Kapitel 11

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Kapitel 11
Wir hatten am nächsten Morgen keinen Grund zur Eile und so gingen wir alles langsam an. Als ich aufwachte, war Tae gerade eine Runde mit Tannie draußen, weshalb ich beide nirgendwo finden konnte. Tae hatte für uns Müsli zum Frühstück besorgt, ich wartete aber, bis er wieder Zuhause war. Ich wusste, dass er meist erst frühstückte, nachdem Tannie versorgt war. Das hatte ich in den paar Tagen, die ich jetzt bereits mit ihm zusammen verbracht hatte, gemerkt.
Ich deckte den Tisch und wartete, dass die beiden wiederkamen.

Da ich bereits ein schlechtes Gewissen hatte und nicht wusste, wann ich das nächste mal wieder Zeit haben würde, wählte ich die Telefonnummer von Zuhause. Meine Mutter meldete sich auch gleich nach dem zweiten Klingeln. Ich war kein guter Sohn und meldete mich viel zu selten. Mein Bruder ließ sich viel häufiger Zuhause sehen. Er war jedoch auch nicht ganz so sehr eingespannt wie ich. Noch hatte ich Freizeit, das würde sich aber nächste Woche ändern, wenn wir mit den Proben für das Konzert anfingen.
Wir hatten sie auf nächste Woche verschoben, um Kookie eine kurze Atempause zu gönnen. So wie ich ihn kannte, würde er sich schon genug verausgaben, da sollte er zwischendurch ein wenig Energie tanken können.

Tae kam gut gelaunt zusammen mit Tannie zurück und wir begannen den Tag. Bei meinen Eltern zu Hause war auch alles in bester Ordnung. Sie freuten sich für mich, dass es bald wieder zusammen mit den anderen mit den Proben losgehen würde und wünschten uns jetzt schon viel Erfolg.
Ich wollte mich für Kookie extra hübsch machen, das würde einige Zeit in Anspruch nehmen.
Tae kam nach einiger Zeit in mein Zimmer und wollte offensichtlich nach dem Rechten sehen. Er fand mich vor dem großen Badezimmerspiegel. Mein Make-up über die Badezimmerkonsole verteilt, einiges gefährlich am Rand liegend, kurz davor herunterzufallen. Fluchend war ich seit einer halben Stunde mit meinem Augenmake-up beschäftigt, es wollte mir einfach nicht gut gelingen.

"Ach, hier bist du."
"Mh...", versuchte ich mich verzweifelt auf den Anblick im Spiegel zu konzentrieren.
"Jimin..."
"Mhh..."
Tae berührte vorsichtig meine Hand, was mich in meinem Tun innehalten ließ. Er fasste mein Gesicht mit beiden Händen und betrachtete mich.
"Jimin, es reicht, du siehst gut aus."
Wenig überzeugt hob ich meine Augenbrauen.
"Aber..."
"Nein, hör auf, es ist perfekt so."
"Meinst du?", zweifelnd sah ich in den Spiegel und sah die vielen kleinen Makel, die mir förmlich gehässig ins Gesicht sprangen. Oder aus dem Gesicht, wie man es nehmen wollte.
Hier auch noch neben Tae zu stehen, der aussah als wäre er eine griechische Gottheit persönlich, machte das alles nicht besser. Natürlich brauchte er keinerlei Make-up um so auszusehen.

"Ja, schau doch nur."
Er umschlang mit seinem linken Arm meine Hüfte und legte seinen Kopf an meiner Schulter ab. So besahen wir uns im Spiegel.
Es dauerte lange, bis ich wusste, was er meinte, viel zu sehr hatte ich immer mit meinem äußeren Erscheinungsbild gekämpft, um zufrieden mit mir zu sein.
Aber der Gedanke daran, Kookie in wenigen Momenten wiederzusehen, verpasste mir ein inneres Leuchten, das sich auch nach Außen zeigte.
Ein wenig zufriedener mit dem, was sich dort vor mir im Spiegel zeigte, nickte ich.
"Ja, stimmt, das wird wohl so gehen."

~+~+~+~

Aufgeregt und nervös sah ich aus meinem Autofenster.
Ich hatte mich zusammen mit Minho auf die Rückbank gesetzt, den Beifahrersitz hatten wir für Kookie freigelassen. Er wusste nur, dass Taehyung ihn abholen würde.
Müsste er nicht langsam rauskommen? Ich sah erneut auf die Uhr, aber sie tickte unbarmherzig so langsam wie vorher. Es waren höchstens zwei Minuten vergangen, seitdem ich das letzte Mal drauf gesehen hatte.
"Jimin, du machst mich ja ganz wuschig."
"Tut mir leid."

Ich war sicherlich im Moment schwer auszuhalten, zappelte nervös hin und her auf meinem Sitz.
Ich versuchte mich auf meine Atmung zu konzentrieren, sodass ich mich ein wenig beruhigte. Es wirkte nur bedingt, aber ich versuchte es nicht mehr nach außen zu zeigen, was in mir drin vorging.
Minho strich mir kurz über die Schulter, eine Geste, die ich zu schätzen wusste.
Es wurde laut außerhalb unseres Autos und ich sah auf. Es kamen ein paar Männer aus dem Gebäude, die glücklich in die Arme der wartenden Familien fielen. Kookie war auch darunter, eine schwere Tasche über seiner Schulter tragend. Er sah sich fragend um.

Forever Together | JikookWhere stories live. Discover now