Kapitel 13

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Kapitel 13
Keiner von uns beiden wollte diesen Raum verlassen. Die Nähe zu Kookie, die mir zuvor noch unangenehm erschienen war, wollte ich jetzt umso ungerner brechen, da wir uns nun wieder ein wenig angenähert hatten.
Kookie müsste es nicht ansprechen, Ich wusste, dass wir uns so langsam wieder bei den anderen blicken lassen mussten. Er hielt mir auffordernd seine Hand hin und ich nahm sie in meine. Unwahrscheinlich tröstend kam sie mir vor, wie ein kleines Wunder, dass er mir vergeben hatte und nun händchenhaltend über den mir noch recht unvertrauten Flur mit mir ging.
Wir hörten es schon durch die geschlossene Tür.

"...nicht wahr! Du Lügner!"
"ICH?"
Ohje. Scheinbar war dort drin noch nicht alles geklärt worden. Zögerlich öffnete Kookie die Tür einen spaltbreit. Als uns der Geräuschpegel dreifach so laut wie zuvor entgegen schlug, schloss er sie blitzschnell wieder. Er hatte ebenso wenig Lust dort drin den ganzen Streit in seiner vollen, hässlichen Pracht mitzuerleben wie ich.
"Lobby?", sah ich ihn fragend an.
"Lobby", kam seine Antwort.

Wir fuhren mit dem Aufzug in das siebzehnte Stockwerk und suchten uns eine ruhigere Ecke. Kookie ließ erst meine Hand los, als ich mir etwas zu trinken aussuchte und mich schließlich hinsetzte.
Meine Hand fühlte sich nun seltsam leer an und ich wusste nicht so recht etwas mit mir anzufangen. Letztendlich knibbelte ich verloren an meiner Wasserflasche herum.
Es passte mir ganz und gar nicht, dass ich bei der reichlichen Auswahl an Getränken auf Wasser zurückgreifen musste, mir wäre eher nach etwas mit mehr Kalorien gewesen, nach diesem harten Training. Ich hatte aber noch immer nicht meine alte Form zurück und musste weiterhin emsig die Kalorien zählen.

"Waren das gerade Tae und Yoongi, die sich da angeschrien haben?", stellte ich ihm die eigentlich rhetorische Frage. Natürlich hatte ich sie beide an ihren Stimmen erkannt, ich wollte aber mit Kookie ins Gespräch kommen, so etwas wie eine Normalität zwischen uns wiederherstellen.

"Hm...", brummte er und nickte leicht. Na toll, er machte es mir aber auch nicht gerade einfach, ein Gespräch mit ihm in Gang zu bringen. Er war ein wenig abweisend, ich merkte aber, dass es diesmal nicht mutwillig war, wahrscheinlich hing er einfach nur seinen Gedanken nach.
"Worüber streiten sie sich wohl?", stellte ich die Frage in den menschenleeren Raum. Wir hatten uns zwar ein wenig abseits gesetzt, aber außer uns war niemand in der Lobby, was ich recht seltsam fand, da diese sonst gut besucht war. Man musste eben auch mal Glück haben.
"Sag du es mir, du wohnst du bei ihm, Hyung." Die vertraute Anrede hinterließ bei mir ein Prickeln, das meine Wirbelsäule hinunter fuhr. Wie hatte ich es vermisst.

Das stimmte zwar, alles teilte Tae aber nicht mit mir. Ich dachte einen Moment darüber nach, was Kookie gesagt hatte. Ja klar, ich lebte im Moment wirklich sehr eng zusammen mit Tae, aber hatte ich irgendetwas mitbekommen, dass er mit jemanden Streit hatte? Vor allem mit Yoongi? Nein! Obwohl, doch, vielleicht...
"Er war vor vier Wochen furchtbar wütend, als ich meinte, dass ich bei Yoongi bin und ihn fragte, ob er ihn auch noch sehen möchte. Er war für eine ganze Zeit danach ziemlich schräg drauf." Das fasste sein Verhalten nicht einmal annähernd zusammen. Ich machte eine kurze Pause und murmelte dann weiter, so leise, dass es Kookie sicherlich kaum hören konnte,"ob das wohl zusammenhängt... Er hat nie etwas gesagt."
Kookie nickte nur. "Natürlich hängt das zusammen."

Ich sah ihn überrascht an. Kookie las andere Menschen manchmal wie ein offnen Buch.
"...und als wir uns getroffen haben, als ich das erste Mal wieder hier war... Da hatte Yoongi unser Essen abgesagt." Irgendwie fügte sich das Bild zusammen, es passte alles. Wie hatte ich es übersehen können? Ach richtig, ich war zu sehr mit meinen eigenen Problemen beschäftigt gewesen.
Kookie nickte.
Ich sah ihn stirnrunzelnd an. "Wusstest du davon?"

Er spielte geistesabwesend mit dem Deckel seiner Colaflasche und sah mich nicht an.
"Ja... Also", schnell korrigierte er sich,"Nein, es hat mir keiner gesagt, aber es war irgendwie offensichtlich", er zuckte hilflos mit seinen Schultern und sah mich an. Seine dunklen, braunen Augen fingen meinen Blick ein und ich hätte ewig in ihnen ertrinken können. Glücklicherweise wandte er zuerst den Blick ab. "Tae schwieg sich zwar sehr über das Thema aus, aber ich weiß, dass etwas zwischen den beiden vorgefallen war. Und mit heute war es dann sozusagen für mich bestätigt."
"Was wohl zwischen den beiden passiert ist...", stellte ich die Frage in den Raum, dessen Antwort keiner von uns wusste.
"Sie werden es uns schon sagen, wenn sie es wollen."

Forever Together | JikookWhere stories live. Discover now