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Jimin

„Das Abendessen ist bereits schon vorbereitet... und wie verlief das Gespräch?", meint die kleinliche Stimme einer Pflegerin, die ich hier noch nie gesehen habe und deshalb vermute, dass sie neu ist und ihr zugewiesen wurde ein Auge auf mich zu werfen.
„Ich hab keinen Hunger und, Lady, frag nicht wie die Unterhaltung mit meinem Psychologen war, das geht dich nichts an", murre ich abwertend und wollte eben in mein Zimmer gehen, werde aber wieder von dieser schon fast quietschenden Stimme daran gehindert.

„Alle müssen aber zum Essen erscheinen, Mr Park, und man sagte mir, ein alter Bekannter freut sich schon auf sie", sagt sie lächelnd und schließt ihre Hand leicht um meinen Oberarm, um mich zu dem Saal zu führen, in dem alle Psychos hocken und vor sich hin reden, mit anderen reden, die Pfleger angiften oder sonst irgendwas für mich Komisches machen, weshalb ich versuche mich aus der Hand der Pflegerin zu befreien, sie jedoch greift nun kräftiger um mich und zieht mich mit sich.

„Welcher alte Bekannte überhaupt? Und verdammt, fassen Sie mich nicht so an, Lady", motze ich und reiße mich aus ihrem Griff, ehe ich sie nur provozierend ansehe und ich nur einen mahnenden Blick von ihr erhalte.
„Nennen Sie mich nicht ‚Lady' und kommen Sie gefälligst mit! Und ich bin neu hier, also kann ich Ihnen nicht sagen, wer Ihr Freund oder so ist... Man sagte es mir nur und ich soll Sie an seinen Platz bringen, also bitte, machen Sie keine Faxen und zügeln Sie sich in Ihrem Verhalten gegenüber den Pflegern!", sagt sie plötzlich so streng mit einem hauch von Dominanz in ihrer Stimme, weshalb ich nur genervt die Augen verdrehe und mich in den Saal führen lasse.

Wie ich es hasse, wenn ich nachgeben muss.

Als wir die große Mensa betreten, stockt mir der Atem. Ich bin nicht fähig mich zu bewegen, sondern starre einfach auf diese riesige Menschenmasse, die sich benimmt, als hätte jemand den Panikalarm ausgelöst.

Geschrei, Getuschel, Gelächter. Alles staut sich um mich, wie eine immense Wand, die beinahe droht auf meinen Kopf zu fallen, weshalb mein Atem immer schneller wird und ich versuche nicht die Kontrolle über mich selbst zu verlieren, was mir aber nicht gelingt, da ich bereits am Boden knie, die Hände über meinen Kopf halte als Schutz vor der Wand, doch nichts hilft.
Nicht mal schreien kann ich, da sich die Luft in meiner Kehle staut und ich nun auch Probleme bekomme zu atmen.

Ich weiß nicht, was mit mir geschieht.

Eine Panikattacke?

Ich bin überfordert und nehme für einen Augenblick nichts anderes mehr wahr, als meinen eigenen Herzschlag, den ich versuche zu beruhigen. Genau wie vorhin.

Genau wie an der Brücke.

„Jimin?", höre ich eine Stimme, jedoch kann ich sie nicht zuordnen, da sie so gedämpft und unsicher klingt, weshalb ich nur noch mehr zusammenkrieche.
„Jimin?", ertönt sie wieder und nun erkenne ich auch, dass es die Pflegerin ist, die mir behutsam über den Rücken streicht und versucht mich auf die Beine zu stellen, doch ich will das nicht zulassen.

Zwar spüre ich keine Tränen in mir aufkommen, doch im Inneren kann ich es fühlen. Den wiederkehrenden Schmerz, die Enttäuschung aller.

Ich will hier weg! Ich hasse Menschen.

„Komm, steht auf", meint sie sanft und lässt ihre Hände an meine Seiten gleiten, um mich aufzustellen und diesmal lasse ich es über mich ergehen. Die Berührung, die Geste der Hilfe, doch es fühlt sich so verdammt falsch an.

„Was ist denn passiert?", fragt nun ein anderer Pfleger, doch diesen beachte ich nicht, ebenso wenig wie die Pflegerin, die immer noch ihre Hände an meinen Rücken gelegt hat.
„Alles ist gut...", lüge ich, da ich keine unnötige Diskussion eröffnen möchte, weshalb ich mich nun mit gesenktem Blick zu dem besagten Tisch führen lasse.

unattainable⇝{𝐣𝐣𝐤~𝐩𝐣𝐦} Where stories live. Discover now