Kapitel 8

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Kapitel 8
"Ja Tae, morgen um eins landen wir in Seoul." Ich schob mir das Telefon ein wenig mehr zwischen meinem Kopf und meine Schulter.
Es herrschte pures Chaos in meinem Apartment. Überall lagen Dinge herum, bei denen ich mich nicht entscheiden konnte, ob ich sie mitnehmen wollte oder nicht. Zwei Koffer lagen geöffnet auf dem Boden, viel zu überfüllt mit Sachen, die ich in Seoul brauchen würde. Ich musste sie noch einmal aussortieren, so würde ich die Koffer nie im Leben schließen können.

Ein halbgeschlossener Koffer stand im Flur. Er gehörte Minho, der die letzten zwei Tage bei mir übernachtet hatte und offensichtlich nicht so viel Krempel brauchte wie ich.
Tae setzte gerade zu einer Antwort an, als Minho mir etwas aus dem Bad zurief.
"Warte mal bitte kurz." Ich legte die braun gestreifte Strickjacke zur Seite und hielt das Telefon mit einer Hand zu.
"Was?!", rief ich ins Bad zurück.
"Hast du meine Zahnpasta gesehen?"
"Die hab ich schon eingepackt, nimm meine für heute!"
Ein leises Grummeln kam zurück, ich beschloss aber, es nicht als Antwort auszulegen und hielt mir Tae wieder ans Ohr.
"So, entschuldige. Was war?"
"Minho will wirklich nicht bei mir übernachten?"

Kurz hörte ich es im Bad scheppern. Ich wollte mir lieber nicht vorstellen was dort gerade passiert war und ging seufzend mit meinem Handy am Ohr in Richtung Küche.
"Glaub mir, das willst du nicht. Der macht mehr kaputt als Namjoon."
"Das hab ich gehört!", kam sogleich die Antwort von Minho. Er stand in der Tür zur Küche und hielt etwas in der Hand, das wie mein kleiner Schminkspiegel aussah. Der große Riss, einmal quer über das runde Glas, war scheinbar das neueste Opfer in seiner langen Liste.
Ich legte den Kopf in den Nacken und atmete tief durch. Minho machte das nicht mit Absicht, versuchte ich mir wie ein Mantra vorzubeten.
"Jimin, bist du noch dran?"
"Ja. Entschuldige, hast du noch was gesagt? Ich war gerade abgelenkt."

Kurze abwartende Stille am anderen Ende. Minho verschwand schließlich mit meinem armen, unschuldigen Spiegel wieder irgendwo hin, als ich ihn geflissentlich ignorierte.
"Dann bleibt es dabei, dass du die erste Woche bei mir wohnst, bis deine Wohnung bereit ist?"
"Genau."
"Und Minho will wirklich zu seinen Eltern ziehen?"
"Ja, er hat sie lange nicht gesehen und freut sich schon sehr. Sie wohnen auch in Seoul, also ist das kein Problem. "

Es waren zweieinhalb Wochen vergangen, seit ich aus Seoul zurück geflogen war. Sie waren mit betriebsamer Geschäftigkeit gefüllt gewesen, so vieles musste geregelt werden. Mit ein bisschen Glück und viel Geld an den richtigen Stellen, war es mir gelungen zwei Wohnungen in Hanam zu mieten, für Minho und mich. Sie würden aber erst nächste Woche bezugsfertig sein, weshalb ich vorübergehend bei Tae unterkam.
Ich war regelrecht aufgekratzt und freute mich sehr, alle endlich wieder zusehen. Ich war, glaube ich, sehr unleidlich gewesen.

Es war furchtbar alleine wieder zurück zu reisen und in meine leere Wohnung zu kommen. Tae fehlte mir schrecklich. Minho hatte in den letzten beiden Wochen sehr unter mir und meinen Launen leiden müssen. Irgendwann würde ich es wieder gut machen.
"Ich hol euch dann wieder vom Bahnhof ab?", durchdrang Taes Stimme meine Gedanken.
Ich wagte einen Blick auf das Chaos in meinem Schlafzimmer.
"Ähh... Ich hoffe dein Auto ist geräumiger, als ich es in Erinnerung habe."
"Was nimmst du bitte alles mit?", hörte ich ihn leicht panisch fragen.
"Naja, ich werde ja eine Weile bleiben, also so viel wie möglich. Das passt aber alles leider nicht in meine Koffer." Unbewusst zog ich einen Schmollmund.

"Jimin, du musst nicht alles mitnehmen. Die Gesichtscreme ist in Korea sowieso besser."
Nie im Leben würde ich meine teuer importierte Creme hier lassen. Es sei denn...
"Besorgst du mir welche?" Er lachte am anderen Ende, weit weg am anderen Ende der Welt.
"Natürlich."
"Tae, sei mir nicht böse, ich muss hier aber wirklich weiter machen", versuchte ich ihn möglichst freundlich abzuwimmeln. Ich verlor ehrlicherweise langsam die Hoffnung bis morgen alles Wichtige eingepackt zu haben.
"Ist gut. Wir sehen uns morgen!"
"Bis morgen."
Einen Moment nahm ich mir Zeit und betrachtete das herrschende Chaos vor mir. Ich hatte von mir selbst die Meinung, dass ich ziemlich gut im Koffer einpacken war- Sachen zum Packen auszusuchen, fiel mir trotzdem nicht gerade einfach.
Ich mache ein Foto von meinem verwüsteten Zimmer und postete es in unseren Gruppenchat.

ChimChim (12:26): Ich bin fast fertig mit packen...!

Eigentlich erwartete ich keine Antwort auf meine Nachricht, in Korea war es mitten in der Nacht, nach ein Uhr morgens. Es trafen trotzdem einige Antworten ein.

Tae (12:27): Jetzt hör auf zu schreiben und pack endlich!
Yoongi (12:28): Willst du das alles mitnehmen? Da brauchst du aber fünf zusätzliche Koffer.
Hobi (12:28): Vergiss deine Trainingssachen nicht!

Ich musste lächeln. Nein, die Trainingssachen würde ich diesmal einpacken. Taes Leihgabe war da nicht das Wahre gewesen.
Minho half mir schließlich dabei, in das Chaos etwas Ordnung zu bringen.
Zwar verstand er einfach nicht, weshalb ich so viel Kleidung mitnehmen musste, aber er war mir trotzdem eine große Hilfe beim Auswählen.

Forever Together | JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt