Bittstellung

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Wenigstens konnte er das alles in der Zeit abarbeiten, in der er es selbst angesetzt hatte. Anderson muss jetzt nur noch kurz zurück zum Vatikan, dort persönlich den Bericht abgeben und wird noch einmal beim Waisenhaus vorbei sehen, bevor er sich wieder zu Hellsing aufmachen wird. Das hat er den beiden auch schon weitergegeben und zumindest Nici scheint sich zu freuen. Mit der Nachricht, dass er nun im Jet von Iskariot sitze gibt er bekannt, dass es nicht mehr all zu lang dauern wird bis er wieder zurück ist. Hoffentlich hat sie nach dem See nichts mehr angestellt, denn irgendwie kam auch nichts mehr. Zumindest dieser Tag war... wie tot. Komplette Funkstille. Nicht einmal ein ‚Gute Nacht' kam von Nici. Er hatte sich sorgen gemacht, bis ihm Alucard tatsächlich privat angeschrieben hat. Er erklärte ihm was passiert sei und dass sie nun leicht nervlich neben der Spur sei durch den Fakt, dass sie ein normaler Mensch ist und nicht so lange leben wird wie die beiden. Auch ihn hat der Fakt getroffen und ihm ist klar geworden, dass er wirklich versuchen sollte jede Minute bei ihr zu sein, die ihm irgendwie zur Verfügung steht. Natürlich war er gegen die Idee sie in einen Vampir zu wandeln und sie zu einem Regenerator zu machen würde sie wahrscheinlich umbringen. Auch wenn sie meint, dass sie Schmerzen aushalten kann... Nein. Nein, diese Schmerzen kann sie sicherlich nicht aushalten. Die Experimente. Sie haben selbst bei Anderson einen gewissen Schaden hinterlassen und er will es ihr nicht ansatzweise zumuten. Aber einen anderen Weg sie irgendwie schon fast unsterblich zu machen gibt es nicht. Zumindest fällt ihnen keiner ein, der ihre Psyche und den körperlichen Zustand einigermaßen behalten würde. Cyborg kommt nicht in Frage und bei Werwölfen hat der Pater deutlichst verneint. Den Freak lässt man auch nicht zum Zug kommen und eine Werkatze hat man nicht. Um sie also an die Lebensspanne der beiden Männer anzupassen, müsste sie entweder ein Vampir werden, oder ein Regenerator. Nichts verläuft komplett schmerzlos, wobei das Vampirdasein noch die harmlosere Methode wäre. Diese Möglichkeiten gehen dem Geistlichen nicht mehr aus dem Kopf und er kann nicht aufhören darüber nachzudenken. Entweder sie lassen den natürlichen Dingen ihren Lauf und müssen Nicole nach ungefähr 50 Jahren beerdigen, oder sie finden einen Weg um sie vielleicht vor diesem Schicksal zu bewahren. Eine Sprachnachricht von Nici taucht auf und er hört sie sich gleich an. „Hey! Kannst du eine ungefähre Zeit nennen wann du kommst? Und ich hoffe du weißt, dass das dann erst einmal Kuscheln bedeutet, klar? Außerdem-" „Hallo? Bin ich dir immer noch nicht gut genug? Also langsam aber sicher habe ich das Gefühl, dass ich dir gar nichts mehr bedeute." Alucard scheint sich eingemischt zu haben. „Babe? Du hattest mich lange genug für dich allein und ich will nichts von jemandem hören der mich zum Training bringt als wäre ich ein Kindergartenkind!" Seufzen. „Würdest du sonst freiwillig hingehen?" Stille. Er kann sich das Gesicht von Nici mit den zusammengepressten Lippen vorstellen. „Und jetzt halt die Klappe was das angeht." Genervtes Brummen. „Bitte?" wieder ein genervtes Brummen von Nici. „Nicht in diesem Ton, junges Fräulein." Das Brummen wird lauter, gefolgt von einem: „Ist ja gut, alter Mann." Stille und im nächsten Moment hört es sich an als würde Stoff rascheln. Ein Kreischen von Nici, welches in ein Lachen übergeht. „Sag das noch einmal!" Alucard hört sich an als wäre er aber gut gelaunt. „Alex! Hilfe!", ruft Nici lachend und damit ist die Sprachnachricht zu Ende.

Ein wenig müde kommt Anderson im Vatikan an und trifft dort erst einmal auf Makube der ihm kurz aus dem Weg gehen möchte, es aber dann doch unterlässt. „Wie ich hörte verlief alles nach Plan?" Der Pater nickt und die beiden gehen gemeinsam in Richtung Renaldos Büro, der nach seiner Anwesenheit gefragt hatte. „Wir haben ein Kind retten können, ein kleines Mädchen. Es wird dort in ein Waisenhaus gebracht und versorgt. Soweit wir wissen, haben wir den gesamten letzten Rest der verabscheuungswürdigen Kreaturen ihrer Strafe zugeführt." Das lässt Makube so ein wenig Lächeln. „Sehr gut! Der Herr sieht sicherlich wohlwollend auf Euch hinunter, Pater Anderson." Dieser nickt. „Das wird er. Es war eine lange Zeit in der wir alles haben ausräumen müssen, aber nun ist es vollbracht." Eine Frage fällt dem älter aussehenden der beiden ein und er verschränkt die Arme auf dem Rücken. „Sagt, was ich mich schon lange frage. Die Lockerung des Zölibats und der Abstinenz. Ich weiß, dass ihr diese Lockerungen durchsetzen wollt um der Kirche und somit dem Herrn neuen Zuwachs zu bringen. Aber ist das wirklich alles?" Makube hatte seinen Blick gesehen als er angefangen hat Nicole seine Meinung zu präsentieren. Fassungslosigkeit und Aggression waren zwei von vielen Emotionen, die sich in seinen Augen widergespiegelt hatten. Alexander weiß, dass er bei Makube vorsichtig mit seinen Worten sein muss und hat somit eine ungute Vorahnung. „Wenn Ihr etwas sagen wollt, dann sagt es mir direkt in mein Gesicht." Mit dem Pater kann er das Spiel leider nicht so gut spielen, wie er es mit normalen Leuten könnte. Eigentlich schade! „Wie viel bedeutet Euch Miss Foychtner wirklich?" Da ist es ja, die Bestätigung seines unguten Gefühls. „Sie hat mich und den Vampir von Hellsing aus einer Falle befreit und uns bei dem beschworenem Dämonen helfen können. Sie hat mir mehrfach mein Leben gerettet und uns durch die Laborergebnisse helfen können Mortem aufzuhalten. Worauf wollt Ihr hinaus, Makube?" Weise gewählte Worte mit einer gewissen mitschwingenden Warnung im Unterton. Warum sollte er ihm drohen wollen? „Es gibt keine weiteren Gefühle für Miss Foychtner? Keine die... dem Zölibat und der Abstinenz im Weg ständen?" Jetzt muss er seine Worte noch besser auswählen als er es vorher schon getan hat. „Ich bin ihr zu sehr großem Dank verpflichtet, solltet Ihr dies meinen. Solltet Ihr übrigens auch, denn ohne sie wäre der Vampir in einen Blutrausch verfallen und ich wäre nicht länger hier. Wir wissen alle, dass er mich einfach so hätte umbringen können und diesmal wäre keine Lady Integra vor Ort die dem ganzen Einhalt gebieten könnte." Wie kann man nur so auf eine Antwort bestehen? Aber irgendwie windet sich Alexander schon noch aus dem Fragengewirr heraus, ohne direkt auf die Frage Makubes antworten zu müssen. Noch ist die Lockerung nicht veröffentlicht und man sitzt an der finalen Form! Aber er hält sich an die Anweisung von Ihrer Heiligkeit persönlich. „Wenn Ihr mich nun entschuldigt? Erzbischof Renaldo möchte mit mir reden. Ich wünsche einen guten Tag und mögen Eure Wege gesegnet sein." Makube neigt lächelnd seinen Kopf und beobachtet wie er in das Gebäude eintritt, bevor seine Mundwinkel nach unten gehen. Er hat die Frage nicht beantwortet. Auffällig, sehr auffällig.

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