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Jimin

Zwei Nächte sind wieder vergangen und er ist immer noch nicht hier. Langsam bekomme ich das Gefühl, dass er mich wirklich nur ausgenutzt hat, aber irgendwas in mir sagt, dass dem nicht so ist und Jungkook mir dies niemals antun würde.

Taehyung hat es mir gesagt, beziehungsweise ich habe mir einen Teil von meinem Selbst in ihm vorgestellt und mir somit selbst die Nachricht vermittelt, dass Jungkook es ernst meint und er für mich da sein wird, mich lieben wird, mir das schenken wird, was ich verdient habe.

Aber in meinen Augen habe ich nichts verdient und kann nicht mit den Gedanken weiterleben, mich selbst nicht akzeptieren zu können, denn somit mache ich anderen nur das Leben schwer und mir selbst sowieso.
Ich stresse mich in etwas, was in den Augen anderer Liebe ist, obwohl ich dies einfach nicht verdient habe und viel zu schwach bin, um allein von der Liebe anderer zu leben.

Ich habe es, seit ich klein bin, nie erfahren, wie es ist geliebt zu werden, bis ich von meinem Schicksal überrumpelt wurde und Jungkook plötzlich an meiner Seite war. Aber so sehr er mir auch guttut und so sehr er mich auch besonders und geliebt fühlen lässt, kann ich dem nicht stand halten.
Ich kann es nicht zulassen, dass Jungkook jemanden wie mich, einen kaputten, kranken Menschen an sich bindet und diesen liebt. Das geht nicht. Ich kann ihm das nicht antun.

Durch mich macht er sich doch nur mehr Gedanken als vorher. Ich mag ihm zwar ein Zufluchtsort sein, aber allein der Sinn dahinter bringt mich nicht weiter.

Wie kann ich der Zufluchtsort einer zerbrochenen Person sein, wenn ich doch selber so bin?

Weiter über dieses Thema nachdenkend sitze ich unten auf einem der Sofas und starre monoton auf den üppigen Asphalt, welcher die dreckigen Häuser in seinen Pfützen spiegelt. Der leichte Nieselregen macht sich auf der dünnen Wasseroberfläche vereinzelnd bemerkbar, während ein kalter, dennoch sanfter Wind über die Straßen zieht.

Eingepackt in einer grünen Jacke, die innen mit grauem Stoff bestückt ist, damit ich die Kälte besser aushalten kann, tippe ich wahllos mit meinen Fußspitzen auf dem Boden herum, wobei die Regentropfen durch die leichte Brise etwas in die Garage wehen.

Es ist unangenehm dieses klebrige Trocknen der Nässe auf meiner Haut zu spüren, doch ich lasse es einfach zu, denn ändern kann ich es sowieso nicht.

Es ist schon verrückt wie sich das Wetter exakt auf meine Stimmung fokussiert, als wären diese Tage extra für mich gemacht, um meinen Gefühlen nachzugehen.

Aber... was fühle ich denn?

Selbst kann ich mir die Frage nicht beantworten, da ich einfach nicht die benötigte Kraft oder das brauchende Selbst dazu habe.
Ich bin verloren. Ein winziger Kieselstein irgendwo hoch oben in den Bergen, wo die Luft am dünnsten ist und kein Mensch hinauf kann.

Dort liege ich, allein und verlassen, vergessen von allen, nicht mal im Sinne der Menschen, da diese nicht mal wissen, dass es mich gibt. Doch dort oben, ganz oben am Gipfel steht ein Kreuz, welches schon ganz morsch wegen dem feuchten Nebel geworden ist, der dort herrscht, weshalb auch niemand dort hinauf will.

Aber irgendwer muss doch dieses Kreuz aufgestellt haben?

Es war aber kein Wesen, nein.

Es war der Tod. Der eisigkalte Tod, der über die weite Berglandschaft wacht und jeden mit sich zieht, der dort nach oben wandert. Ich bin hinauf geklettert, wurde von herunterrollenden Steinen verletzt, von dem starken Regen überrascht, während ich meinen Weg passierte.

Nun liege ich da. Ein kleiner Kieselstein, der wartet, bis der Tob ihn mit dem Nebel umhüllt, wartet, bis das Kreuz ihn bemerkt. Denn der Einzige, der mich bemerken würde, wäre der Tod.
Er ist immer da und gibt mir die Zeit, respektiert meine Gedanken und ist immer an meiner Seite. Er verfolgt mich.

unattainable⇝{𝐣𝐣𝐤~𝐩𝐣𝐦} Where stories live. Discover now