Kapitel 20

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Kapitel 20
Am nächsten Morgen wurde ich schon früh wach, wahrscheinlich, weil ich am Abend zuvor so wahnsinnig früh ins Bett gegangen war.
Vielleicht lag es vor allem daran, dass mir eine Hand zärtlich über die Schulterblätter strich und sich hin und wieder immer ein wenig weiter hinunter verirrte. Vielleicht lag es aber auch an dem Blick, den ich auf mir spürte, obwohl ich meine Augen noch geschlossen hielt.
Als ich meine Lider aufschlug, sah ich, dass Jungkook mich mit seinem Blick taxierte. Er stockte ganz kurz in seinen Bewegungen als sich unsere Blicke trafen, fuhr dann aber unbeirrt fort.
"Guten Morgen", begrüßte er mich munter, als ich wieder meine Augen schloss und mein Gesicht tief in mein Kopfkissen vergrub.

Ich gab ein genießerisches Brummen von mir, einfach, weil sich seine Hand auf meinem Rücken so toll anfühlte. Federleicht fuhr sie unaufhörlich meine Wirbelsäule entlang.
Ich spürte, wie Jungkook sein Gewicht verlagerte und kurz seine Hand von meinem Rücken nahm. Ich wollte schon protestieren, da saß er rücklings auf mir drauf und fing mit beiden Händen an, meinen Nacken zu massieren.

Mir fehlten ein wenig die Worte für sein unfassbares Verhalten, meiner Kehle entfuhr auch nur ein Stöhnen, weil er so unglaublich zielsicher alle Stellen traf, mit denen ich Probleme hatte.
Er beugte sich zu mir herab und flüsterte mir ins Ohr: "Dir gefällt das, mh?"
Welcher Teufel hatte ihn heute Nacht bitte geritten, dass er sich so viel heraus nahm?
Es war ja nicht so, dass er mich nicht schon früher massiert hatte. Es war aber nicht halbnackt in meinem Bett gewesen.
Er hörte auf, mit seinen Händen diese wundervollen Dinge zu tun und stieg schließlich vorsichtig aus meinem Bett.

"Ich geh uns Frühstück machen, kommst du?"
Ließ ihn denn das alles kalt, was hier passierte?
"Gleich", murmelte ich gedämpft in mein Kissen. Ich musste erst einmal wieder runterkommen.
Ich hörte ihn daraufhin barfuß hinaus tapsen und in der Küche herumwerkeln.
Ich setzte mich schließlich auf, und versuchte meine Boxershorts zu richten. Ich gab es sehr bald auf, schnappte mir den Morgenmantel, der wunderbarer Weise an meinem Kleiderschrank hing.
Wenn man mit sechs anderen Männern eng zusammen lebte, sah man viele Dinge, die man eigentlich unter Brüdern oder Freunden nicht sehen wollte.

Wir hatten oftmals einen dicht getakteten Zeitplan gehabt, zusammen im Dorm oder anderen Hotelzimmern übernachtet, uns bei Konzerten während oder hinterher schnell umgezogen. Ich wusste, wie sie gebaut waren, auch wenn wir immer versuchten, die Privatsphäre des anderen zu respektieren und nicht zu Starren. Es war aber in so vielen Jahren des Zusammenlebens unmöglich gewesen, gewisse Situationen zu vermeiden.

Wir sprachen nicht darüber und wir versuchten diese seltsamen und irgendwie auch leicht befremdlichen Begegnungen zu vermeiden, wenn es möglich war.
Ich musste Jungkook hier nun nicht alles präsentieren, was ich gerade zu zeigen hatte. Also zog ich den Morgenmantel bedacht enger um meinen Körper und folgte ihm in die Küche.
"Morgen", gähnte ich ihn an, als ich zu ihm trat. Jungkook war noch dabei meine Küche nach etwas zu Essen zu durchsuchen. Da hatte er eine schwere Zeit.
Er hatte sich sein übergroßes T-Shirt und seine Hose wieder angezogen und sah somit schon fast wieder aus, als wäre er bereit den Tag anzugehen.

"Außer Müsli hab ich gerade nichts da...", murmelte ich. Die meiste Zeit verbrachte ich im Hybe-gebäude und trainierte. Wenn ich in die Verlegenheit kam, doch einmal etwas essen zu müssen, bestellte ich es mir hierher. Ich war noch nicht wirklich zum Einkaufen gekommen.
"Ah, kein Problem", meinte er und versuchte sich zu erinnern, wo er das Müsli zuvor gesehen hatte. Er fing dabei leise an, vor sich hin zu singen. Ich konnte einfach nicht anders als ihm dabei verträumt anzustarren, auch wenn ich das Lied nicht kannte, das er da sang. Dieser Stimme zuhören, würde ich nie müde werden. Wahrscheinlich bekam er nicht einmal wirklich mit, was er da gerade tat.
"Jimin, wo sind die Schüsseln?"
Er riss mich aus meiner verträumten Starrerei und ich griff zielstrebig zu dem richtigen Fach und nahm zwei tiefe Schüsseln heraus.
"Da hinten muss irgendwo das Müsli sein", informierte ich ihn und zeigte auf einen Schrank, zu dem er näher stand als ich, "tut mir leid, dass ich noch keine große Auswahl habe..."
"Nein, ist schon gut", sagte er und fand zielsicher das Gesuchte.
Ich klemmte mir die kalte Milch aus dem Kühlschrank unter den Arm und noch zwei Löffel und platzierte alles auf dem großzügigen Tresen der Küchenzeile an denen die hohen Stühle standen. Ein wirkliches Esszimmer hatte ich nicht, aber es reichte mir.
Wir aßen in stiller Vertrautheit unser Müsli.

Forever Together | JikookWhere stories live. Discover now