göttliches Geschenk aus dem Himmel kommen muss." Schnell wird er jedoch wieder ernst. „Lass uns schlafen gehen. Morgen wird es ein anstrengender Tag und heute ist auch einiges passiert." Ihre Hände gehen zu seinen Wangen und drücken sie ein wenig ein. „Das kriegt mein Tiger auf jeden Fall hin." Tiger? Anderson weiß jetzt nicht ob das peinlich oder nicht sein soll. „Schlechter Name?" Es ist nur ein leicht entgeistertes Brummen zu hören. „Wenn du einen Spitznamen brauchst, dann überleg ihn dir gut und nicht aus der 08/15 Kiste, mein Engel. Jetzt komm."

Als Alucard zurückkehrt will er nur kurz nachsehen ob sich Nici nicht wieder in etwas verrannt hat und ist für einen Moment nicht ansprechbar, da sie nicht in ihrem Bett liegt! Doch ein Blick bei dem Pater reicht aus um zu wissen, dass die beiden friedlich bei ihm schlafen. Das wird hoffentlich nicht schlimm wenn er aufsteht. Beide kennen die junge Frau und ihre Gedankengänge. Es würde keinen wundern wenn sie sich in den Wagen legen und so tun würde als wäre sie nicht da, nur damit sie mitkommen kann. Aber Alucard würde es spüren, was den Plan also zunichtemacht. Er selbst verzieht sich zum Schlafen in den Keller und hat genau so wenig Probleme einzuschlafen wie aufzuwachen. Der Schlaf war tief, traumlos und erholsam. Genau das was er gebraucht hat. Was für ein wundervoller Tag um Mortem zu zerstören! Zuerst sieht er bei der Lady vorbei, die an sich plant aus den eingeschlagenen Fenstern normale Türen zu machen und draußen vielleicht einen Balkon bauen zu lassen. Die Idee schwebte ihr schon länger im Kopf herum und wenn das Zeug eh schon kaputt ist, dann man das doch sicherlich gleich ausnutzen. Nochmals wird die Lokalisation bestätigt und man soll so schnell wie möglich alles dem Untergang weihen. Auch Seras wünscht ihrem Meister noch viel Glück und die letzte Anlaufstation ist das Zimmer des Pater, in welchem die beiden immer noch schlafen. Der Urvampir schaltet das Licht an und wartet kurz ab. Anderson öffnet leicht verwirrt die Augen und sieht vor sich nur den Hinterkopf der schlafenden Nicole. Das ist gestern wirklich alles passiert. Wieder schließt er die Augen, legt seinen Kopf an ihren und entspannt sich wieder. „Genug gekuschelt, Pater. Die Arbeit ruft und sie ruft ziemlich laut!" Es WAR ein guter Morgen, bis der Vampir kam. „Das tust du doch schon.", brummt er und hebt seinen Kopf um den schwarzhaarigen anzusehen. „Klappe..." Nici dreht sich auf den Bauch und legt das Kissen auf ihren Kopf, was Anderson leicht lächeln lässt. Er legt ihr eine Hand auf den Rücken und klopft mit seinen Fingern ein wenig darauf herum. „Lass mich Tschüss sagen und du kannst wieder weiter schlafen." Die junge Frau dreht sich auf den Rücken und hebt das Kissen hoch. Die Haare stehen vom Kopf ab und ihr Blick sagt schon, dass Schlaf ihr bester Freund zu sein scheint. „Bis später. Bevor ich fliege werde ich noch mal herkommen, ja?" Sie ist ein wenig besänftigt, als Anderson ihr einen kurzen Kuss gibt und sich aufsetzt. „Habe ich gestern irgendwas verpasst?" Der Urvampir wusste nicht, dass der ach so tolle Pater sich so schnell an etwas nicht Konservatives gewöhnt hat! „Er fliegt nach der Basis zu-" Ein Gähnen unterbricht Nicole und sie dreht sich auf die Seite. „Zu Iskariot." Während der Pater sich aufsetzt und zur Bettkante rutscht wirkt Alucard nicht überzeugt. Da lief doch mehr. „Das war nicht das was ich meinte, aber interessant zu wissen dass man uns so schnell allein lässt." Anderson zieht sich den Mantel an, den er gestern nur ausgezogen hatte und richtet ihn richtig her. „Ich würde dich nicht mit ihr allein lassen wenn es nicht wichtig wäre. Wehe du stellst etwas an während ich weg bin." Es folgen Handschuhe und die normalen Schuhe, ehe er sich die Brille aufsetzt und zur Tür geht. Alucard sieht zu Nici, die aber wieder eingeschlafen ist. Einer seiner Mundwinkel geht hoch. Wie brav sie doch manchmal sein kann. Wenigstens hat sie verstanden dass es zu gefährlich für sie wäre. Sie auf dieser Mission dabei zu haben wäre im schlimmsten Falle ein Todesurteil für sie und das will niemand. Leise macht er das Licht wieder aus und schließt die Tür hinter sich, ehe die beiden Männer den Gang entlang gehen. „Wie kann ein normaler Mensch nur so unschuldig aussehen wenn man schläft." Anderson, der normalerweise in kein Gespräch mit dem Urvampir gehen würde, nickt nur. „Das ist sie allerdings. Unschuldig und unwahrscheinlich verständnisvoll." Stille. Sie sehen sich an und beide müssen dann doch kurz schmunzeln. Von dem jeweils anderen hätte man nie geglaubt so etwas zu hören. Auch hat man nicht daran geglaubt, wie der andere in so einer Situation sein könnte! „Gibt es einen Plan wie man das am besten angeht?" Alucard sieht wieder nach vorn und zuckt mit den Schultern. „Wir wissen nicht einmal wie genau die Basis aussieht. Wir werden uns überraschen lassen." Der Herr stehe ihm bei, das könnte interessant werden. Während der Pater noch frühstückt und sich seiner aktuellen Situation richtig bewusst wird, spielt Alucard zum Zeitvertreib ein bisschen Snake auf dem Handy. Tatsächlich ist es ein wenig unterhaltsamer als die ganzen neuen Spiele und es hat ein bisschen was mit Planung und Reaktion zu tun. Er hat auch einmal Fruit Ninja ausprobiert, das war aber nicht so seins. Die Hauptspiele sind tatsächlich die alten Dinge. Snake und auch mal Tetris zur Abwechslung. Reicht ihm zur Unterhaltung oder Ablenkung dann doch aus. Der Großteil der Leichen von gestern dürfte auch schon weg sein und der Fahrer im Wagen müsste schon auf sie warten. Trotzdem muss er zuvor noch in diesem Paketshop vorbei und das Paket von Amazon holen. Das können sie ja danach auspacken und ihren kleinen Spaß damit haben. Nein, es ist kein Kratzbaum und auch kein Sexspielzeug. Es ist mehr etwas für die Augen, wenn man es so ausdrücken kann. „Wir sollten los, ansonsten dauert es noch zu lange und ich habe noch einen Termin bei Ihrer Heiligkeit." Alucard unterbricht die Runde Snake und steht auf, bevor er mit dem Pater gemeinsam nach draußen geht und in den Wagen einsteigt.

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