Glaube mir, ich habe lange genug nach ihm gesucht

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„Ach komm schon! Wo bitte soll das denn ein Hamsterkäfig sein?", motzt Niall und sieht seinen Freund mit erboster Miene an. „Das ähnelt eher einem Katzenklo mit einem Haufen drinnen!"
Liam scheint ernsthaft empört zu sein und verschränkt bockig seine Arme, ehe er zu seiner Verteidigung übergeht.
„Na, man sieht doch eindeutig das Laufrad hier und das hier... das hier ist der Hamster mit vollen Backen! Selbst ein Kind kann das erkennen!"
Der Ire verdreht seine Augen und sieht in unsere belustigten Gesichter.
„Ich will tauschen. Jemand von euch muss mit Liam zusammen spielen."
„Gegenvorschlag", ertönt die Stimme von Harry, welcher sich sein Weinglas schnappt und in die Couch zurücklegt.
„Wir beenden das Spiel, ehe es hier zu einer Trennung kommt und spielen ein anderes Spiel. Es ist eh unmöglich zu gewinnen, wenn Zayn mitspielt. May hat bei den Zeichenaufgaben mit ihm einen deutlichen Vorteil und so wird nicht fair gespielt."
Der Schwarzhaarige schnauft, während May fröhlich in die Runde grinst. Natürlich grinst sie. Sie führen ja auch mit zwanzig Punkten.
„Gute Idee", stimmt Liam zu und erhebt sich. „Will vorher noch jemand was essen?"
Ich verdrehe meine Augen und deute auf meinen geöffneten Hosenknopf.
„Ich werde nie wieder etwas essen. Nicht nur, dass Niall uns drei Gänge serviert hat, nein! Er stopft uns die ganze Zeit mit Snacks voll. Harry kann mich nachher nach Hause rollen, wenn das so weiter geht."
Harry greift lächelnd nach meiner Hand und beugt sich zu mir, bevor er einen sanften Kuss auf meine Wange haucht.
„Ich liebe es, wenn du mein Haus zu Hause nennst."
Mein Bauch beginnt zu kribbeln, als ich seinen Blick sehe und ich mich schnell zu ihm beuge, damit ich einen richtigen Kuss bekomme.
„Bevor ich gleich kotzen muss, gehe ich lieber aufs Klo und leere meine Blase", höre ich Zayn brummen und er bekommt von Niall ein Lachen als Antwort.
Mir hingegen ist es egal.
Ich bin glücklich.
Zumindest in diesem Moment. Wer weiß, wie lange dieses Glück noch anhält.

Wenig später spielen wir Monopoly und dieses klappt ohne Streit.
Zwar kann ich dieses dumme Spiel nicht leiden, aber ich muss zugeben, dass es mit den richtigen Leuten gar nicht so doof ist, wie ich bisher immer gedacht habe.
Doch als Zayn auch dieses Spiel zu gewinnen scheint, rückt das eigentliche Spielen eher in den Hintergrund und die Gespräche nehmen wieder zu.
Zudem leert sich eine Weinflasche nach der Anderen und ich merke, dass ich jetzt schon viel zu beschwipst bin.
Harry scheint auch ein Gläschen zu viel gehabt zu haben, denn er wird von Minute zu Minute immer kuschelbedürftiger.
Er liegt schon fast auf meinem Schoß, klammert sich an meinem Pullover fest und kichert immer wieder niedlich vor sich hin, wenn irgendjemand etwas Lustiges sagt.
Während ich den Gesprächen lausche, kraule ich gedankenverloren durch seine weichen Locken und sauge dieses schöne Gefühl einfach in mir auf.
Liams Blick entgeht mir dabei nicht und als ich ihn ansehe, bekomme ich ein liebevolles Grinsen von ihm zugeworfen.
Er beobachtet uns.
Natürlich tut er das.
Und als er dann mit seinem Kopf in Richtung Küche nickt, weiß ich, dass ich keine andere Wahl habe, als ihm Folge zu leisten.
„Bin gleich wieder da", hauche ich meinem Lockenkopf ins Ohr und schiebe ihn sanft von meinem Schoß. Harry nickt, sieht mich aber schmollend an und bringt mich zum Lachen. Schnell küsse ich ihn, nur ganz kurz und als ich mich wieder löse, wird das Schmollen größer.

„Wasser?", möchte Liam wissen, als ich die Küchentür hinter uns schließe.
Dankend nehme ich das Glas entgegen und deute auf die Kaffeemaschine.
„Darf ich?"
Mein bester Freund verdreht seine Augen. „Natürlich darfst du."

Während ich auf meinen Kaffee warte und gleich einen zweiten für Harry mache, sehe ich Liam fragend an.
„Ihr passt gut zusammen", gesteht er und schenkt sich Wasser nach.
„Ich freue mich für dich."
Skeptisch ziehe ich meine Augenbraue in die Höhe.
„Aber?"
Irritiert sieht mein bester Freund mich an und schüttelt seinen Kopf.
„Es gibt kein Aber. Ich wollte es dir nur sagen. Ich finde es gut, dass du ihm noch eine Chance gegeben hast, auch wenn ich noch immer nicht genau weiß, was vorgefallen ist."
Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange und nehme meinen fertigen Kaffee in die Hand.
„Wir haben die Kurve bekommen und das ist das Wichtigste. Alles andere ist Vergangenheit."
Hoffe ich.

Es bleibt einen Moment still in der Küche, bis Liam sich auf einmal umdreht und eine Schublade öffnet. Er kramt etwas darin herum und holt dann eine kleine Schatulle aus der Hand.
„Äh... ist das...", möchte ich wissen und beobachte Liam dabei, wie er die Schatulle zwischen seinen Fingern hin und her gleiten lässt.
Er nickt, öffnet sie und zeigt mir den feinen, silbernen Ring.
„Ich werde es heute machen. Nachher, wenn ihr alle weg seid."
„Heute?"
Mein bester Freund nickt und grinst unsicher.
„Es sei denn, Niall trinkt noch mehr Wein. Aber er hat sich bereits eine Flasche Cola geholt. Und irgendwie... keine Ahnung... ich... heute habe ich genug Mut."
Lächelnd klopfe ich meinem besten Freund auf die Schulter.
„Ich finde es toll, aber wolltest du nicht den perfekten Moment an dem perfekten Ort?"
Liams Wangen erröten und er nickt schüchtern.
„Ich glaube, der perfekte Ort ist hier zu Hause und den perfekten Moment gibt es einfach nicht. Glaube mir, ich habe lange genug nach ihm gesucht."

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