... du weißt, was das heißt?

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"War doch gar nicht so schlimm, oder?", möchte ich wissen, während Harry und ich die benutzten Gläser und Schalen in die Küche räumen.

Liam und Niall sind vor gut zehn Minuten verschwunden. Leicht beschwipst und mit einem gewissen Funkeln in den Augen. Vermutlich schaffen sie es nicht bis nach Hause. Ja, ich wette sogar darauf, dass sie sich einen abgelegenen Parkplatz suchen und dort übereinander herfallen.

"Sie sind wirklich nett."
Lächelnd nicke ich und schließe die Geschirrspülmaschine.
"Niall nimmt mich nächste Woche mit zum Golf."
Erstaunt sehe ich meinen Lockenkopf an, begegne einem kecken Schmunzeln und bekomme ein Augenzwinkern.
"Ich brauche ein neues Hobby und Niall hat sich mir förmlich aufgezwängt."
"Du weißt aber schon, dass Niall mit meinem Chief golfen geht?"
Harry nickt, beißt sich auf die Unterlippe und zuckt dann mit den Schultern. "Das sollte eigentlich kein Problem sein."
Ich hoffe es.
Sehr.

Wenig später liegen wir in meinem Bett, dicht aneinander gekuschelt, wobei Harry nicht gerade gemütlich liegt. Seine ach so schwere Verletzung macht ihm zu schaffen, was er nebenbei bemerkt alle drei Sekunden beklagt.
Aber da muss er jetzt durch. Viel machen kann man da nämlich nicht, außer abwarten.
Und sich vielleicht einfach nächstes Mal nicht anschießen lassen.
Wobei ich hier dringlich hoffe, dass es kein nächstes Mal geben wird.

~~**~~

Es ist Sonntag, als Harry und ich bei ihm im Wohnzimmer auf dem Sofa liegen und einen belanglosen Film schauen.
Das Frühstück ist noch nicht lange her und liegt uns träge im Magen.

Mittlerweile sind vier Tage vergangen und Harry ist noch nicht rückfällig geworden. Allerdings wirkt er nervös, spielt die ganze Zeit mit seinen Fingern herum und die innere Unruhe kann er auch nicht verbergen.
Gut, dass Niall ihn heute Nachmittag zum Golfen mitnimmt.
Er braucht wirklich Ablenkung.

"Wir könnten heute Abend zusammen essen gehen. Also Niall, Liam, du und ich", schlägt mein Freund vor und krault mir währenddessen durch meine Haare. Seufzend nicke ich, schmiege mich ein wenig enger an ihn heran und genieße dieses wonnige Gefühl in meinem Inneren.
"Wir sollten May und Zayn auch fragen."
Die Streicheleinheiten hören abrupt auf und verwundert neige ich meinen Kopf, sehe meinen Lockenkopf an.
"Du willst meine Freunde dabei haben?", möchte er leise wissen und sieht mich mit einem Blick an, den ich nicht richtig deuten kann.
"Ähm... klar, warum nicht?"
Immerhin kennt May ja Liam und Niall. Und Zayn hat sein Kriegsbeil anscheinend begraben. Oder zumindest zur Seite geräumt.
"Du möchtest, dass meine Freunde zusammen mit deinen Freunden abhängen?"
Leise lachend nicke ich erneut. "Naja und wir, wenn's gut läuft."
"Das heißt, du möchtest unsere Freundeskreise zusammenfügen?"
Nun runzele ich doch meine Stirn.
Was hat er denn?
"Warum nicht? Wäre doch ganz nett."
Harry starrt mich an und ich habe keine Ahnung, was ich davon jetzt halten soll. Findet er meine Idee so beschissen?
Doch plötzlich reißt er mich in seine Arme, überseht mein Gesicht mit unzähligen kleinen Küssen und beginnt dabei zu kichern. Ähm... okay?
"Alles gut?", will ich lachend wissen und drücke meinen Lockenkopf sanft von mir.
Er kichert erneut und nickt wie wild. Seine Locken wippen dabei auf und ab und erinnern eher an ein kleines Kind, als an einen erwachsenen Mann.
"Ich... du weißt, was das heißt?"
Irritiert schüttele ich den Kopf.
Was heißt es denn, wenn man gemeinsam mit Freunden Essen geht?
Ich schnalle es nicht.
"Es heißt, dass man angekommen ist."
Harry lächelt und zieht mich zurück in seine Arme.
"Wenn man die gemeinsamen Freunde zusammenbringt und darauf ein gemeinsamer Freundeskreis entsteht, dann ist man angekommen. Man zieht in Betracht, dass es so bleibt und sich nicht ändern wird."

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