Wir sollten uns beide trennen

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Wir liegen nach dem Frühstück tatsächlich wieder im Bett.
Doch schnell wird klar, dass wir nicht hier sind, um zu schlafen.
Noch nicht zumindest.
Und eigentlich hatte ich noch nicht vor, so schnell auf diese Weise wieder nahe mit Harry zu sein. Nicht nach nur drei Tagen, aber wie alles andere funktioniert das eben halt nicht.
Ich habe keine Macht.
Bin ihm auch hier hilflos ausgeliefert.

Es braucht nur wenige Küsse und eine Hand, die sich unter mein Shirt schiebt und schon bin ich Wachs unter seinen Berührungen. 
Die Küsse sind sanft, doch in keiner Weise harmlos. Die Berührungen ebenso wenig.
Es braucht nicht lange, da liegen wir nackt ineinander verknotet auf dem Bett, stickige, warme Luft im Zimmer und das ein oder andere Seufzen erklingt in diesem Raum. 
Ich genieße es. 
Ich genieße es vollkommen und auch wenn ich normalerweise kein Fan von diesem kuscheligen Sex bin, finde ich es in diesem Moment einfach wundervoll.
Es ist der komplette Kontrast zu dem, was wir sonst zwischen den Laken treiben. 
Nicht wild, nicht hart - eher sanft und wie ein romantischer Tanz.
Harry stöhnt und kratzt seine Fingernägel über meine Schultern, während ich meine Lippen nicht von seinem Hals nehmen kann und mich rhythmisch bewege. Unser beider Atem ist unkontrolliert, unsere Körper schweißbedeckt.
Es ist die tiefe Verbundenheit, die uns in diesem Moment vereinigt. Tiefe Sehnsucht, Leidenschaft und Hingabe.
Liebe.
Hier ist kein Platz für negative Gedanken. Keine Frist - einfach nur wir im Hier und Jetzt.

Harry ist der Erste, der es nicht mehr aufhalten kann und während ich mich an seinem Schlüsselbein festsauge, erzittert sein Körper unter mir und umschließt mich mit einer Enge, die mich an den Rand des Wahnsinns treiben möchte.
Sein Stöhnen ist der liebste und schönste Klang, welchen ich je gehört habe und es dauert nur wenige Minuten, bis auch ich nichts mehr hinauszögern kann. 
Es bricht so stark über mich ein, dass mein Körper ebenfalls zu zittern beginnt. 
Alles in mir kribbelt, mein Blut scheint zu brodeln und mein Herz kollabiert beinahe.
Unsere Lippen treffen sich, vereinen sich zu einem liebevollen Kuss, solange, bis wir wieder gleichmäßig atmen können und das Hoch in unseren Körpern langsam wieder abklingt. 
Wir lösen uns voneinander, sehen uns an und ein seliges Lächeln erscheint auf Harrys Lippen, während seine Hand sich sanft auf meine Wange legt. Seine Finger streichen mir die verschwitzen Strähnen aus dem Gesicht, seine Augen dabei unentwegt auf mir.
"Ich liebe dich", haucht er leise, beugt sich erneut zu mir und küsst mich.
Den bitteren Beigeschmack in meinem Hinterkopf ignorierend erwidere ich den Kuss, löse uns dann aber wieder voneinander. Ein Kuss auf seine Stirn folgt, ein leises "Ich dich auch, Sun", verlässt meine Lippen, bevor ich mich sanft aus ihm entferne und ins Badezimmer verschwinde.

~~**~~

"Na so wie du aussiehst, hattest du einen verdammt, guten Start in den Tag", werde ich am Abend von Liam begrüßt, wobei er mir schnell eine Kaffeetasse reicht und mir zuzwinkert. 
Ich grinse nur und nehme den ersten Schluck aus meiner Tasse.
"Da im Paradies jetzt ja alles wieder klar ist, möchte ich ihn endlich kennenlernen, Lou."
Und prompt verschlucke ich mich.
Hustend haue ich mir gegen dir Brust und nicke dann. 
Natürlich möchte er das langsam mal.
Schmunzelnd kommt er näher zu mir und sieht sich einmal um. Er will sichergehen, dass uns niemand hören kann.
"Ich weiß, dass er hier irgendwo arbeitet und glaube mir, dass ich wirklich meine Klappe halten kann. Ich werde niemanden etwas sagen und keine Sprüche reißen, okay?"
Zögerlich nicke ich. 
In einigen Tagen sollte das ja kein Problem mehr sein.
Hoffe ich.
Liam grinst, als er mein Nicken sieht.
"Niall wird sich freuen. Er hat schon unendlich viele Pärchenabende geplant. Bis zum Ende des Jahres solltet ihr euch nichts mehr vornehmen."
Pärchenabende?
Oh, womit habe ich das verdient?
"Wer soll sich nichts vornehmen?", will May wissen und gesellt sich mit ihrer Hello-Kitty-Tasse zu uns. 
"Louis und sein Freund", berichtet Liam grinsend und leert seine Tasse.
"Ich will den Typen endlich kennenlernen und Niall auch. Er hat schon viele gemeinsame Abende geplant. Er ist ganz besessen von seinen Ideen."
May schmunzelt und sieht mich mit einem Hauch Mitleid an. 
Doch plötzlich habe ich eine Idee und kann mein teuflisches Grinsen nicht unterdrücken.
"Na, dann müssen May und Zayn aber auch kommen."
Meine Kollegin reißt die Augen auf und schüttelt schnell den Kopf, doch Liam nickt begeistert und klatscht sogar einmal in die Hände. 
"Sehr gute Idee. Dann können wir richtige Teams für Tabu bilden. Ich werde es Niall gleich schreiben."
Voller Dynamik eilt mein bester Freund zu seinem Schreibtisch und kramt sein Handy hervor, während May mich qualvoll ansieht. 
"Warum? Was habe ich dir getan?"
"Das ist die Rache für Zayns Verhalten. Dafür, dass er mir das Gefühl gegeben hat, eine nervige Fruchtfliege zu sein."
May seufzt und schüttelt ihren Kopf. "Vielleicht sollte ich mich von ihm trennen. Keine Liebe ist es wert, Tabu zu spielen."
"Und Trivial Pursuit!", brüllt Liam durch den Raum und lächelt stolz.
"Wir sollten uns beide trennen."

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