Kapitel 53

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Kapitel 53
Jungkooks Mutter war das erste Mal an diesem Tag sprachlos.
Es war unnatürlich still in ihrem Wohnzimmer, als sie etwas hilfesuchend und überfordert von Kookie, zu ihrem Mann und schließlich zu mir sah. Auch wenn es mir schwer fiel, dem Drang nicht nachzugeben, hier möglichst in die Sofaritzen zu versinken und mich damit unsichtbar zu machen, so blieb ich eisern aufrecht sitzen und erwiderte ihren überforderten Blick.
Kookie legte währenddessen, wie ganz beiläufig, seinen Arm um meine Taille und zog mich ein wenig dichter zu ihm heran.
"Du... du meinst", fing sie stotternd wieder an zu reden und sah noch immer etwas überfordert aus, "Jiminssi ist dein neues Mädchen?"

Ich wäre am liebsten vor Scham im Erdboden versunken. Nur die vielen Jahre als Idol, die ich in den Augen der Öffentlichkeit verbracht hatte, versetzten mich in die Lage, einfach gar nicht zu reagieren. Nun gut, ich lief knallrot an, aber ansonsten war ich sehr stolz auf das Abhandenkommen meiner Emotionen. Zumindest äußerlich.
Kookie hatte sich weniger besser im Griff. Er vergrub sein Gesicht in seiner freien Hand und stöhnte peinlich berührt auf. "Ja, so kann man das natürlich auch ausdrücken."
Scheinbar merkte sie jetzt erst, was sie da von sich gegeben hatte.
"Oh Gott!" Ich sah, wie auch ihr die Röte in die Wangen schoss, sie legte gleich ihre Hände darauf, um sie abzukühlen und sah uns mit riesengroßen Augen an, dass ich keinen Zweifel mehr hatte, von wem Kookie sie geerbt hatte. "Ich und mein loses Mundwerk!" Sie verbeugte sich tief vor mir, noch immer war ich zur leblosen Statue erstarrt.

"Es tut mir so leid, das war absolut gedankenlos!", brachte sie noch immer vor mir gekrümmt hervor. Himmel, wieso waren unsere Familien eine Inkarnation eines schlechten K-Dramas?
Nun kam auch Leben in Jungkooks Vater. Er schien die Nachricht ganz gut aufzunehmen, hatte lediglich ein paar Mal geblinzelt und legte nun seiner Frau helfend eine Hand auf den Rücken.
"Schatz, ist gut", meinte er liebevoll zu ihr und sie sah tatsächlich ein wenig auf, "Jiminssi", richtete er sich nun an mich und meine gesamte Aufmerksamkeit lag auf den beiden, "herzlich willkommen in unserer Familie!" Er lächelte unsicher, war offensichtlich auch ein wenig mit der Situation überrumpelt worden, gab sich aber so große Mühe, dem Ganzen Herr zu werden.
Aus dem kleinen Lächeln wurde ein überraschten Lachen, als Jungkook ihm stürmisch in die Arme fiel und fest drückte. Er hatte mir gesagt, dass seine Eltern uns unterstützen würden. Immer und immer wieder hatte er es mir mit einer Gewissheit vorgebetet, dass ich es schon kaum mehr hören konnte. Dennoch freute er sich so sehr über die Reaktion, vielleicht war er auch ein wenig erleichtert.

Ich konnte sein Gesicht nicht sehen und so fiel es mir schwer, seinen Ausbruch ganz sicher zu deuten, auf jeden Fall freute er sich riesig.
Er zog auch seine Mutter mit in die Umarmung. Etwas verloren saß ich noch immer auf der Couch, diesmal alleine, noch immer bewegungslos erstarrt. Es dauerte einen Moment, bis ich realisierte, was eben geschehen war und einen weiteren, bis ich bemerkte, dass mich alle drei mit abwartenden Blick ansahen.
"Ich, ähm... Danke", brachte ich krächzend hervor, beführt von der Selbstverständlichkeit und der Akzeptanz dieser Neuigkeit.
"Dann habe ich jetzt halt drei Söhne", strahlte Jungkooks Mutter ihn an und drückte ihn noch einmal enger an sich, wandte sich dann aber noch einmal zu mir um. "Jiminssi, ich konnte dich von Anfang an gut leiden. Ich bin froh, dass Jungkook dich gefunden hat."

Diese Aussage trieb mir nun endlich die ersten Emotionen auf mein Gesicht. Dass dabei wieder Hyuna unterdrückt als Thema mitschwang, überging ich, aber ich hörte es deutlich. Ich mag dich mehr als Hyuna.
Auch wenn es seltsam war, fast wildfremde Menschen zu umarmen, schloss ich die kurze Distanz zwischen uns, als Kookie flehend nach mir sah und wurde in den Kreis der Familie aufgenommen. Ich gehörte nun offiziell zu ihnen, ich merkte es an ihrer offenen Art, die alles andere als ablehnend war und es flutete ein Glücksgefühl durch meinen Bauch, das ich kaum beschreiben konnte.

Forever Together | JikookWhere stories live. Discover now