K A P I T E L 38

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Song Empfehlung:
What Would It Take von
Anderson East

E d w a r d

„Es ist mir eine Ehre Sie kennenzulernen", beteuert mir ein älterer Mann. „Danke, Sir."
Wieso ist es ihm eine Ehre? Was habe ich denn schon so tolles getan? Innerlich brumme ich. Schon seit einer Stunde werden mir irgendwelche Personen vorgestellt, die mir nicht unwichtiger sein könnten. Immer wieder werfe ich einen Seitenblick über meine Schulter und suche Ellie in der großen Halle. Sie scheint sich prächtig mit meinen Jungs zu verstehen, die ihr jetzt irgendwelche Witze zu erzählen scheinen. Es ärgert mich, dass sie anderen Männern ihr Lachen schenkt. Natürlich ist das Schwachsinn, denn meine Jungs würden sich nie an sie ranmachen. Dafür wissen sie zu genau, wie viel sie mir bedeutet. Immerhin habe ich monatelang ihr Foto mit mir geschleppt. Selbstverständlich haben sie den ein oder anderen Blick von ihr erhascht oder einfach gelauscht, wenn ich mit Bobby über sie geredet habe. Neugierde ist bei meinen Jungs vorprogrammiert. „..., wenn Sie wollen, können Sie ja mal an unserem Kongress teilnehmen." „Das würde ich sehr gerne, Sir. Würden Sie mich entschuldigen?" Er lächelt und nickt. Endlich bin ich frei. Geradewegs gehe ich zu Ellie, werde aber von Tessa aufgehalten. „Tessa!", sage ich überrascht. Sie habe ich ewig nicht gesehen. „Der goldene Junge. Oder doch eher schwarz? Wie waren die Jahre ohne mich?", grinst sie. Überrascht stelle ich fest, dass sie auch eine Uniform trägt. „Einsam natürlich", sage ich sarkastisch. „Du dienst? Seit wann?" „Ach, noch nicht lange. Ich bin ein Jahr nach dir beigetreten. Das FBI war mir zu langweilig", brummt sie und trinkt von ihrer Früchtebowle. „Wirklich?" „Ja... und bei dir? Habe gehört, du unterrichtest jetzt, konnte es gar nicht glauben." Ich zucke mit den Schultern. „Mache ich nur nebenbei. Ist nichts
Dauerhaftes." „Dachte schon, du bist ein Langweiler geworden", kichert sie. „Du weiß, das ist unmöglich", ich grinse vielsagend. „Weißt du noch... in Mexiko?" „Natürlich." „Gott, das waren noch Zeiten. Wir waren ein gutes Team." „Ja, das waren wir." Kurzzeitig schwelgen wir in Erinnerungen, ehe ich mich von ihr verabschiede. „Wir sehen uns bestimmt bald wieder." „Aber sicher, Jonas, wenn nicht sorge ich dafür", pflichtet mir das kleine, aber stolze Mädchen bei. Schmunzelnd nehme ich meinen Weg wieder in Richtung meiner Liebe auf. „...und dann hat er uns einfach zusammengeschissen. Es war doch nur ein kleiner Streich!", beschwert sich Kai. „Von wegen kleiner Streich", brumme ich und sofort drehen sich meine Männer zu mir um und stehen aufrecht. „Sir", nicken sie mir zu. „Schon gut, ich gebe euch keine Befehle mehr", ich klopfe Kai auf die Schulter. „Sie wissen, dass wir Ihnen trotzdem überall hin folgen würden", sagt Aiden und die anderen nicken kräftig. Tatsächlich erwärmt mir das mein Herz. „Ich hoffe, sie gingen dir nicht auf die Nerven", sage ich nun an Ellie gerichtet. Sie schüttelt kräftig mit dem Kopf. „Nein, ganz und gar nicht. Sie waren sehr lieb." Es müsste bald soweit sein, dass ich dieses elendige Ding bekomme. Ich setze mich neben Ellie auf die Bank. „Soll ich dir was zu trinken holen?" „Nein, nein, schon gut. Die Jungs haben sich bereits fleißig darum gekümmert." Dankend sehe ich meine Männer an. Die sich peinlich berührt am Hinterkopf kratzen. Sie sind ihr bereits alle verfallen. Ich sehe es ihnen an. Wenn doch nur Ellie wüsste, was für eine Auswirkung sie auf Männer hat. Es ist wirklich erstaunlich, dass sie davon absolut keine Ahnung hat. Wirklich niedlich wie unschuldig sie ist. Sie lehnt sich an mich und lässt ihren Blick durch die Menschenmenge gleiten. Ich lege einen Arm um sie und spende ihr Wärme. Im Augenwinkel sehe ich, wie sich die Jungs ein Lachen verkneifen müssen und ich sehe sie streng an. Wehe ihr verliert darüber auch nur ein Sterbenswörtchen.

~

„...und für Ihren selbstlosen Entschluss all diese Männer zu retten, verleihe ich Ihnen hiermit den Silver Star." Das höchste Tier hier im Raum verleiht mir diesen Orden. Er fühlt sich schwer an und irgendwie so falsch. „Sie sind ein Held für ihr Land und ihre Mitmenschen. Möge Gott Sie beschützen", er reicht mir die Hand, die ich kräftig schüttle. „Danke, Sir." Laut klatschen die Menschen um mich. Dieser Moment könnte einfach nicht unangenehmer für mich sein. Die Leute kommen auf mich zu, bedanken sich bei mir, schütteln meine Hände und sehen zu mir auf, als hätte ich den globalen Weltfrieden gebracht. Lächerlich. Der Blick von Ellie lässt jedoch so etwas wie... Stolz in mir hochkommen. Denn ihr Blick ist so voller Liebe, so voller Hochachtung, dass mir warm ums Herz wird. Wenn sie auf mich stolz ist, ist es mehr als ich mir je zu wünschen gewagt habe. Selbst Clair und Alex klatschen und sehen mich lächelnd an. Und das erste Mal seit Jahren sehe ich in Alex's Blick wieder etwas von Verehrung.

Die Zeit vergeht, es wird immer später, einige trinken Alkohol, unterhalten sich ausgelassen und feiern. Es tanzen sogar recht viele, die ihren Spaß haben. Meine Jungs haben Ellie schon den ganzen Abend in der Mangel und sie hat bisher mit jeden mehrmals tanzen müssen, was ich schmunzelnd hingenommen habe. Ich vertraue meinen Jungs, was das angeht. Im Krieg lernt man nun einmal den Menschen zu vertrauen, die einem zu dieser Zeit am nächsten sind. Wir haben ein Leben geteilt, die tiefsten Geheimnisse und Ängste. Wir haben Blut, Schweiß und Tränen zusammen vergossen. Sie werden immer meine zweite Familie bleiben. Ich habe nicht umsonst ihr Leben über meins gestellt. Alex scheint mit ein paar Männern Dart zu spielen und Clair tanzt schon die ganze Zeit mit einem jungen Soldaten, den ich nicht wirklich kenne, doch sie scheint ihren Spaß zu haben. Entschuldigend löse ich mich von den Frauen, die mich belagern und gehe zu meiner wunderschönen Elizabeth. Derek erzählt ihnen gerade etwas Lustiges, denn sie alle lachen laut. „Würdest du mit mir tanzen?", frage ich sie und halte ihr meine Hand hin. Mit großen Augen sieht sie zu mir auf, ehe sie mit roten Wangen bejaht. Meine Prinzessin. Ihre Hand gleitet in meine und ich ziehe sie auf die Tanzfläche. Ein langsames Lied wird abgespielt und ich lege meine andere Hand auf ihren Rücken. Sie schmiegt sich an meine Schulter, so wie ihre Hand. „Hast du Spaß?", flüstere ich. „Ja, sehr", ich spüre, wie sie lächelt. Angenehm wiege ich uns hin und her. Tief sauge ich ihren Duft in mich auf und genieße es mit ihr zu sein. Ich lehne mich noch etwas weiter zu ihr runter, um meine Nase in ihr weiches Haar zu vergraben. „Du siehst heute wunderschön aus, Elizabeth." Sie wird bestimmt gerade ganz rot „D-Danke. Du siehst auch toll aus." Ein Grinsen huscht über mein Gesicht. Sanft hauche ich einen Kuss auf ihr Ohr. Bestimmt ist sie jetzt wieder so süß verlegen, wie sooft. „Was ist das zwischen uns, Eddie?" „Alles was du willst, was es ist." „Und, wenn ich will..., dass es mehr ist, als es sonst immer war?" „Du weißt, du bekommst von mir alles, was du willst." „Wirklich?" Sie schaut zu mir auf und ich verliere mich in diesem Ozeanblau. „Alles", sage ich nur.
Die Zeit steht still, noch immer bewegen wir uns sanft und im Einklang mit der Musik. Ihre Wärme dringt zu mir und umschlingt mich.
„Ich will dich, Edward."

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