Helikopter

92 5 0
                                    

Seit wann kann er die Vögel im Keller hören? Genervt macht Alucard die Augen auf, findet sich aber nicht wirklich in seinem Sarg wieder. Müde sieht er sich um. Das ist das Zimmer von Nici. Diese schläft mit dem Rücken an den Pater gekuschelt, während dieser sie im Arm hält als könnte sie weglaufen. Sie aber hat seinen linken Arm umschlungen, welcher sich schon ein wenig taub anfühlt. Stimmt, nachdem sie gegessen hatten und auch er sich selbst einen Snack besorgte, haben sie sich in ihre Badezimmer eingesperrt und sich dann in ihrem Zimmer getroffen um zu diskutieren wie das irgendwie ablaufen soll. Anderson hat Makube am Telefon erzählt, dass er zwei Gäste mitbringen wird und diese sich benehmen werden. Auf direkte Nachfrage wer es denn sei und warum, hat der Pater zumindest gesagt dass es Alucard und Nicole wären, es aber für die Mission unabdingbar wäre. Es hat ziemlich lange gedauert, bis sich Makube umstimmen hat lassen und sie tatsächlich die Erlaubnis haben, die beiden reinzulassen. Eigentlich wäre das ein Ding der Unmöglichkeit, einen Vampir und eine Frau die mit ihm in Verbindung steht in den Vatikan zu lassen! Doch was man nicht alles regeln kann, wenn man noch den ein oder anderen Gefallen offen hat. Solange sich beide normal benehmen und nicht zu sehr auffallen, sollte alles in Ordnung gehen. Die roten Augen gehen von Nici zu dem Pater. Auch er schläft friedlich und konnte sich dazu breit schlagen lassen, mit dem Vampir dann doch in einem Bett zu schlafen solange Nicole als Barriere existiert. Die Geschehnisse von gestern sind in ein fernes Licht gerückt, als Alucard ein wenig näher rückt und direkt vor der Braunhaarigen liegt. Sie hat gestern mehr als einmal ihr Leben aufs Spiel gesetzt, musste töten und hat viel zu viel auf einmal erlebt. Mitten in der Nacht ist sie einmal aufgewacht und wollte sich allein auf den Gängen verirren. Zumindest ist das Alucards einzige Erklärung dafür, dass sie einfach aus ihrem Zimmer ist. Es hatte ihm fast das Herz gebrochen ihr dabei zusehen und -hören zu müssen wie sie geweint hat. Ja, sie hatte viele Menschen umbringen müssen und ja sie ist das nicht gewohnt. Also ist er mit ihr für eine kurze Zeit auf das Dach. Frische Luft hat so ein wenig gut getan und die weite Ebene im Licht der Sterne scheint sie auch ein wenig beruhigt zu haben. Immer wieder hat er ihr versichert dass sie kein Monster ist und es Selbstverteidigung war, auch wenn die Angriffe von ihr aus gingen. Menschen töten Menschen, das war schon immer so. Sie ist kein schlechterer Mensch, nur weil sie jetzt tötet. Schnell merkt er, dass auch sie wach ist. Die braunen Augen gehen leicht auf und ein Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht. Sich streckend lässt sie ihn erst los, bevor sie einen Arm hebt. Der stummen Einladung folgend rückt er noch näher an sie heran und hat sein Gesicht an ihrem Hals. Der Duft des Badesalzes ist immer noch präsent und kurz legt er seine Lippen auf die Haut, ehe sie ihren Arm unter seinem hindurch drückt und ihn so ein wenig hält. Sie hat keine Ahnung wie sicher er sich mit einem Mal fühlt. Seine Hand geht zu ihrer Schulter und ruht dort. Als ihr Kopf direkt oberhalb von seinem liegt stellt er fest, dass ein kleiner Mensch große Veränderungen anstellen kann.

„Wehe einer von euch versaut mir das." Nach dem überraschend friedlichem Aufwachen ist jeder umgezogen, Alexander und Nici sind nochmal aufs Klo und sie sitzen beim Frühstückstisch. Diesmal weiß die braunhaarige von dem Blut im Kaffee, kann es aber nicht rausschmecken. Aber ohne jenes könnte sie sich kaum aufgrund des Muskelkaters bewegen. Wenn Zeit ist, sollte sie wirklich mit Sport anfangen. „Ich versuch mich zu benehmen, okay?" Die junge Frau trinkt den Kaffee weiterhin und mustert den Pater ein wenig besorgt. Er wirkt noch so ein wenig blass. „Aber iss du erstmal richtig und vergiss das Trinken nicht. Du siehst immer noch nicht ganz super aus. Hast du noch Nachwirkungen?" Alucard verkneift sich einen Kommentar und wirkt stattdessen ein wenig reservierter. „Nur noch ein wenig müde, aber wenn es sein sollte kann ich ja noch während dem Flug schlafen. Hast du alles dafür? Ich weiß nicht ob wir über Nacht da unten bleiben, also solltest du zumindest eine kleine Tasche packen." Das wird doch nicht so lange dauern, oder? Aber gut, lieber Vorsicht als Nachsicht. „Wie hast du uns eigentlich reingebracht? Ich meine... Alucard ist ein Vampir und ich bin eine Frau. So weit ich weiß ist das im Vatikan jetzt nicht so gern gesehen." Da hätte man schon ein Vorurteil, welches Anderson zumindest schon einmal aus dem Weg räumen kann. „Wir haben Frauen im Vatikan, mein Engel. Yumiko und Heinkel sind beide Iskariot unterstellt. Vielleicht haben wir Glück und treffen sie! Sie werden dich mögen, da bin ich mir sicher. Sie könnten nur ein wenig anders bei unserem Blutsauger reagieren, aber da musst du dir keine Sorgen machen." Anders reagieren? Von dem Vorfall damals weiß sie ja bis jetzt nichts. „Babe? Was hast du angestellt?" Die braunen Augen gehen zu Alucard, der über den Rand der Tasse hinweg zu ihr sieht und dann zu dem Geistlichen. Dieser sieht ihn wiederum erwartungsvoll und schon fast schadenfroh an, bevor der schwarzhaarige wieder zurücksieht. Langsam lässt er die Tasse sinken und räuspert sich. „Eventuell... gab es vor ein paar Jahren das Problem mit dem Major und Walter und-" Ouh, das wird ihr gar nicht gefallen. „Vielleicht stand ich kurz davor den Pater wirklich umzubringen und hätte einen letzten Schritt machen müssen, bevor mich Lady Integra zurückgepfiffen hat." Nicole sieht ihn perplex blinzelnd an. Dann Anderson. Wieder Alucard, der ihren Blick erwidert. Zurück zu Anderson, der nur nickt und es somit bestätigt. Wieder zu dem Urvampir. Mit einem: „Ich schulde der Lady echt was.", widmet sie sich wieder ihrem Kaffee und dem Marmeladenbrot. Die beiden Männer sehen sich an. Beide haben mehr erwartet! „Du... nimmst das einfach so hin?", fragt Alexander schlussendlich und sie sieht wieder zu ihm. „Was soll ich sonst machen? Aufspringen, rumtrampeln und mich wie Rumpelstilzchen aufführen? Ich kann es so oder so nicht mehr ändern. Was passiert ist, ist passiert. Klar war es scheiße, keine Frage! Und ich bin jetzt mal der guten Hoffnung dass das nicht mehr passiert. Sollte es aber noch einmal vorkommen, dann denkt an mich und den Fakt, dass ich nicht einmal davor zurückgeschreckt bin mir Organe einer Leiche rüberzuziehen um einem Dämon zu entkommen."

VUSWhere stories live. Discover now