K A P I T E L 52

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Song Empfehlung:
Fine Line von Harry Styles

E l i z a b e t h

Die Sonne scheint penetrant auf uns hinab. Trotzdem fröstle ich und reibe mir meine Arme. Es ist windig hier auf dem still gelegten Flugplatz. Nur noch sehr selten wird er für Privatflieger genutzt. Ich kann nicht beschreiben wie ich mich fühle, was ich überhaupt fühle. Angst... ja, diese ist präsent und nimmt mir die Luft zum Atmen. Agent Adams steht neben mir und hält mich am Arm fest, als hätte er die Befürchtung, ich würde weglaufen. Doch ich wäre dazu überhaupt nicht in der Lage. All meine Kraft konzentriert sich jetzt drauf, nicht zusammenzubrechen. Noch immer bin ich mit all den Eindrücken der vergangenen Stunden vollkommen und endlos überfordert. Ein stetiges Beben schüttelt meine Glieder, was den Agent skeptisch die Augenbrauen erheben lässt. „Keine Sorge, wir werden Sie ihm nicht übergeben", sagt er und denkt mich damit aufmuntern zu können. Fakt ist jedoch, dass ich alles dafür geben würde, jetzt Edward neben mir zu wissen. Meine Geschwister sitzen sicher im Auto, da sie fest darauf bestanden haben mitzukommen. Die unzählige Agenten und Cops um uns haben ihre Waffe gezogen und sind bereit auf das, was auch immer als nächstes folgen wird. Die Stille ist greifbar und wirkt so penetrant laut in meinen Ohren. Keiner weiß, was jetzt passiert, nur, dass es gleich soweit sein muss. Am liebsten würde ich in Tränen ausbrechen, da mich das alles emotional mehr belastet als gut für mich wäre.
Ein lautes Piepen lässt mich zusammenzucken. Die Zeit ist abgelaufen. Wie aufs Stichwort kommt von der uns gegenüberliegenden Seite ein schwarzes Auto angerast. Die Scheiben sind verdunkelt und die Reifen quietschen laut, als es zwanzig Meter vor uns stehen bleibt. Sofort richten alle ihre Waffen auf den Wagen und die Angst, sie würden auf ihn schießen, schnürt mir die Kehle zu. Heftig klammere ich mich an meiner Latzhose fest. Mein Haar weht wie ein Vorhang zur Seite. Ich fühle mich, als würde ich vor einem Abgrund stehen, ohne jegliche Möglichkeit zu entkommen. Noch immer sagt niemand irgendwas, die Stille umschlingt uns alle, bis plötzlich die Tür geöffnet wird und zwei Personen auf der Beifahrerseite aussteigen. Man kann sie nur erahnen, da sie halb vom Auto verdeckt werden. Keine Sekunde später kommen die zwei Männer nach vorne. Heftig sauge ich die Luft in meine Lungen, da ich gar nicht bemerkt habe, wie ich den Atem angehalten habe. Eine Träne läuft meine Wange hinab. Dieses Bild, das sich vor mir erstreckt, steht im starken Kontrast zu dem, was ich eigentlich in ihm sehe. Er ist ein Held, ein Beschützer, ein guter Mensch!
Doch dieser Mann... Edward... er hält dem Agent vor sich eine Waffe an den Kopf. Unbewaffnet hält dieser seine Hände nach oben und schaut kühl zu seinem Vorgesetzten. Ein enges, schwarzes T-Shirt verdeckt Ed's Oberkörper. Doch er scheint keine weitere Waffe an sich zu tragen, nur die eine, die an den Kopf des Mannes vor ihm gepresst wird. „Mr. Jonas", begrüßt ihn Adams neben mir. Verängstigt starre ich auf den Boden, als ich bemerke, dass sein Blick schon die gesamte Zeit auf mir liegt. Edward erwidert darauf nichts, starrt mich weiterhin an. Was soll das alles? Er hat keinerlei Chance zu entkommen. Sie sind in der Überzahl. Wieso hat er sich nicht einfach in Sicherheit gebracht? Warum das alles? „Adams", brummt dann Edward doch zur Begrüßung und richtet nun seinen eisernen Blick auf ihn. „Sehen Sie sich um, wir sind in der Überzahl, geben Sie auf und stellen Sie sich." Ed schnauft abfällig und schupst Rodriguez weiter vor. Sofort rucken die Pistolen wieder nach oben. Oh bitte nicht! „Was haben Sie gedacht? Wir werden Ihnen nicht einfach Ihre Schwester geben, damit sie Ihnen das gibt, was Sie anscheinend so sehr wollen", knurrt er und Edward grinst. So kühl und ohne jegliche Emotion, dass ich erschaudere. „Nein, sicher nicht."
„Sie sollten sich schämen, Ihre Schwester in all Ihre Machenschaften mit reinzuziehen." Rückartig sieht Edward wieder zu mir und unsere Blicke treffen zum ersten Mal wieder aufeinander. Ängstlich, außer mir vor Sorge und verunsichert, sehe ich zu ihm. Aus den zwei verschiedenen Augenfarben kann ich keinerlei Gefühl erkennen. Nichts was drauf hindeutet, dass er noch immer der ist, in den ich mich verliebt habe. So tief und innig, dass ich niemals wieder eine andere Person lieben könnte. Am liebsten würde ich ihn unter Tränen schütteln und ihn fragen, ob ich mich wirklich so in ihm getäuscht habe. Hart schlucke ich, als sich noch immer nichts in seinem Gesicht rührt. Tränen benetzen meine Wangen, Tränen, die er sieht, die ihn jedoch nicht berühren zu scheinen, wie sie es sonst immer getan haben. Ist das überhaupt noch Edward? Da ich es einfach nicht mehr ertrage, breche ich den Blickkontakt ab. Meine Lippe bebt, da ich hier nun wirklich nicht Rotz und Wasser heulen will, auch, wenn mir danach zumute ist. „Sie haben keine Ahnung", sagt er ihm. Ich habe auch nie eine Ahnung gehabt. Anscheinend bin ich doch blind für alles um mich herum gewesne. Es ist, als würde es jetzt ganz klar auf der Hand liegen und doch... doch kann ich es nicht akzeptieren. Ich kann einfach nicht. Nach all den Jahren kann ich mich einfach nicht so sehr in ihm getäuscht haben. Das ist doch unmöglich... oder? „Legen Sie die Waffe nieder und kommen Sie mit erhobenen Händen zu uns", befehlt ihm der Agent neben mir. „Das-", wollte Edward anfangen, wird aber durch ein Klingeln seines Telefons unterbrochen. Verwundert sehen alle zu ihm, als er drangeht, aber nichts sagt. Lediglich die Person am Hörer redet mit ihm. Die Spannung, die um uns herrscht, ist greifbar. Als Edward auflegt, starrt er kurz auf das Handy, ehe er es wieder in der Tasche verschwinden lässt.
Und dann passiert etwas, womit ich nie im Leben gerechnet habe. Edward schmeißt seine Waffe weg und kniet sich ergebend auf den Boden. Der Agent neben mir lässt mich los, um zu Rodriguez zu eilen und ich renne ohne drüber nachzudenken einfach los, während mir die Beamten hinterherrufen, ich solle sofort zurück kommen. Auch Adams' alarmierten Blick ignoriere ich, denn das alles nehme ich nur noch in Zeitlupe wahr. Mein Herz hämmert in meiner Brust, weist mir den Weg und sagt mir, dass dies hier richtig ist. Dass ich zu ihm muss. Im Augenwinkel sehe ich, wie meine Geschwister anscheinend doch ausgestiegen sind und Alex nun auch auf mich zu rennt, doch mir ist es egal. Der Wind weht durch mein Haar und die Sonne erscheint mir nun so viel angenehmer. Überrascht sieht Edward zu mir, als ich auf ihn los eile und er mir stumm mitteilt, dass ich es nicht machen sollte. Doch ich kann einfach nicht anders. Heftig schmeiße ich mich in seine Arme und knie mich vor ihm hin. Fest kralle ich mich in sein T-Shirt und presse mich an ihn. Es ist wie ein Aufprall, eine Vereinigung, eine Unendlichkeit, die mich wieder vollkommen fühlen lässt. Als seine Arme sich auch um mich legen, atme ich erleichtert aus. „Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr", flüstere ich immer wieder, um mir seiner Anwesenheit vollständig klar zu werden und um ihm zu zeigen, dass ich ihn noch immer vollkommen vertraue. Edward nimmt mein Gesicht in die Hände und sieht mich an. „Für immer", sagt er nur, ehe er seine Lippen fest auf meine presst. Wissentlich, dass uns jeder sieht und auf uns zueilt, doch wie könnte ich diesen Kuss nicht erwidern. Mit all meiner Liebe und Sehnsucht. Denn egal was passiert, was uns auseinander treibt. Unsere Liebe wird auf ewig bleiben.

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