Das merke ich mir

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Als ich nach meiner Schicht zu Hause ankomme, staune ich nicht schlecht, als Harry dort bereits auf mich wartet. Grinsend empfängt er mich vor meiner Haustür und hebt eine Papiertüte in die Höhe.
"Ich habe Abendessen mitgebracht".
Wie auf das Kommando knurrt mein Magen und ein dankendes Lächeln erscheint auf meinem Gesicht. "Dich schickt der Himmel".

Gemeinsam gehen wir hoch, betreten meine Wohnung und ziehen unsere Jacken aus. Der Lockenkopf steuert direkt meine Küche an, ich folge ihm, finde es nicht seltsam, dass er sich hier anscheinend schon wie zu Hause fühlt.
"Ich hoffe, du magst Thailändisch. Wenn nicht, haben wir jetzt ein großes Problem".
Schnell nicke ich, hole Teller und Besteck aus meinen Schränken und stelle diese auf den kleinen Tisch in der Küche. "Du hast Glück. Ich esse eigentlich fast alles."
Es gibt kaum etwas, was ich nicht mag. Lakritz ausgenommen. Das ist wirklich abartig und wurde sicherlich von einem Psychopathen erfunden.
"Das merke ich mir".

Wir füllen die Teller und wechseln dann doch in das Wohnzimmer. Ich persönlich finde es gemütlicher und Harry hat anscheinend auch nichts dagegen.
Ist es seltsam, dass ich das hier genieße?
"Wie wäre es mit einem Film?", möchte er wissen und seufzt leise, als er aufsteht und wieder in meiner Küche verschwindet. Fragend schaue ich ihm hinterher, als er auch schon mit einer Weinflasche und zwei Gläsern zurückkommt. Wo bitte hat er den Wein her?
Kommentarlos schenkt er die Gläser voll, reicht mir eines und sieht dann auf den Fernseher, der noch immer ausgeschaltet ist. "Kein Film?". Ich blinzele einmal, bin noch immer abgelenkt von diesem Wein und nicke dann, greife nach meiner Fernbedienung und sehe den Lockenkopf fragend an.
"Woran hast du gedacht?"
Er hingegen zuckt nur mit den Schultern, grinst dann und trinkt einen Schluck Wein.
"Mach einfach diese Zufallsfunktion an. Wir schon nicht so schlimm werden."
Doch es wird schlimm.
Die Zufallsfunktion hat irgendeine schlechte Komödie herausgesucht, die schon nach wenigen Minuten kaum zum Aushalten ist. Die Dialoge sind schlecht, die Witze noch schlechter und die Schauspieler sind eine reine Katastrophe. Doch Harry und ich machen uns einen Spaß daraus, machen uns über die Schauspieler lustig und ziehen die Handlung ins Lächerliche. Irgendwann muss ich sogar das Essen einstellen, da ich vor Lachen kaum Luft bekomme. Harry hingegen ist auf Hochtouren, spricht die Gedanken der Schauspieler laut aus und bringt mich damit fast um.
"Okay", keuche ich, wische mir die Lachtränen von den Wangen und stoppe den Film. "Ich halte das keine Sekunde mehr aus". Der Lockenkopf isst genüsslich weiter, schmunzelt und schnappt sich die Fernbedienung, drückt einfach auf den nächsten Film. Ein Actionfilm.

Als wir aufgegessen haben, konzentrieren wir uns auf den Film, unterhalten uns nebenbei ein wenig und am Ende liegen wir gemeinsam unter der Wolldecke und ich würde lügen, wenn ich das hier nicht mögen würde.
Plötzlich fällt mir wieder etwas ein. Etwas, was ich Harry schon viel eher fragen wollte.
"Sag mal", beginne ich deshalb, richte mich ein wenig auf und sehe den Lockenkopf an. "Ich wollte die das eigentlich schon früher fragen, aber irgendwie war ich abgelenkt". Grinsend denke ich an den ersten Abend hier zurück und mir wird augenblicklich heiß.
"Ich höre?". Auch Harry richtet sich auf, mustert mich eingängig und macht mich damit nervös.
"Woher hast du meine Handynummer?".
Perplex schüttelt er seinen Kopf, lacht dann und sieht mich erneut an. "Was?". - "Na ja, du hast mir deine Karte gegeben, aber ich habe dir meine Nummer nie gegeben. Sie steht auch nirgends. Weder im Telefonbuch, noch auf irgendeiner Seite im Internet."
Das habe ich mich schon nach seinem Anruf gefragt, doch dann stand er einfach hier und nun ja, wenn wir ehrlich sind, hatte ich ab diesem Moment andere Dinge im Kopf.
Harry nimmt meine Hände in seine, fährt mit seinen Fingerspitzen über meinen Handrücken und grinst.
"Ich kenne jemanden, der jemanden kennt."
Augenrollend seufze ich. "Du wirst es mir also nicht sagen?". Klingt doch so, oder?
Leises Lachen erklingt, lässt mich den Lockenkopf wieder anschauen. "Vielleicht irgendwann, mal schauen."
Toll.
Damit ist meine Frage auch nicht beantwortet.
"Aber wollen wir uns jetzt wirklich um deine Handynummer unterhalten? Oder wollen wir etwas Sinnvolleres machen?". Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, zieht er mich an sich heran, haucht mir einen Kuss auf die Lippen und benebelt sogleich meine Sinne. Ach Scheiße, dann klären wir das eben wann anders. Er hat recht, wir sollten uns auf die sinnvolleren Dinge konzentrieren.

Keine Minute später liegen wir knutschend auf meinem Sofa, Harry unter mir, seine Hände auf meinem Po. Seufzend vertiefe ich unseren Kuss, als Harrys Hand sich unter meine Hose schiebt, meine Haut berührt und die Lust durch meinen Körper rauscht.
Dieser Mann ist einfach unglaublich.
Es vergehen weitere Minuten, in denen unsere Klamotten ihren Weg auf den Boden finden, die Küsse inniger werden, heißer, verlangender. Unsere Hände gleiten über unsere Körper, necken, reizen, treiben uns schier in den Wahnsinn.
Als ich dann meine Hand zwischen Harrys Beine schiebe, seine Erektion erfasse und beginne ihn zu verwöhnen, stöhnt er rau auf und krallt seine Fingernägel in meine Schultern. "Du wirst mein bittersüßer Untergang sein", haucht er, drückt sich enger an mich und sorgt für ein heftiges Kribbeln in meinem Bauch. Erneut stöhnt er auf, lässt auch seine Hand wandern und mich einen Wimpernschlag später ebenfalls stöhnen.
Wir geben uns hin, genießen unser Vorspiel in vollen Zügen, bis wir es keine Sekunde länger aushalten. Wir brauchen mehr, brauchen diesen Rausch. Brauchen dieses unglaubliche Gefühl.
Lautes Seufzen ertönt, während ich mich langsam und vorsichtig in dem wunderschönen Lockenkopf bewege. Die sonst so wilden und harten Bewegungen bleiben heute aus, aber das ist okay. So wie es jetzt ist, ist es genauso gut, wenn nicht sogar ein kleines bisschen besser. Intensiver.
Harry stöhnt immer lauter, krallt seine Finger in meine Haare und vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Meine Lippen ruhen auf seinem Hals, küssen ihn hin und wieder auf der empfindlichen Haut unterhalb seines Ohrs und sorgen an Ort und Stelle für eine Gänsehaut.
"Oh Gott, bitte hör nicht auf", vernehme ich es brummend an meinem Ohr, bewege mich weiter und küsse erneut seine Haut. Plötzlich drückt der Lockenkopf seine Hacken gegen meinen Hintern, drückt mich somit noch tiefer in sich und lässt uns synchron aufstöhnen. Seine Beine schlingen sich enger um mich, seine Finger drücken sich schmerzhaft in meine Kopfhaut, bis er ein langgezogenes Stöhnen von sich gibt und um mich herum eine unglaubliche Enge entsteht. Der Körper des Lockenkopfes erzittert, reißt mich mit und so durchleben wir unseren Höhepunkt fast zeitgleich.

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