Ist dir eigentlich klar, um was du mich da bittest?

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Als sich unserer Lippen wieder voneinander lösen, sieht mich Harry vollkommen verdattert an. Man kann ihm förmlich die Verwirrtheit ansehen und dieses Gesicht, kombiniert mit dieser Badehaube, sieht einfach zum Niederknien aus.

"Ich... ich verstehe nicht...-", beginnt er und bringt mich damit zum Schmunzeln.
"Du hast mich um eine Chance gebeten und die möchte ich dir gerne geben", sage ich sanft und leise, während meine Hand noch immer auf seiner erhitzten Wange ruht.
Es dauert einen Moment, dann kommt Regung in Harrys Gesicht und die Verwirrtheit weicht einem erst schüchternen, dann einem überglücklichen Lächeln.
"Wirklich?", hinterfragt er allerdings noch einmal, woraufhin ich ihn einen weiteren Kuss auf die vollen Lippen gebe und nicke.
"Wirklich."

Schwungvoll schlingt Harry seine Arme um mich, will mich an sich ziehen, bedenkt dabei aber nicht seinen Aufenthaltsort und so kommt es, wie es kommen muss.
Mit einem lauten Platschen lande ich in der Badewanne, wobei aus Harrys Mund ein erschrockener Aufschrei kommt. Ich hingegen kann nur lachend meine Haare aus dem Gesicht wischen und ihn grinsend ansehen.
"So stürmisch, ja?"
Puterrote Wangen gesellen sich zu der Flamingo-Badehaube und ich merke einmal mehr, wie sehr mein Herz für diesen Mann schlägt. Das alleine war es schon wert, diese Entscheidung zu treffen.
"Du möchtest zu mir zurückkommen?"
"Wenn du mich vorher nicht ertränkst, dann ja", gluckse ich und bekomme ein leises Kichern von ihm als Antwort.

Nach einem weiteren Kuss hieve ich mich aus der Badewanne und lege meine nasse Kleidung ab. Gut, dass mein Handy wasserdicht ist, sonst hätte ich jetzt ein verdammt, großes Problem.
Harry scheint es noch immer nicht glauben zu können, denn während er mir ein Handtuch hinhält, starrt er mich unentwegt an, mit einem kleinen, aber feinen Lächeln auf den Lippen.
Ich bekomme trockene Kleidung von ihm und auch er zieht sich etwas an, nachdem er diese Badehaube abgesetzt hat.
Wo hat er sie bisher vor mir versteckt?

"Und du meinst das wirklich Ernst?"
Unsicher steht er in seinem Schlafzimmer vor mir, die Hände ineinander verschränkt und den Blick gesenkt. Ich seufze auf, gehe auf ihn zu und greife nach seinen Händen.
"Wäre ich sonst hier?"
Er zuckt mit den Schultern und meidet noch immer meinen Blick.
"Sun, ich habe nachgedacht und nach letzter Nacht ist mir einfach klar geworden, dass ich dich nicht in meinem Leben missen möchte... oder kann. Ich bin dir hoffnungslos verfallen."
Seine Lippen verziehen sich erneut zu einem Lächeln und er beißt sich auf die Unterlippe, während er langsam seinen Blick hebt.
"Das freut mich wirklich sehr", gesteht er leise, während sein Körper sich langsam entspannt.
Wir sehen uns in die Augen, das wundervolle Grün scheint regelrecht zu leuchten und verzaubert mich nur noch mehr.
Ich runzele meine Stirn. Irgendetwas in seiner Stimme lässt mich aufhorchen.
"Wieso klingt das, wie ein großes Aber?"

Der Lockenkopf seufzt leise, nimmt meine Hand und zieht mich zu seinem Bett. Wir setzen uns nebeneinander, unsere Hände miteinander vereint und die Irritation in mir wächst an.
Sollte er nicht jubelnd durch den Raum tanzen?
"Ich... ich bin wirklich glücklich, dass du mir noch eine Chance geben möchtest", haucht Harry leise und sieht dabei auf unsere Hände. "Überaus glücklich."
Wartend sehe ich ihn an, mustere sein Seitenprofil und merke eine gewisse Unruhe in meinem Magen.
"Ich liebe dich, Love. Oh wahrlich, so sehr, dass es mir selbst ein bisschen Angst macht."
Das hier klingt nach einem verdammt, großen Aber.
"Und um dir das zu beweisen, habe ich die Gemälde auch wieder zurückgebracht."
"Harry", haucht ich, zwinge ihn damit mich anzusehen und lächele sanft.
"Sag schon, was dich bedrückt."
Er nickt, holt tief Luft und senkt erneut seinen Blick.
"Ich liebe dich, aber ich liebe auch dieses Gefühl, welches das Tauschen der Gemälde in mir auslöst. Ich... ich kann damit nicht aufhören. Noch nicht. Ich meine... irgendwie... vielleicht...-", er bricht ab und seufzt erneut.
"Vielleicht kann ich sie weiterhin tauschen und nach wenigen Wochen dann wieder zurückbringen? Und du... du könntest... du könntest einfach damit leben?"
Sprachlos klappt mein Mund auf. 

Er... was?!

"So wie May? Sie... sie versucht das auch zu ignorieren und schafft es ganz gut. Könntest du... vielleicht... also, könntest du dir das auch vorstellen?"
Entrüstet schnaufe ich auf. "Harry!", motze ich, möchte aufstehen, doch er hält meine Hände fest und hindert mich daran.
"Ich liebe dich, Louis. Und... ich verspreche dir, dass ich damit aufhören werde. Aber ich kann das jetzt noch nicht. Ich brauche noch ein bisschen Zeit dafür."
Gestresst schließe ich meine Augen und schüttele meinen Kopf.
"Ist dir eigentlich klar, um was du mich da bittest?"
Als ich meine Augen wieder öffne, sieht Harry mich an. Unsicherheit und Angst spiegelt sich in seinen Augen wider.
"Du würdest von allem ja auch nichts mitbekommen. Ich würde alles so machen, dass du nie auch nur die leiseste Ahnung hast, wann und wo ich den Tausch mache. Und nach wenigen Tagen tausche ich die Gemälde einfach wieder zurück."
"Und warum hörst du nicht direkt damit auf?"
Was soll diese Zeitaufschiebung?
"Ich... ich kann einfach nicht."

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