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Jimin

„Hör auf! Das bringt doch nichts!", schreit Jeno mich an und versucht hilflos nach meinen Handgelenken zu greifen. „Er kommt nicht!", kommt es lautstark aus mir, während mein Gesicht schon mit Tränen übersäht ist und ich all meine Gedanken, meine ganze Trauer in Wut auslasse und wie ein Geistesgestörter all die Bücher aus dem Regal schmeiße und versuche das Holz zum Brechen zu kriegen.

Vier Nächte. Vier Nächte ist es her, als Jungkook mich gleich nach unserem ersten Mal allein gelassen hat, mich nach draußen geschickt hat, nicht mit mir gekommen ist.
Wir waren uns so nah. So verdammt nah und jetzt, jetzt fühle ich nichts mehr außer den tiefsitzenden Schmerz in meiner Brust, der sich bis in meinen Kopf zieht und anfängt, mich zu steuern.

„Verdammt, Jimin!", ruft er und packt immer wieder nach mir, doch so stur wie ich gerade bin, reiße ich mich aus seinen Griffen und bleibe mit schon schwammigen Blick am Bücherregal haften, welches ich immer mehr zerstöre.
„Jungkook wird bald kommen. Ich verspreche es dir... Du kennst seine Eltern bloß nicht", versucht er mich in Schacht zu halten, doch die Aggressionen in mir steigen und veranlassen mich weiterzumachen. Weiter alles kaputt zu machen, was um mich ist. Alles soll leiden, damit verstanden wird, wie es mir eben geht.

Doch niemand möchte es verstehen, niemand ist da, der mir wirklich helfen will.
Dieser verdammte Konflikt zwischen meinen Depressionen und meinem Herzen ist so stark, dass mein Selbst daran zerbricht. Aber ich weiß, dass mein Herz verlieren wird, da es zu schwach ist, zu klein, um den starken Drang nach Suizid zu unterdrücken.

Das ist das erste Mal, dass mein Inneres in solch einen Kampf gerät, denn sonst habe ich mich verkrochen, nicht nach Hilfe gebeten, die ganze Zeit geweint und gehofft, dass mir jemand die Freiheit gibt, mich umzubringen.
Nun möchte dieser Gedanke aber von meinem Herzen zur Seite geschafft werden, was mich zu diesen Aggressionen anregt, was ich selbst nicht unterdrücken kann.

„Lass mich los!", drehe ich mich wutentbrannt zu dem Schwarzhaarigen und schupse ihn stark nach hinten, sodass er stolpert und zu Boden fällt, dabei leicht seine Miene verzieht und sich den Rücken hält. „Was zum Fick ist los mit dir? Akzeptiere doch einfach, dass Jungkook gerade nicht da ist! Er wird bald kommen", faucht er und stellt sich wieder auf.

Niemand hier weiß von meiner Krankheit, niemand weiß etwas von meinem eigentlichen Selbst, weshalb niemand mich verstehen kann.

Jungkook könnte es...

„Halt verdammt nochmal die Klappe! Sag mir nicht, dass ich etwas akzeptieren soll, wenn ich daran kaputt gehe", nähere ich mich ihm und habe meine Hände schon zu Fäusten geballt, während mein Blick scharf auf ihn gerichtet ist.
„Wieso denn? Sag doch einfach, was dein Problem ist!"

Doch ich antworte ihm nicht mehr, sondern schlage ihn einfach wahllos mit der bloßen Faust ins Gesicht, weshalb er qualvoll aufschreit und sich die bereits blutende Nase hält.

Fuck, was hab ich getan?

Geschockt von mir selbst verlässt die gesamte Wut meinen Körper und ein Funke der Realisation kommt in mich und belehrt mich dem, was ich eben gemacht habe.

Ich habe gehandelt, wie mein Vater...

Ich bin ein Monster...

„Sag einem Jungen, wie mir nicht, dass ich akzeptieren soll, wenn ich mich selbst nicht mal akzeptieren kann", hauche ich bloß und werde nur verwirrt, aber auch wütend von ihm angestarrt. „Sag das nicht mir, einem mit Depressionen und zahllosen Suizidversuchen", ist das letzte, was ich von mir gebe, bevor er etwas sagen kann, wonach ich mich schnell umdrehe, die Tür zu den Toiletten ansteure und sie mit voller Wucht ins Schloss fallen lasse.

unattainable⇝{𝐣𝐣𝐤~𝐩𝐣𝐦} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt