K A P I T E L 44

16.3K 445 17
                                    

E d w a r d

Fuck. Fuck. Fuck. „Es tut mir leid", murmelt sie und sieht aus dem Fenster. „Das sollte es nicht. Es ist meine Schuld. Ich ging einfach davon aus, dass du... fuck." Wütend auf mich selbst schlage ich gegen mein Lenkrad. Wie hat das nur passieren können? Es ist meine Aufgabe für ihre Sicherheit zu sorgen und vergesse so etwas Elementares. Das Letzte, was ich wollen würde, ist, dass sie schwanger wird. Sie hat noch ihr ganzes Leben vor sich, davon abgesehen, wäre ich kein guter Vater. Eines der Dinge, auf die ich nicht besonders erpicht bin in meinem Leben zu erreichen. Ich könnte dem Kind einfach kein schönes Leben bieten, dafür bin ich zu kaltherzig. Einzig bei Ellie schaffe ich es, diese Fassade ab und zu fallen zu lassen. Doch auch dies verlangt mir einiges ab. Ruckartig halte ich vor der Apotheke und sehe zu Ellie. „Ich bin gleich wieder da." Sie nickt schwach, ehe ich aus dem Auto steige und den Laden betrete. Weiß, kalt und sauber. Überall liegen diverse Produkte herum, doch ich laufe geradewegs zu der Frau hinter der Kasse. Neugierig mustert sie mich und schluckt, während sich eine klar sichtbare Röte über ihre Wangen breitet. „Hallo, was kann ich für Sie tun?", sie wirkt schüchtern und meidet meinen Augenkontakt. Na super. „Die Pille danach", brumme ich und sehe sie kalt an. Überrascht zuckt ihr Blick dann doch hoch. Ihre Röte wird nur noch intensiver. „E-Es tut mir leid, aber dies k-können wir nur an I-Ihre Frau ausgeben. Das ist Vorschrift." „Wieso das denn?" „Damit sie sich der Nebenwirkung und der Einnahme sicher ist. Außerdem müsste sie noch etwas ausfüllen." Genervt fahre ich mir über die Augen. „Schön", knurre ich, verlasse die Apotheke wieder und sehe Ellie nervös vorm Auto stehen. Mit großen Augen sieht sie mich erwartend an. „Tut mir leid Kleines, aber du musst mit rein." „W-Was?" „Schon gut, ich komme mit." Schwach nickt sie und atmet tief durch. Mir tut es so unendlich leid, dass sie durch diese unangenehme Situation nur wegen mir muss. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass sie die Pille nimmt, doch das ist dumm gewesen. Sanft nehme ich ihr Kinn zwischen meine Finger und hebe ihren Kopf leicht an. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht, ehe ich einen kleinen Kuss auf ihre Lippen platziere. Sehnsüchtig versucht sie mir mit offenem Mund wieder näher zu komme, was mir ein kleines Lachen beschert. Flatternd öffnet sie wieder ihre Lider. „Na komm." Meine Hand greift nach ihrer und zusammen gehen wir wieder in die Apotheke. Die Frau, etwas jünger als ich, sieht unfassbare neugierig auf Ellie, die es einfach nicht schafft vom Boden aufzusehen. Laut räuspert sich die Frau und ist jetzt im Besitz von Ellie's ungeteilter Aufmerksamkeit. „Nun... Sie sind dann die..." Unschlüssig sieht Ellie zu mir und ich nicke nur aufmunternd. „D-Die... Freundin", flüstert sie. Die nächsten zwei Minuten erzählt die Apothekerin ihr noch alles Wichtige über die Einnahme und die Nebenwirkungen. Zum Schluss kommt sie zu einem Formular und ich bin noch nie glücklicher gewesen als in diesem Moment, dass wir alleine sind. „Wann hatten Sie zuletzt ihre Regelblutung?", fragt sie Ellie. „Äh... z-zwei Wochen?", murmelt sie. „Wissen Sie es oder denken Sie?" Wirklich außerordentlich einfühlsam. Am liebsten würde ich der Frau den Kopf umdrehen. Sieht sie nicht, wie unangenehm das Ellie ist? „Ich... weiß es." „Gut", brummt die Frau. „Was ist der Grund, warum Sie auf die Pille Danach zurückgreifen? Also geplatztes Kondom oder..." „Ist das denn wirklich wichtig?", frage ich die Frau kühl und sofort zuckt ihr Blick zu mir. Sie nickt hektisch und zeigt mir den Bogen, wo doch tatsächlich diese Frage steht. Oh Mann... „Das Kondom ist gerissen", lüge ich die Frau an, weil es sie absolut nichts angeht. Tiefe Röte breitet sich sowohl bei Ellie als auch bei der Frau aus. Sie fragt noch einiges, ehe sie uns das Ding endlich verkauft und ich ihr meine Karte reiche. „Ich bezahle die Hälfte", meint Ellie leise und sieht mich eindringlich an. Ernst richte ich meine Augen auf sie und sie weiß sofort, dass ich ihr Geld nicht annehmen werde. Unsicher sieht die Apothekerin zwischen uns hin und her. „Eddie...", murmelt sie. „Keine Widerworte, Elizabeth", brumme ich und verschränke die Arme vor der Brust. Ich bin wütend auf mich selber. Ja, beinahe rasend, da ich diese ganze Situation selber zu verantworten habe. Als wir dann endlich die Apotheke verlassen können, atme ich seufzend aus und setze mich mit ihr ins Auto. Eine Zeit ist es still zwischen uns. „Es tut mir leid", entschuldige ich mich bei ihr. „Was tut dir denn leid?", verwirrt sieht sie mich an. „Es ist meine Schuld und das weißt du auch." „Ich hätte es dir sagen sollen...", murmelt sie und holt die Tablette raus. „Es ist meine Aufgabe dich zu beschützen, vor allem." Schwach lächelnd sieht sie zu mir. „Du kannst mich nicht immer vor allem beschützen." „Ich kann und werde", knurre ich, da für mich etwas anderes überhaupt nicht in Frage kommt. Aus dem Schubfach reiche ich ihr eine Flasche Wasser. Sie betrachtet die kleine Tablette zwischen ihren Fingern. „Du... Du musst sie auch nicht nehmen", kommt es plötzlich über meine Lippen. Fuck, was machst du da? Überrascht zuckt ihr Kopf zu mir rüber. „Ich meine... es muss ja nicht heißen, dass du von dem einen Mal schwanger wirst. Die Tablette hat echt viele Nebenwirkungen und ich fühle mich nicht wohl dabei, dich dies auszusetzen", sage ich und streiche abgelenkt über mein Lenkrad. „Was ist, wenn ich schwanger werden würde?", flüstert sie dann. Ja, Edward, was dann? Hm? Fuck! Ich will kein Kind. „Ich werde dich bei allem unterstützen. Egal was passiert." „Wirklich? Also würdest du ein Kind mit mir wollen?" Laut atme ich aus und sehe aus der Frontscheibe. „Ich... Ellie, ich bin nicht dafür gemacht Kinder zu haben. Ich wäre sicherlich kein guter Vater", seufze ich. „Warum denkst du das?" „Das weißt du." Sieh mich doch nur an. Sieh mich an, was ich getan habe. Bei den Dingen, bei denen du mich schon erwischt hast. Dinge, von denen du nur die Hälfte weißt, denn ich wüsste nicht, wie du reagierst, wenn du alles wüsstest. Ich hätte Angst dich zu verlieren. Ich bin abgefuckt, in mehr als nur einem Punkt. Ein Kind wäre bei mir nicht gut aufgehoben. Kurz scheint sie durch mich durchzusehen, als würde sie sich an etwas erinnern, ehe sie schnell die Tablette schluckt und an der Flasche nippt. Auch, wenn es besser so ist, versetzt es mir doch einen Stich. Das ist so absurd! Das ist doch das, was du gewollt hast. Was hast du gedacht? Fuck. „Du wärst ein großartiger Vater, Edward. Und ich will, dass du irgendwann der Vater meiner Kinder wirst, doch nicht jetzt. Ich bin noch zu jung und es passiert gerade einfach zu viel, als dass ich damit klarkäme. Ich liebe dich, so sehr, dass mich der Gedanke, ein Kind von dir zu haben, irgendwie beflügelt und beruhigt, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt." Ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll. Wie ich mich verhalten soll. Sie will... Sie... später? Sie... denkt an eine Zukunft mit mir? Fuck. Mein Herz rast und mein Bauch kribbelt, was ich bis heute nicht abkann. „Okay", sage ich nach einiger Zeit. Erst sieht sie mich enttäuscht an, ehe sie laut anfängt zu lachen und mich damit nur noch mehr aus dem Konzept bringt. „Du musst mal dein Gesicht sehen. Es scheint, als könntest du dich zwischen Freude und Panik nicht entscheiden." Ertappt kratze ich mich am Kopf und starte den Wagen. „Ja...", ich räuspere mich, da mir das alles irgendwie peinlich ist. „Lass uns was zum Essen holen, die anderen freuen sich bestimmt darüber", murmle ich und noch immer kichert sie. „Ich liebe dich, Eddie", breit grinst sie zu mir rüber. Ich antworte nicht, denn sie weiß, dass ich ihre Liebe bedingungslos erwidere, deswegen erwartet sie auch keine und fährt das Fenster auf ihrer Seite runter, um die Sonnenstrahlen zu genießen, die auf ihren hinaushängenden Arm fallen.
Ein Kind! Von Mir! Fuck.

My Hero. Where stories live. Discover now