~Scherben Meer~

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Am nächsten Morgen wachte ich neben meinem Lieblings Rotschopf auf und lächelte bei dem Gedanken an die leidenschaftliche, gestrige Nacht. Sie schien noch tief zu schlafen also beschloss ich aufzustehen und uns beiden Frühstück zu machen. Ich schnappte mir also ein lockeres Hemd aus ihrem Ankleidezimmer, zog es über meinen nackten Körper und knöpfte es auf dem Weg in die Küche halb zu. Ich entschied mich für etwas klassisches Spiegelei mit Bacon und dazu Toast. Nebenbei ließ ich den Kaffee kochen und schaltete auf meinem Handy Musik an. Während ich ein wenig zu der Musik tanzte und leise mitsang bemerkte ich nicht wie Natasha hinter mir zum Vorschein kam und erschrak als ich mich umdrehte und sie an der Kücheninsel sitzen sah. „Meine Güte, erschreck mich doch nicht so.", sprach ich und fasste mir mit der Hand an die Brust um mich zu beruhigen. „Mein Hemd steht dir gut.", komplimentierte sie und ich spürte wie meine Wangen heiß wurden. „Danke.", murmelte ich kleinlaut zurück und drehte mich wieder zum Herd um. Ich verteilte den Bacon und die Eier auf zwei Tellern und drehte mich dann zu ihr und stellte einen der Teller vor sie hin. „Das riecht köstlich.", sprach sie und nahm einen Bissen. Ich holte noch ein Glas und eine Tasse aus dem Schrank und holte Orangensaft aus ihrem Kühlschrank, für mich und schüttete ihr den Kaffee in die Tasse. Während sie über das Essen schwärmte nahm ich einen Schluck von meinem Saft und beobachtete sie mit einem Lächeln. „Kann ich dich als meine persönliche Köchin einstellen?", fragte sie und nahm noch einen Bissen. Ich musste lachen. „Ich könnte jeden Tag für dich kochen wenn du das möchtest.", grinste ich sie an. Sie hob ihren Blick der sich in etwas leicht verwirrtes verwandelte. „M-Meinst du hier einziehen?", fragte sie nervös. Ich schaute auf meine Hand die immer noch mein Glas umgriff und trommelte mit meinen Fingern auf der Oberfläche rum. „Nicht unbedingt jetzt, aber wäre diese Idee denn wirklich so abwegig für dich?", fragte ich vorsichtig nach und schaute ihr wieder schüchtern in die Augen. Sie wich meinem Blick aus und starrte stattdessen auf den Teller vor ihr. „Es ist ein großer Schritt, weißt du?" Ich nickte verständnisvoll. „Es war ja auch nur irgendwas, was ich vor mich hin philosophiert habe...", sprach ich abwesend doch fasste mich schnell wieder. „Ich denke ich sollte jetzt auch gehen. Die beiden machen sich sonst wieder so große Sorgen, weil ich ihnen nicht Bescheid gegeben habe." Dieses Mal nickte sie zustimmend. Ich nahm meinen Teller und stellte ihn neben die Spüle genauso wie mein Glas und ging rüber in ihr Schlafzimmer. Ich sammelte meine Sachen ein und zog sie an, legte ihr das Hemd aufs Bett und ging wieder zurück in die Küche wo sie immer noch an Ort und Stelle saß und scheinbar völlig in ihren Gedanken versunken war. Ich räusperte mich und erlangte damit ihre Aufmerksamkeit. Sie schaute mir dabei zu wie ich meinen Mantel anzog der neben ihr auf der Kücheninsel lag und stand von dem hohen Hocker auf, auf dem sie eben noch saß. Ich lehnte mich zu ihr um einen Abschiedskuss zu bekommen doch sie drehte mir ihre Wange hin. Ich schluckte den Schmerz runter und platzierte einen sanften Kuss auf ihre Wange. Ohne ein weiteres Wort ging ich zum Aufzug und fuhr ins Erdgeschoss.

Und da waren sie wieder. Alle negativen Gedanken und Sorgen die ich Gestern doch so gut verdrängt hatte. Mir trieb es die Tränen in die Augen, Natasha's Stimmungsschwankungen ausgeliefert zu sein. Ich verstand ihr Verhalten einfach nicht. War ich jetzt wirklich nur noch wie ein Sexspielzeug für sie? Liebt sie mich nicht oder hat sie es überhaupt je getan?

Ich beschloss zu Fuß nach Hause zu gehen um noch ein wenig Zeit zum nachdenken an der frischen Luft zu haben.

Ihr fragt euch wahrscheinlich was ich tun würde, wenn sie mich verlassen würde? Ich bin ehrlich, ich weiß es nicht. Wenn ihre Art, die sie jetzt hat, mich schon so verletzt dann kann ich mir nicht ausmalen was passiert wenn sie sich von mir trennt.

Zu Hause ging ich direkt in mein Zimmer da die anderen beiden anscheinend noch schliefen und fing an meinen Koffer zu packen. Ein Kleidungsstück nach dem anderen warf ich achtlos in meinen kleinen Koffer. Warum muss mich das alles so mitnehmen? Ich will ihr so gerne die Schuld geben, für alles, aber das kann ich nicht. Sie hat mich gewarnt und ich habe nicht auf sie gehört. „Von wegen 'Folge deinem Herzen'.", murmelte ich, wütend auf mich selbst. „Und wo hat es mich hingeführt?", führte ich weiter Selbstgespräche, ging in mein Badezimmer und packte die Sachen die ich brauchen werde in eine Kulturtasche. „Nirgendwo hin, außer, dass ich jetzt verletzt bin.", wütete ich weiter und schloss den Reißverschluss der Tasche mit einem kräftigen Ruck. „Und, dass ich einer Frau mein Herz geschenkt habe, die es am Anfang zu meinem eigenen Wohl abgelehnt hatte!", schrie ich nun unkontrolliert, nahm die Tasche in die Hand und schmiss sie völlig außer mir gegen den Spiegel der über dem Waschbecken hing. Das spiegelnde Glas zersprang mit einem lauten Krachen und glitzernde Splitter sowie Scherben kamen mir entgegen. „Fuck!", schrie ich wütend über das was ich getan hatte und spürte heiße Tränen meine Wangen hinunter laufen. Ich taumelte zurück gegen die Wand hinter mir und ließ mich dort hinunter gleiten. Mitten in einem Meer aus Scherben zog ich meine Knie an die Brust und ließ den Tränen freien Lauf.
Warum tut es so sehr weh?
Meine Schluchzer wurden lauter und unkontrollierter bis sich ruckartig die Badezimmer Tür öffnete und zwei erschrocken und müde Gesichter auf mich hinunter sahen. „Lizzie was ist passiert??", fragte Noel besorgt und schaute sich das Chaos auf dem Boden an in dem ich hockte. Er kam zu mir rüber, vorsichtig nicht auszurutschen oder sich selbst zu verletzten und hockte sich zu mir runter, nahm mich in den Arm und ließ mich einfach weinen. Auch Maria bahnte sich ihren Weg durch die Scherben und kam an meine Seite. „Liz was ist passiert, Schätzchen.", fragte Maria leise und strich mir meine Haare aus dem Gesicht, die an meiner nassen Wange klebten. „S-Sie, i-ich-", setzte ich an, nachdem ich mich von Noel gelöst hatte, doch scheiterte kläglich. Sie zog mich vorsichtig in ihre Arme und strich mir beruhigend über den Rücken. „Komm, du musst aus den Scherben raus.", sprach Noel nach einer kurzen Zeit und beide halfen mir auf die Beine. Ich wurde auf meinem Bett abgesetzt und Noel ging rüber in sein Zimmer. Zurück kam er mit einem Erste-Hilfe Koffer. Während er weg war, hatte Maria mit Taschentüchern meine Wangen getrocknet doch viel brachte es leider nicht. 10 Minuten später und zwei Taschentücher Packungen ärmer hatte ich mich wieder einigermaßen beruhigt.
„Zeig mal her.", sprach Noel sanft und drehte meine linke Wange vorsichtig in seine Richtung. „Maria, bring mir bitte einen nassen Waschlappen." Sie stand auf und ging ins Badezimmer. Ich drehte mich zu Noel und schaute ihn verwirrt an. „Für was?", fragte ich ihn. Er stand auf, nahm einen Handspiegel von meinem Schreibtisch, setzte sich wieder neben mich und hielt ihn mir hin. Ich drehte mein Gesicht ein wenig und erkannte einen etwa 4 Zentimeter langen Schnitt auf meiner linken oberen Wange. Ich hatte ihn nicht einmal bemerkt. Auch auf meiner Stirn über meiner rechten Augenbraue war ein kleiner Schnitt was ich sah, als ich mein Gesicht weiter drehte.
Als Maria wiederkam, beseitigte er vorsichtig das Blut beider Wunden mit dem Lappen. Danach öffnete er den orangefarbigen Erste-Hilfe Koffer, holte ein paar Sachen raus und fing dann an sich um meine Wunden zu kümmern. Erst desinfizierte er beide Schnitte  und wurde immer vorsichtiger nach jedem Zucken das ich von mir gab durch den leichten Schmerz, danach klebte er noch ein paar dieser Wundnahtstreifen drauf und gab mir einen leichten Kuss auf die Stirn. „Alles wieder in Ordnung.", sprach er mit einem sanften Lächeln.
Ich war beiden wirklich unglaublich dankbar, dass sie, trotz dem Chaos und meinem Wutanfall, so fürsorglich und nachsichtig waren.
„Bis auf das Chaos was ich im Bad angerichtet habe...", murmelte ich und senkte meinen Blick zu Boden. „Schon gut, wir machen das sauber.", lächelte Maria und stand auf um einen Besen und ein Kehrblech zu holen. Auch Noel ging mit ihr und holte einen blauen Müllbeutel. Beide kamen wieder und fingen an das von mir angerichtete Chaos aufzuräumen. „Kann ich euch wenigstens helfen?", rief ich ihnen fragend von meinem Zimmer aus zu doch bekam statt einem 'Ja', ein 'Nein ist schon gut' zurück. Ich legte mich auf meine Matratze, drehte mich zu der großen Fensterfront die auf der einen Seite meines Bettes war und rollte mich zusammen. Gedankenverloren starrte ich nach draußen. Leichter Sommerregen prasselte mit kleinen Trommelartigen Geräuschen an die Scheibe und ließ mich nur noch mehr in meine Gedanken versinken.
Was war heute nur in mich gefahren das ich so unkontrolliert war?
War es der Schmerz den ich seit ein paar Tagen nur ungern verspürte?
Vielleicht war ich einer Beziehung mit Natasha einfach nicht gewachsen. Ich war zu schwach um ihrem Temperament standzuhalten.
Nein, so dufte ich nicht denken.
Ich würde es zumindest noch ein paar Tage probieren wie es sich entwickelt zwischen Natasha und mir und dann könnte ich immer noch entscheiden ob es sich lohnt diesen Schmerz zu durchleben. Drei Tage werden wir in London sein. Drei Tage fast mit ihr allein. Die Frage ob es gut enden wird schwirrte andauernd wieder durch meinen Kopf.

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Hiii! Ich war wirklich überrascht wie sehr ihr das letzte Kapitel doch gemocht habt, weil ich wollte einfach mal etwas Neues ausprobieren und wusste aber nicht genau wie es bei euch ankommen würde. Dankeschön für euer ganzes Feedback bei dem letzten Kapitel. :)
~Lea <3

The New Assistant to Miss Potts [N.R. Story]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt