K A P I T E L 43

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E l i z a b e t h

Noch immer kribbelt mein ganzer Körper. Ich fühle mich so unfassbar glücklich und berauscht. Ganz spät abends sind wir dann gestern noch nach Hause gelaufen. Wir haben nicht viel geredet, uns ist beiden bewusst gewesen, dass es nie einen schöneren Moment zwischen uns gegeben hat.
Ich kann es immer noch nicht glauben! Ich habe... Sex mit ihm gehabt. Gott, er hat mich gestern entjungfert. Es wäre gelogen, würde ich sagen, es hätte nicht wehgetan, doch nach einiger Zeit ist es einfach nur noch schön gewesen. Sowas habe ich noch nie gespürt und ich kann es kaum erwarten dies zu wiederholen. Heftig erröte ich, wenn ich daran denke, dies zu wiederholen und noch so viel mehr... Kichernd kuschle ich mich in meine Kissen. Noch immer spüre ich ihn zwischen meinen Beinen, es ist ein angenehmer Schmerz. Nichts womit man nicht leben könnte. Er beruhigt mich auch irgendwie ... Er zeigt mir, dass ich das alles nicht nur geträumt habe. Wir sind echt gewesen. Echter als alles andere. Ich kann es einfach nicht erwarten. Am liebsten würde ich ihn einfach so, wenn er nach Hause kommt, überfallen. Wohl nicht mein bester Plan, aber es hat schon schlimmere gegeben. Seufzend blicke ich auf die Uhr. Es ist bereits Nachmittag und ich zergehe vor Sehnsucht und Langeweile. Ich will das Haus nicht verlassen, weil ich ihn auf keinen Fall verpassen will und ich bin viel zu hippelig, um mich auf irgendwas zu konzentrieren. Plötzlich kommt mir wieder das Geschenk von Clair zum Geburtstag in den Sinn und ich werde knallrot. Unentschlossen beuge ich mich über mein Bett und sehe darunter. Eine kleine Kiste steht dort versteckt. Zögernd will ich nach ihr greifen, halte aber noch mal kurz inne. Sie beißt schon nicht, Ellie! Seufzend ziehe ich sie hervor und stelle sie vor mir auf dem Bett ab. Eine Zeit lang betrachte ich die Holztruhe und kaue auf meiner Lippe rum, ehe ich sie einfach ruckartig öffne. Wie ein Pflaster, denke ich mir. Vorsichtshalber sehe ich nochmal zu meiner Tür, denn ich würde nichts peinlicher finden, als mit dem Inhalt der Truhe erwischt zu werden. Was hat sich Clair eigentlich dabei gedacht? Schüchtern sehe ich auf den pinken Dildo. Nie bin ich auf die Idee gekommen ihn zu benutzen. Viel zu peinlich. Mein Blick schweift auf die flauschigen Handschellen. Auf was für Zeug muss sie nur stehen, wenn sie mir sowas schenkt? Würde Edward... sowas gefallen? Es liegen noch eine Tube Gleitgel und Kondome in der Truhe. Belustigt betrachte ich die Kondome, auf deren Umhüllungen Einhörner drauf gedruckt sind. Das würde Edward sicher gefallen, denke ich sarkastisch. Als ich das flache quadratische Ding in die Hand nehme, kommt mir plötzlich die Erkenntnis. „Oh nein!" Schnell schmeiße ich es wieder in die Schachtel und verstaue sie sofort unter meinem Bett. Hektisch atme ich ein und aus. „Versuch dich zu erinnern!", fluche ich, doch ich schüttle nur mit dem Kopf. Aufgeregt springe ich auf und laufe in meinem Zimmer hin und her. „Dumm! Ich bin so dumm!" Wir haben nicht verhütet! Wie konnte das nur passieren? Wo ist nur mein Kopf geblieben? An sowas muss man doch denken! Verflucht! Schnell nehme ich mein Handy und google, was ich jetzt machen kann, denn ich bin nun wirklich nicht erpicht drauf, schwanger zu werden. Die Pille danach... Hm... Kosten? Ich klicke umher und suche weiter. Fünfunddreißig Dollar? Geschockt lese ich mir all die Nebenwirkungen durch, die dabei entstehen können. Shit. Das klingt wirklich gruselig. Mit zitternden Beinen gehe ich auf meine Sparbox zu und hoffe noch genug Geld zu haben. Ein lappiger Zehner kommt zum Vorschein. Verdammt, wo ist mein ganzes Erspartes? Genervt stöhne ich auf. „Dieses verdammte Puzzle." Mein ganzes Geld ging für das Ding drauf. Edward hat es mir kaufen wollen, doch ich habe drauf bestanden es selber zu bezahlen. Verdammt! Was mache ich denn jetzt? Eiskalter Angstschweiß läuft mir den Rücken hinunter. Panik breitet sich in mir aus, die ich nur schwerfällig unterdrücken kann. Leise auf Zehnspitzen laufe ich nach unten und sehe ins Wohnzimmer, wo ich doch tatsächlich Edward erkenne, wie er mit Clair und Alex vorm Fernseher sitzt. „Du... Du bist ja schon wieder da", murmle ich und alle drehen sich zu mir. „Ich kam gerade erst, komm doch zu uns." Er versucht mir zuliebe etwas zu lächeln, jedoch sehe ich in seinen Augen, dass er sich wirklich freut mich zu sehen. Doch ich kann mich jetzt nicht einfach zu ihnen setzen. Nein, ich muss das jetzt erst in Ordnung bringen. Nervös trete ich von dem einen Bein aufs andere und knete meine Handflächen. „Könnte ich dich um etwas bitten?", murmle ich und schaffe es ihm einfach nicht in die Augen zu sehen. „Na klar?", nun mustern mich alle neugierig. Können die anderen nicht bitte gehen? „I-Ich bräuchte ein bisschen Geld..." „Für was?", sein natürlicher Beschützerinstinkt kommt hervor. Selbst Alex hat sich aufgerichtet. Ach verdammt, was sage ich denn jetzt? „K-Könnten wir... Könnten wir mal unter vier Augen reden?" Ich will ihn nicht anlügen, immerhin ist es irgendwie auch mit seine Schuld. Muss er nicht an sowas denken? Skeptisch mustert er mich, ehe er nickt und zu mir kommt. Wir beide gehen in die Küche und er lehnt sich lässig an die Platte. „Was ist los, Kleines? Muss ich mir Sorgen machen?" Ein bisschen vielleicht. „Ich brauche fünfundzwanzig Dollar", murmle ich und sehe beschämt auf meine Schuhe, da ich ihn noch nie nach Geld gefragt habe. Er hat es mir immer gegeben, wenn er es für richtig hielt und ich durfte es ihm auch nie zurückzahlen. Das hatte ich wirklich oft versucht. „Du hast mich noch nie um Geld gebeten, also, für was brauchst du es?" Mir ist das alles so peinlich. Warum nur? Es ist was ganz normales oder? Jedenfalls sollte es das sein. „Ich muss in die Apotheke", flüstere ich und mache einen Bogen um die Wahrheit. „Fühlst du dich nicht gut?", besorgt legt er eine Hand auf meine Schulter. „Nein. Ich..." Komm schon! Wie war das eben? Wie ein Pflaster... „I-Ich muss... m-mir die Pille danach kaufen." Besorgt sehe ich zu ihm, denn ich weiß wirklich nicht, was er dazu sagt. Sofort zieht er seine Hand zurück und auf seinem Gesicht macht sich Erkenntnis breit. „Du nimmst nicht die Pille?", erstaunt sieht er mich an. „Nein, wie kommst du denn darauf? I-Ich hatte vorher nie..." Ich lasse den Satz unbeendet. „Aber es liegen doch immer Verpackungen im Müll und...", gestresst fährt er sich übers Gesicht. „Falls es dir nicht aufgefallen ist, ich habe noch eine ältere Schwester", seufze ich. „Fuck", brüllt er plötzlich extrem laut, sodass ich einen Schritt nach hinten ausweiche. „Was ist denn los?", fragt uns Alex, als er um die Ecke kommt. „Wir verschwinden mal kurz, sind in einer Stunde wieder da", brummt Ed und packt mich an der Hand. Gerade so schaffe ich es noch in ein paar Schuhe zu schlüpfen, ehe wir nach draußen gehen und er mich ins Auto verfrachtet. Na toll.

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