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Jimin

„Mr Park. Es ist eben Besucherzeit, was heißt, Ihre Schwester ist eben eingetroffen", meint meine Pflegerin und steht im Türrahmen zu meinem Zimmer und blickt mich etwas auffordernd an, weshalb ich spüre, wie sich meine Fingernägel in meine Handinnenflächen bohren.

Wieso hat man mir überhaupt eine Neue an den Hals geschafft? Mir – einem Suizidkranken?

„Mr Park!", wird sie nun etwas lauter, doch ich starre weiterhin auf mein Puzzle, welches mir gegeben wurde, damit ich mich in meinem freien Aufenthalt beschäftigen kann.
„Verdammt! Wenn sie mich unbedingt sehen will, dann soll sie doch kommen!", fauche ich sie an, blicke kurz zu ihr, ehe ich mich wieder meinem Puzzle widme.

„Ist in Ordnung, ich bringe sie", sagt sie sanft und verschwindet kurz aus meinem Blickfeld, weshalb ich nun etwas beruhigter ausatmen kann, jedoch wird mir diese Chance sofort genommen, als ich sie in meinem Zimmer stehen sehe. Sie, meine große Schwester, die mich nun besuchen kommt, nur aus dem Grund, weil es mir anscheinend wieder schlecht geht.

„Lassen Sie uns ein paar Minuten allein?", bittet meine Schwester die Pflegerin, ehe sie mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen zu mir kommt und sich gegenüber von mir auf den freien Platz setzt, wobei meine Pflegerin sofort nickend den Raum verlässt und die Tür hinter sich schließt.

Typisch Neue. Schließt einfach während dem helllichten Tage die Tür, obwohl das verboten ist, da man immer ein Auge auf die Kranken haben sollte.

„Hey, Jimin", murmelt sie schmunzelnd und betrachtet mich dennoch voller Besorgnis in ihren Augen.

Verdammt, wie ich sowas hasse.

„Was willst du hier, Sumi?", betrachte ich sie nur abwertend und lasse mich hinten in meine Lehne fallen, während sie mich dabei seufzend beobachtet und mit dem Stuhl etwas näher zum Tisch rutscht.

„Du weißt es ganz genau... Aber..."

„Was ‚Aber'?", provoziere ich sie und starre sie wütend an, sodass sich meine Hände wieder zu Fäusten ballen.
„Ich wollte fragen, wie's dir so geht", flüstert sie kaum hörbar, doch ich weiß, was sie gesagt hat, weshalb sich mein ganzer Körper anspannt und meine Lippen sich zu einem dünnen Strich verformen.

„Wie es mir geht? Wie es mir geht?", verstärke ich die Lautstärke beim zweiten Satz und beuge meinen Oberkörper nun wieder nach vorne, sodass sie etwas zurückschreckt.

Sie hat Angst. Angst vor mir, dass ich ihr weh tun könnte. Weil sie mich nicht kennt. Sie kennt mich nicht.

Ich muss lachen.

„Ich sitze hier. Inmitten von irgendwelchen kranken Psychos, als gefühlt einziger Normale, aber nein... alles gut! Mir geht's perfekt!", kommt es ironisch von mir, ehe ich mich wieder lachend zurücklehne.

„Jimin... Ich mach mir doch einfach nur Sorgen", sagt sie nun auch etwas lauter, jedoch nicht wirklich durchsetzungsfähig, weshalb ich nur kopfschüttelnd meine Hände hinter der Lehne verschränke und meinen Blick direkt in ihre Augen gleiten lasse.

„Sorgen? Hör mir auf mit deinen beschissenen Sorgen! Du musst es erst sehen, nicht wahr? Du musst es erst sehen, wie dreckig es mir geht, ehe ich dein Gesicht wieder vor Augen bekomme, oder? Ich hab keine Lust mehr auf eure Spielchen. Auf deine nicht und auf Yoongis erst recht nicht. Ihr hättet immer da sein können und mir helfen können. In der Zeit, in der ich noch Kind war... Doch jetzt ist es zu spät, wenn ihr hier mit solchen Sätzen aufkreuzt, weil ich einfach kein Vertrauen mehr in euch habe.

Weißt du, wie sich das anfühlt, fast tagtäglich von seinem Appa geschlagen, wenn nicht sogar misshandelt zu werden? Aber ihr beide macht ja nichts dagegen. Er hat ja auch Probleme. Er kann ja nichts dafür. Doch ihr habt einfach Angst. Angst nicht mehr von ihm akzeptiert zu werden, wobei er eh niemanden akzeptiert, solange Eomma nicht zurückkommt. Aber sie kommt nicht wieder, Sumi.
Nicht ich bin es, der hier sitzen sollte, sondern er.

Ich hab nur einen Willen. Und zwar hier zu verschwinden! Aber das könnt ihr ja alle nicht nachvollziehen. Also kannst du dir deine Sorgen sonst wo hinstecken!", zische ich zum Ende hin und versuche meine wieder aufkommenden Tränen zu unterdrücken, was mir diesmal sogar leichter gelingt als die letzten Male.

„Wir spielen dir nichts vor... Und dass du Yoongis und meine Sorgen nicht nachvollziehen kannst, dass ist irgendwo verständlich. Aber immerhin sind wir eine Familie und sollten einander vertrauen... Du musst auch verstehen, dass ich ein Kind habe... und bald sogar zwei... Ich habe einen Haushalt zu versorgen und einen Mann... Und das ist alles nicht so einfach, wenn man kaum Geld verdient. Jimin, jeder hat Probleme und es tut mir unendlich leid, dass ich nie etwas dagegen unternommen habe.
Verdammt, ja! Ich wusste es, dass er dich misshandelt!
Und, ja, du hast recht... Ich habe Angst. Angst vor ihm... Aber auch Angst um dich, dass du so wirst, wie er, wenn du keine Hilfe mehr bekommst. Aber du musst die Hilfe annehmen. In deinem Leben befinden sich noch so viele Türen, die du durchschreiten kannst. Das alles jetzt aufzugeben könnte ich nicht verkraften, weil du mein kleiner Bruder bist, Jimin. Und ich hab dich lieb", erläutert sie, während sie schon dabei ist ihre ersten Tränen von den Wangen zu streichen.

„Weißt du was? Es ist eigentlich ziemlich witzig... Für euch vielleicht traurig, aber für mich einfach nur zum Lachen. Aber eigentlich könnte ich deswegen auch heulen, weil ihr mich damit unter Druck setzt: Ich glaube euch kein Wort. Kein einziges. Es ist mir egal, dass ich Onkel bin. Es ist mir egal, dass du Familie hast, und wie du's sagtest, Familie sollte einander vertrauen und eigentlich auch füreinander da sein.
Aber du bist das nicht. Du bist nicht mehr meine Familie. Du widersprichst dir selbst. Ich gebe dir Bescheid, wenn ich jemanden gefunden habe, der mich nicht kennt, der mich so kennenlernt, wie ich jetzt bin, der mich so akzeptiert, wie ich jetzt bin und mich nicht versucht zu verändern. Aber warte! Diese Person gibt es nicht. Und ich weiß, dass kein Mensch auf dieser Erde versucht mich zu verstehen. Also bitte ich dich einfach, dass du jetzt gehst und meine Entscheidung akzeptierst. Erst dann weiß ich, ob ich dir vertrauen kann... Aber die Menschheit kann ihr Meinungsbild nicht von jetzt auf gleich verändern. Also tut's mir leid... Merkst du selber, oder? Wie diese Worte können einem nicht weiter helfen...", lächle ich gezwungen zum Ende hin und betrachte sie stumm, wie sie nun vollständig am Weinen ist, jedoch bewegt mich das kein bisschen.

„Myung hätte dich gerne mal kennengelernt... Aber wenn du nicht willst, dann ist das... Sorry, aber ich kann nicht mehr. Ich bin deine Schwester, Jimin, und Yoongi dein Onkel. Aber wenn du uns nicht mehr als das siehst..., bin ich auch zu schwach dir zu helfen. Ich hab nicht die Kraft dazu... E-Es tut so weh... Ich werde mit Appa reden... Ich will einfach nur, dass du glücklich bist... Ich würde dir gerne noch so viel sagen, aber... aber anscheinend bringt es nichts. I-Ich sollte jetzt gehen", somit steht sie auf, blickt noch einmal zu mir herunter, wobei ich ihren Blickkontakt sogar erwidere, aber nicht gefühlvoll, sondern einfach nur kalt.
Monoton starre ich sie an, ihre angeschwollenen Augenringe und die Röte in ihrem Gesicht, ebenso wie ihre bebende Unterlippe. Doch nichts davon berührt mich in irgendeiner Weise.

„Ich hab dich lieb, Jimin", haucht sie zittrig wendet sich vom Tisch ab und steuert die Tür meines Zimmers an, während ich sie nicht mal als wert betrachte und ihr nicht hinterher sehe.

War das jetzt ein Abschied? Hab ich sie verloren? Oder... Oder hat sie mich verloren?

Kurz darauf kommt meine Pflegerin zurück und stellt sich neben mich. „Können Sie mir sagen, wieso Mrs Park weint? Haben Sie ihr weh getan, denn aus ihr bekommen wir nichts raus...", fragt sie mich, weswegen ich den Kopf erhebe und grinsend zu ihr schaue.

„Ich würde niemals handgreiflich gegenüber einer Frau werden, Lady. Sie ist nur eine kleine Heulsuse."

~~~

Jimins Charakter kommt immer mehr durch °^°

Was haltet ihr von Jimins Schwester?

Also ich kann sie nachvollziehen, aber sie hätte dennoch damals für ihn da sein müssen...

Btw! Freut euch auf das nächste Kapitel, denn da... lernen wir eine Person kennen, auf die wir schon alle sehnlichst warten hihi

ICH LIEBE EUCH! 

unattainable⇝{𝐣𝐣𝐤~𝐩𝐣𝐦} حيث تعيش القصص. اكتشف الآن