K A P I T E L 33

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Song Empfehlung:
Paranoid von Black Sabbath

E l i z a b e t h

Was ist nur in mich gefahren? Was habe ich mir nur dabei gedacht? Es ist ein Impuls gewesen. Besser könnte ich es nicht beschreiben. Ich habe mich so fehl am Platz gefühlt, zwischen den ganzen Leuten. Sie waren fremd und draußen war es kalt. Natürlich ist diese Entscheidung egoistisch gwesen, doch ich hasse es, wenn meine Brüder streiten. Früher war das nie so. Bis zu dem einen Tag, der alles verändert hat. Ich würde so viel geben, um zu wissen, was zwischen den beiden passiert ist. So gerne würde ich den beiden helfen. Nichts würde ich lieber sehen, als die beiden wieder in Frieden zusammen. Es schmerzt, sie so zu sehen. Alex so wütend und hasserfüllt und Edward... Er ist so kalt und doch sehe ich ab und zu so etwas wie Schuld. Doch Schuld wofür?
Ich sehe ihn an, so wie er mich. Mich sollte es beängstigen, dass er losfährt, ohne auf die Straße zu sehen, doch seine Augen geben mir die Sicherheit, die ich brauche und nur bei ihm fühle. Als sein Blick wieder auf die Straße gerichtet ist, atme ich aus. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass ich ihn überhaupt angehalten habe. Ich beobachte ihn, jede Reaktion in seinem Gesicht, seine geschickten Hände, wie sie das Lenkrad halten und gleichzeitig flüssig schalten. Ich kenne das Auto, mit dem wir fahren. Es klingt albern, aber früher bin ich eifersüchtig auf diesen Wagen gewesen. Er hat manchmal mehr Zeit mit diesem Auto verbracht als mit mir. Auch ist dies das erste Mal, dass ich drinsitze. Das hat er mir immer strengstens verboten. Alex Auto ist ähnlich, nur weiß und er hat es nicht wie Edward selber aufgemotzt, sondern von unserem Vater gekauft bekommen. In diesem Aspekt haben sich die beiden schon immer unterschieden. Alex wollte immer das, was Edward hatte, aber er wollte dafür keinen Handschlag machen. Es ist offensichtlich, dass er von unserem Vater verwöhnt wurde. Während Edward von ihm streng erzogen wurde, wurde Alex verhätschelt. Jedoch habe ich nie, auch nicht eine Sekunde, jemals bei ihm so etwas wie Neid gesehen. Er ist froh für das gewesen, was er hatte. Ich weiß nichts von der Zeit, bevor er adoptiert worden ist, nur, dass er es auch nicht unbedingt viel besser hatte als ich. Er hat mir jedoch nie erzählt, dass ihm irgendwie Gewalt widerfahren ist. Doch Schmerz muss nicht immer körperlich sein. Edward ist wohl nicht ohne Grund ein sehr verschlossener Mensch. Aufmerksam sehe ich auf die schwach beleuchteten Straßen vor uns. Ich habe nie genau gewusst, dass die beiden so einem Hobby nachgegangen sind. Natürlich tauchten ab und zu solche Wortfetzen auf, doch mich hat es nie interessiert. Wenn Edward abends mit dem Auto weggefahren ist und erst spät in der Nacht wiederkam, hat er mir erlaubt in seinem Zimmer zu schlafen, damit ich mir keine Sorgen mache. Das habe ich auch nie, da mich sein allgegenwärtiger Duft so stark eingelullt hat, dass ich sofort eingeschlafen bin und erst wach wurde, als er nachts zurückkam und mir einen Kuss auf den Kopf gab, nachdem er sich meistens auf den Boden zum Schlafen gelegt hat. Mich hätte es nie gestört, wenn er mit ins Bett gekommen wäre, aber das wollte er nie.
Es ist erstaunlich, wie er die anderen Fahrer überholt, die wirklich brutal fahren. Es sind kaum andere Autos auf der Straße und wenn doch, wird einfach an den vorbeigefahren. Ob die Ampeln rot anzeigen, ist unwichtig. Es ist erstaunlich interessant Edward dabei zu zusehen, wie er dieses Rennen fährt. Sein Gesicht wirkt angespannt, aber auch irgendwie entspannt. Seine Muskeln sind definitiv angespannt und seine Beine agieren schnell, um auf die Kupplung zu treten oder voll aufs Gaspedal. Es ist unglaublich anziehend, wie einfach und fast schon filigran er dies ausführt, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Sein Blick ist kühl, stechend und tödlich. Man sieht definitiv sein Ziel und mich erschreckt seine nicht vorhandene Sorge. Nein. Mich erschreckt, dass ich gar kein Gefühl sehe. Nicht einmal die Wut, die eben noch so präsent war. Er reagiert wie gesteuert. Sein Ziel ist klar und nur darauf ist er fokussiert. Wo es bei ihm an der Sorge fehlt, breitet sich bei mir nur noch mehr davon aus und dazu kommt die einehmende Angst, denn von weiter weg höre ich Sirenen. Und ich schätze, die sind nicht nur auf Streife. Ohne es zu merken, fange ich an zu zittern und klammere mich an den roten Gurt, der sich um meinen Körper schlingt. Mein Herz scheint beinahe zu explodieren, als ich auf sein Tacho schaue. Wir sind jetzt schon schneller, als ich je mit jemanden gefahren bin. Vielleicht sind über zweihundert bei einem Autorennen nicht viel, aber mir macht es tierische Angst. Trotz alledem können irgendwelche Leute auf die Straße laufen und Edward würde bestimmt nicht mehr rechtzeitig reagieren können. Die Häuser ziehen nur so an mir vorbei und wir kommen einem Industriegelände immer näher. Jedoch verfliegt meine Hoffnung auf ein Ende, als die vor uns um die Kurve driften und nur knapp am Zaun vorbei. Oh Gott, das macht er doch jetzt nicht auch? Und natürlich macht er ganz genau das, jedoch mit so einer Gelassenheit, dass ich ihn anbrüllen könnte, weil mich das zutiefst aufregt. Hinter uns sehe ich die vielen Blaulichter. Ein paar haben sie bereits eingeholt und aufgehalten. „Eddie! Fahr' schneller, die Cops sind hinter uns!", kommt es tatsächlich aus meinem Mund. Nie im Leben hätte ich gedacht so etwas jemals zu sagen. Edward wirft einen angespannten Blick in den Rückspiegel, ehe er wieder schaltet, um eine Kurve driftet und schnell wieder weiterfährt. Der Tacho steigt und steigt und wir sind außerhalb von Gut und Böse. Gott verdammt! Ich verstehe jetzt, warum er mich nicht dabei haben wollte. Hektisch atme ich ein und aus, da ich langsam wirklich Todesangst verspüre. Er weiß schon, was er tut, er weiß schon, was er tut. Ja, er weiß, was er tut.
Er weiß doch, was er da tut?
Plötzlich spüre ich da eine Hand auf meinem Bein und auf einmal höre ich weder das laute Radio, noch die Sirenen oder meinen lauten Herzschlag. Es ist leise. Fast schon stumm. Mein Blick gleitet zu Edward, dieser schaut nur auf die Straße. Er hat meine Angst bemerkt. Natürlich hat er das. Seine kräftige Hand auf meinem Bein beruhigt mich, wie es keine andere könnte. Ist es falsch, daran zu denken, wie verdammt heiß er genau diesem Moment aussieht und wie geil mich das macht. Gott, mich verstören meine Gedanken gerade selbst. Doch kann ich nichts dagegen tun, wie rot ich werde und meine Gedanken verrücktspielen. Meine Hand wandert wie von selbst auf sein Bein. Überrascht sieht er kurz zu mir. Als er meinen Blick sieht, der wohl ganz verklärt sein muss, schluckt er. Er richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße, nimmt seine Hand nur von meinem Bein, um zu schalten. Mir ist jedoch sehr klar, dass seine Hand jedes Mal weiter hoch wandert und das macht mich verrückt. Bin ich verrückt? Sind wir es? Wir werden gerade von der Polizei verfolgt, die wir versuchen abzuhängen und wollen ein Rennen gewinnen, während wir mit einer unmenschlichen Geschwindigkeit durch die dunkle Nacht rasen. Und alles, an was ich denken kann, ist seine Hand auf meinem Bein, wie sie meiner Mitte immer näher kommt. Meine Hand tut es seiner gleich, nur, dass ich als erstes den Weg zwischen seine kräftigen Beine finde. Es überrascht mich ehrlich, zu fühlen, wie hart er ist. Bisher habe ich das nie und anders als das es mich verstören sollte, erregt es mich nur noch mehr. Als ich ihn dort berühre, sehe ich, wie er sich noch heftiger ins Lenkrad krallt. Wir sind jetzt mittlerweile auf dem dritten Platz und können schon Alex sehen, wie er mit seinem weißen Auto auf der Nummer eins ist. Wir sind nicht mehr weit entfernt, dass wir wieder am Anfang rauskommen. Die Nummer zwei überholt er mit Leichtigkeit und kommt unserem Bruder immer näher. Es ist so spannend, dass mein Herz wieder anfängt wie verrück zu rasen. Gespannt verfolge ich das Kopf an Kopf Rennen von den beiden. Als dann Ed neben ihm ist und das Ziel nur noch ein Kilometer entfernt, sehe ich zu Alex rüber. Er schaut zu uns und sein Gesicht ist wutverzerrt, doch liegt Ed's Blick nur auf der Straße. Und dann plötzlich sieht er zu unserem Bruder rüber. Er zwinkert ihm zu, ehe er noch viel schneller wird und ihn sofort überholt. Wir brettern durchs Ziel, die Leute jubeln, doch anders als gedacht, hält Edward nicht an, nein, er fährt weiter, bis er in ein leerstehendes Parkhaus hineinfährt. „Was machen wir hier?", meine Stimme ist nicht mehr als ein Fiepen. Wir fahren immer weiter hoch, bis wir auf dem Deck ankommen und eine Sicht über die ganze Stadt haben. Seine Reifen quietschen als er anhält. Kräftig atmet er ein und aus. Krallt sich mit beiden Händen ins Lenkrad. Es ist still, selbst das Radio ist stumm. Nur sein lauter Atem ist zu vernehmen. Doch dann ruckt sein Blick zu mir und die Zeit steht still. Reflexartig schnallen wir uns ab, ehe wir uns wortwörtlich um den Hals fallen. Ich presse meine Lippen kräftig auf die seine. Koste von seinem einzigartigen Geschmack und sauge alles in mir auf. Seine Zunge drängt sich ohne Erlaubnis in meinen Mund und umschlingt die meine. Es ist so unfassbar erregend, dass ich mir ein Keuchen nicht unterdrücken kann. Ungeschickt klettere ich über die Armatur, rüber auf seinen Schoß. Er stöhnt, als ich mich mit meiner Hüfte gegen seine presse. Ich spüre seine Erregung, die stark gegen meine Mitte drückt. Er küsst sich runter zu meinem Hals, an dem er heftig saugt und als Entschuldigung darüber leckt. „Edward...", keuche ich und rolle mein Becken über seins, was ihn knurren lässt. Seine Hände wandern unter meinen Pullover und drücken mich noch näher an sich. Ich spüre seine breite, muskulöse Brust an meiner. Kann jede Faser spüren, und ich bin vor Erregung bis zum Zerreißen gespannt. Der Raum ist erfüllt von unserem Keuchen und Stöhnen. Die Erregung von uns beiden liegt schwer in der Luft, gesäumt mit seinem Duft, lässt sie mich in andere Sphären tragen. Wie sehr ich diesen Moment liebe... „Ellie", stöhnt er, als ich mich fester an ihn reibe. Es ist falsch, so falsch. Oh Gott, es ist so richtig, so richtig. Seine kräftigen Hände wandern zu meine Brüste und streichen darüber. Keuchend recke ich mich ihm entgegen und genieße seine Berührungen. „Ellie... Ellie... Ellie...", wiederholt er meinen Namen flüsternd. Er packt mich an der Hüfte und presst mich noch näher an sich, während unsere Lippen wieder aufeinander prallen und sich lieben. Oh Gott. Ich kann nicht beschreiben, was für ein unfassbar schönes Hochgefühl mich überschwemmt. Ich will das hier. Ich will all das hier und nur mit ihm. Meine Hände krallen sich in sein Haar, was schon heftig durchwühlt ist. Er neigt sich zu mir vor, um noch kräftiger seine Lippen gegen meine zu bewegen. Ich liebe es. Und seine Zunge... Oh Mann, sie bringt mich beinahe um den Verstand. Es ist, als hätten wir Angst, dass dies hier irgendwann ein Ende hat, als hätten wir Sorge uns zu entgleiten. Ab diesem Moment habe ich den Entschluss gefasst, egal was zwischen uns steht, ich will das nicht aufgeben. Nein, niemals. Denn hier gehöre ich hin. Ich bei ihm.
Erschrocken zucken wir zusammen, als jemand gegen unsere Scheibe schlägt und ein Security Typ mit einer Taschenlampe in unseren Wagen leuchtet. Langsam lässt Ed das Fenster runter. „Verschwindet hier", brummt der ältere Mann nur genervt. „Ja, Sir", sagt Edward und fährt das Fenster wieder hoch. Plötzlich fange ich an zu kichern und lehne mich gegen seine Schulter. Nur leicht höre ich ihn auch lachen. Oh Gott, wie peinlich...

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