Nicht ganz durchdacht

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Zwar werden sie nicht tot irgendwo herum liegen, aber aufgrund von Alexanders Blick lässt sich auch Nici fesseln und abführen. Wie gern würde sie wissen warum sie sich nicht hatte wehren dürfen und warum er jetzt so darauf besteht mitgenommen zu werden. „Erinnere mich daran dass wir zumindest bei mir niemals Fesselspiele beim Sex machen. Überhaupt nicht meins.", brummt die braunhaarige und verzieht entgeistert das Gesicht. Der Pater blickt zu ihr, zieht eine Augenbraue hoch und sieht kurz auf die Seite, ehe er den Blickkontakt wieder aufnimmt. „Das ist nicht die Zeit um darüber zu reden." Nicole seufzt nur und zuckt mit den Schultern. „Wann den sonst? Jetzt haben wir mal die Ruhe." Das Weib bringt ihn noch irgendwann um was seine Nerven angeht. Alexander steigt einfach nicht auf diese Aussage ein, sieht wieder nach vorn und beobachtet den Kerl, der so ein wenig stolz vor ihnen her geht und sie weiß Gott wohin führt. Aber zumindest haben sie nun die Möglichkeit näher an die Leute heranzukommen. So wären sie wahrscheinlich noch stundenlang herumgeschlittert und hätten nicht gewusst wo sie hinsollten. Jetzt aber werden sie zumindest in die Nähe derjenigen gebracht, die das alles hier leiten. Er würde es ihr ja gern erklären, nur wäre das ein klein wenig auffällig und sie muss ihm jetzt einfach nur blind vertrauen. „Wer von uns beiden ist jetzt der Intelligentere?" Der Kerl dreht seinen Kopf und Nici verdreht die Augen. „Nicht ich." Recht hat sie dahingehend. Denn sie ist nicht DER intelligentere und der Kerl ist es sicherlich auch nicht. Aufgrund seiner Reaktion würde die junge Frau davon ausgehen dass Alexander etwas vor hat, weswegen der Titel des intelligenteren hier wohl an ihn geht. Sie werden noch durch weitere Gänge geführt, die aber kein Merkmal irgendwo aufzeigen anhand dessen man sich orientieren könnte. Während Alexander die Orientierung verloren hat, beginnt sich in Nicoles Kopf so etwas wie ein Lageplan aufzubauen. Jetzt wo sie nicht mehr wirklich darauf achten muss ob man sie umbringt oder nicht, kann sie einen ihrer einzigen kopftechnischen Vorteile ausspielen. Sie hat überhaupt kein gutes Gedächtnis, aber komischerweise ist ihr Orientierungssinn, sollte sie sich darauf konzentrieren, ein Markenzeichen ohne jeden Vergleich. Komisch wenn man bedenkt dass auch die Orientierung auf das Gedächtnis aufbaut. Ein paar Verknüpfungen scheinen wohl nicht so ganz da oben bei ihr zu stimmen, denn das war schon früher so. Gedächtnis? Ab in die Tonne. Aber sie wusste sofort wo sie hin musste wenn sie in einem Wald oder unbekannten Terrain waren und sie zurück wollten. Die Karte hatte sie sich zwar ansehen, aber noch lange nicht merken können und für ein Foto mit dem Handy war es dann doch ein wenig spät als man den PC und alles drumherum einfach zerschossen hatte. Immer wieder wechselt man die Richtung, aber das ist Nicole egal. Richtungen an sich merkt sie sich nicht, nein. Es läuft einfach, sie hat selbst schon lange aufgegeben das irgendwie zu verstehen. Es gibt keine Logik, aber was ist bei ihr schon logisch und somit geplant?

Natürlich kommen sie in getrennte Zellen ohne irgendwie einer Möglichkeit der Kommunikation. Handys werden abgenommen und auch der Wagenschlüssel wird von Nicole entfernt. Jegliche Waffen die man sichtbar an sich trägt und alles was irgendwie verdächtig sein könnte. Nicole sitzt in ihrer Zelle, die Fesseln wurden entfernt und sie hat einfach keine Ahnung was sie jetzt machen soll. Die Zelle ist vielleicht gerade einmal 2 m² groß, ausgestattet mit einer Bank zum liegen und Fliesen. Alles ekelhaft weiß und erinnert stark an das Labor. Zugegebenermaßen ist sie gespannt was nun passieren wird, denn es gab keinen Hinweis darauf dass man mit ihnen etwas vorhätte. Einerseits würde sie gern durchdrehen und hier alles in Schutt und Asche legen! Andererseits muss sie aber still bleiben. Alexander hat etwas vor und bis er nicht die Initiative übernimmt und anfängt, wird sie still bleiben müssen. Die braunen Augen gehen hoch an die Decke, an welcher sie eine Kamera entdeckt die direkt auf sie gerichtet ist. „Privatsphäre mal anders." An sich war sie noch nie eingesperrt und wollte dieses Gefühl eigentlich auch nicht kennen lernen. Scheiße, wenn man es jetzt trotzdem tut und das sogar einigermaßen freiwillig. In aller Ruhe hat Alexander hingegen die Augen geschlossen und sitzt auf der kleinen Bank die für seine Größe nicht wirklich ausgelegt ist. Er könnte nicht einmal normal liegen, da die Zelle ein wenig zu klein für ihn wäre. Jetzt muss man nur ein wenig Zeit verstreichen lassen und die Lösung wird von selbst auf sie zukommen. An sich ist der Pater überrascht dass Nicole noch keinen Aufstand angezettelt hat! Doch freut er sich, da sie ihm so anscheinend vertraut und auf seine Aktion warten wird. Zumindest hoffentlich, denn sollte sie den spontanen Plan über den Haufen werfen weiß er nicht was er sonst tun sollte. Ob sie wohl gefoltert wird? Nein, dann würde das hier schon längst in die Hose gehen. Hoffentlich lässt man sie in Ruhe! Daran hat er nicht wirklich gedacht. Folterung um Informationen rauszubekommen, das wäre mehr als nur scheiße. Möglich, aber scheiße. Er hat sie beide jetzt in die Situation gebracht, wie bringt er sie wieder raus? Er weiß nicht einmal wo sie Nicole hingebracht haben! Das ging anders aus als er erwartet hatte. Naja, was hatte er eigentlich erwartet? Was war sein eigentlicher Plan und warum noch einmal hatte er unbedingt auf ihn bestanden? Leicht gehen seine Augen wieder auf und er starrt auf den Boden vor sich. Die weißen Fliesen, auf welchen man Körperflüssigkeiten relativ schnell aufwischen könnte. Ja, sie haben jetzt die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Aber wie kommen sie jetzt weiter? Seine Hoffnung liegt jetzt so ein wenig darin, dass sein kleiner Engel die Geduld verliert und nicht mehr mitspielt. Im Gegensatz zu ihr kann er nämlich nicht riechen oder hören wo sie ist und komplett planlos durch die Gegend zu laufen während man theoretisch von einer Horde Inanis-Anhängern verfolgt wird würde vielleicht ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber er könnte auch in die falsche Richtung rennen. Eines merkt er jetzt ziemlich deutlich. Spontane Pläne sind vielleicht das Ding von Nicole, aber nicht seins.

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